Ein Bildjournalist (Name
egal) war mit einer Zeitungsjournalistin (Name auch egal) zusammen.
Nun ist der schnellen Einseifgruppe von unserer Redaktion ein
Buch zugespielt worden (Titel egal), in dem die Frau die Beziehung
zu ihrem Ex literarisch aufgearbeitet hat.
Es
handelt sich um einen Roman, so dass man davon ausgehen muss,
dass die Frau die Freundschaft nicht eins zu eins wiedergibt,
sondern sich eine gewisse dichterische Freiheit herausnimmt.
Ich vermute, das ist nichts Besonderes. Selbst in die Werke
von Literaturnobelpreisträger mag Privates eingeflossen sein,
auch Details über Beziehungen. Über was soll man auch sonst
schreiben? Immer nur Storys aus zweiter Hand, die man im Fernsehen,
im Internet, aus der Zeitung oder vom Stammtisch aufgeschnappt
hat, langweilen das Publikum.

Doch
zurück zu besagtem Roman, in dem der Fotokollege, wie Sie sich
denken können, nicht sonderlich gut wegkommt. Ich bin noch nicht
ganz durch, aber so weit ich die Sache überschaue, ist das Werk
aus Sicht des Fotografen nicht dazu geeignet, um damit auf Elitepartner
herumzuprotzen.
In dem Roman
gibt es nach Auskunft des Fotografen Szenen, die sich so abgespielt
haben. Allerdings, sagt er, habe sich die Sache gerade andersherum
verhalten, so dass nicht er, sondern sie die Blöde war. Ich
erklärte dem Fotografen, das falle unter das Kapitel künstlerische
Freiheit. Es sei kaum anzunehmen, dass eine Frau ein Buch über
einen Verflossenen schreibe, aus dem sich dieser als einfühlsamer
Liebhaber und Hengst von Weltformat hervorgehe. Ich hätte nichts
dagegen, als Vorlage für eine Romanfigur auf Erden zu wandeln.
Lieber eine schlechte als gar keine Presse.
Warum
ich das alles ausbreite? Um unsere lieben Jungleser für das
Thema Partnersuche zu sensiblisieren. Wie unser Beispiel zeigt,
kann es nicht schaden, wenn man beizeiten die berufliche Tätigkeit
seines Lebensabschnittgefährten im Blick hat. Denn natürlich
ist es riskanter, mit einer Journalistin anzubändeln als mit
einer Bäckereifachverkäuferin. Kaum anzunehmen, dass eine Bäckereifachverkäuferin
mit einem Roman nachtritt. Wo sollte sie das auch tun? In der
"Bäckerblume"? Dort gibt's nicht mal eine Beziehungsecke.
Bei einer Apothekenhelferin hätte ich schon eher Bedenken. Weniger
aus schreiberischer Sicht, aber die Frau hätte Zugang zu Medikamenten.

Bemerkenswert
ist, dass die Journalistin von ihrem Ex-Fotografen nichts zu
befürchten braucht. Würde er sich mit der Veröffentlichung von
Fotos zur Wehr setzen, könnte die Frau das Recht am eigenen
Bild einklagen. Manchmal ist die Welt einfach ungerecht, auch
das können wir aus der Geschichte lernen.
Im
Übrigen, sagte ich dem Fotografen, hätte alles viel schlimmer
kommen können. Angenommen, er wäre mit der Tochter eines Waffenschiebers
oder eines Mafiabosses zusammen gewesen. Im Vergleich dazu ist
er mit einem Roman gut bedient, zumal nicht zu erwarten ist,
dass der jemals zur Weltliteratur zählen wird.
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