Wenn ich möchte, dass auf
meine Kolumne eine Reaktion kommt, schreibe ich über Tiere.
Vor allem bei Artikeln über Zootiere ist die Chance gross, dass
sich Menschen melden, die meinen, Tiere gehörten nicht in den
Zoo.
Man muss gar nicht den ganzen
Artikel einem Zootier widmen. Oft reicht ein Absatz, schon kriegt
man Post. Einmal schrieb ich, dass in der Stuttgarter Wilhelma
die Affen fernsehen dürften – und überlegte, welches Programm
für Affen tauge. Daraufhin bekam ich die wütende Mail eines
Mannes, der mir erklärte, dass Affen weder vor dem Fernseher
noch im Zoo etwas zu suchen hätten.
Für
den Fall, dass einmal keine Reaktion mehr kommt, habe ich zwei
wenig originelle, aber zweckdienlich Thesen parat. Sie lauten:
Tiere gehören in den Zoo, sie haben im Asphaltdschungel nichts
verloren. Ausserdem wären sie eh längst ausgestorben, hätte
Noah sie nicht mit auf die Arche genommen. Das hebe ich mir
für harte Zeiten auf.
Manchmal fühle
ich mich wie der gute alte Kolumnist und Provokateur Henryk
M. Broder, den ich neulich in einer Talkshow über Paarbeziehungen
sah. Meist sass er unbeteiligt rum. Nur manchmal sagte er was
Schräges. Ich vermute, er wollte nur etwas Beachtung. Vielleicht
war’s ihm auch langweilig.

Ich
begnüge mich damit, diese Woche auf eine Meldung aus Dortmund
zu verweisen. Dort wurde im Zoo die 14 Jahre alte Löwin Moreni
von ihrem drei Jahre alten Sohn Lolek angegriffen und getötet.
Der Angriff, hiess es, sei „völlig unerwartet und plötzlich“
gekommen.
Rechtzeitig zum Muttertag
brachte die „Zeit“ einen Artikel über ein „unerhörtes Verbrechen“,
den Muttermord. Der Schluss lautete: „Wer seine Mutter loswerden
will, sollte keinen Mord begehen, sondern zu Hause ausziehen.“
Diese Möglichkeit hatte Lolek, der Löwe, nicht, da bin ich mir
mit alle Zoogegnern dieser Welt einig.
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