Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (03. Mai 2015)
 
Augen auf bei der Partnerwahl
 

   Ein Bildjournalist (Name egal) war mit einer Zeitungsjournalistin (Name auch egal) zusammen. Nun ist der schnellen Einseifgruppe von unserer Redaktion ein Buch zugespielt worden (Titel egal), in dem die Frau die Beziehung zu ihrem Ex literarisch aufgearbeitet hat.

   Es handelt sich um einen Roman, so dass man davon ausgehen muss, dass die Frau die Freundschaft nicht eins zu eins wiedergibt, sondern sich eine gewisse dichterische Freiheit herausnimmt. Ich vermute, das ist nichts Besonderes. Selbst in die Werke von Literaturnobelpreisträger mag Privates eingeflossen sein, auch Details über Beziehungen. Über was soll man auch sonst schreiben? Immer nur Storys aus zweiter Hand, die man im Fernsehen, im Internet, aus der Zeitung oder vom Stammtisch aufgeschnappt hat, langweilen das Publikum.



   Doch zurück zu besagtem Roman, in dem der Fotokollege, wie Sie sich denken können, nicht sonderlich gut wegkommt. Ich bin noch nicht ganz durch, aber so weit ich die Sache überschaue, ist das Werk aus Sicht des Fotografen nicht dazu geeignet, um damit auf Elitepartner herumzuprotzen.

    In dem Roman gibt es nach Auskunft des Fotografen Szenen, die sich so abgespielt haben. Allerdings, sagt er, habe sich die Sache gerade andersherum verhalten, so dass nicht er, sondern sie die Blöde war. Ich erklärte dem Fotografen, das falle unter das Kapitel künstlerische Freiheit. Es sei kaum anzunehmen, dass eine Frau ein Buch über einen Verflossenen schreibe, aus dem sich dieser als einfühlsamer Liebhaber und Hengst von Weltformat hervorgehe. Ich hätte nichts dagegen, als Vorlage für eine Romanfigur auf Erden zu wandeln. Lieber eine schlechte als gar keine Presse.

   Warum ich das alles ausbreite? Um unsere lieben Jungleser für das Thema Partnersuche zu sensiblisieren. Wie unser Beispiel zeigt, kann es nicht schaden, wenn man beizeiten die berufliche Tätigkeit seines Lebensabschnittgefährten im Blick hat. Denn natürlich ist es riskanter, mit einer Journalistin anzubändeln als mit einer Bäckereifachverkäuferin. Kaum anzunehmen, dass eine Bäckereifachverkäuferin mit einem Roman nachtritt. Wo sollte sie das auch tun? In der "Bäckerblume"? Dort gibt's nicht mal eine Beziehungsecke. Bei einer Apothekenhelferin hätte ich schon eher Bedenken. Weniger aus schreiberischer Sicht, aber die Frau hätte Zugang zu Medikamenten.



   Bemerkenswert ist, dass die Journalistin von ihrem Ex-Fotografen nichts zu befürchten braucht. Würde er sich mit der Veröffentlichung von Fotos zur Wehr setzen, könnte die Frau das Recht am eigenen Bild einklagen. Manchmal ist die Welt einfach ungerecht, auch das können wir aus der Geschichte lernen.

   Im Übrigen, sagte ich dem Fotografen, hätte alles viel schlimmer kommen können. Angenommen, er wäre mit der Tochter eines Waffenschiebers oder eines Mafiabosses zusammen gewesen. Im Vergleich dazu ist er mit einem Roman gut bedient, zumal nicht zu erwarten ist, dass der jemals zur Weltliteratur zählen wird.

 

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