Bloss nicht verausgaben

1 Was
wir nicht lesen und sehen wollen Es gibt Begriffe in der Boulevardpresse,
die besonders im Frühjahr überstrapaziert werden. Etwa die Bezeichnung
"After-Baby-Body" - wenn Hollywoodsternchen zwei Wochen
nach einer Geburt schon wieder mit flachem Waschbrettbauch über
den roten Teppich stolzieren. Das ist im echten Frauenleben
trotz Rückbildungsgymnastik und Fitness-Übungen kaum machbar.
2 Aufrüstung
der Discounter Kaum blinzelt die Sonne vom Himmel,
rüsten die Discounter auf. Kein Sportgerät, das man nicht erstehen
kann. Karbon-Nordic-Walking- oder Aluminium-Trecking-Stöcke,
Federhanteln, Bauchtrainer, Stepper, Rudergeräte, Vibrationsplatten,
Jongliersets, Trampoline. Diese Apparaturen sollen dem Normalsterblichen
suggerieren, dass ohne sie die Muskulatur völlig erschlafft.
Stimmt natürlich nicht. Abgesehen davon - Liegestützen und Kniebeugen
funktionieren auch ohne Technik-Chichi.
3 Fitness-Bekleidung
ist demütigend Um die unter Punkt zwei genannten
Fitnessgeräte überhaupt sinnvoll benutzen zu können, braucht
man offenbar auch passende Funktionsbekleidung. Will man uns
wenigstens weismachen. Aber Entschuldigung, diese wurstpellenartigen
Plastikklamotten, wahlweise in Pastell- oder Kreischfarben,
die den über die WIntermonaten angefutterten Winterspeck erst
so richtig zur Geltung bringen, sind eine Zumutung.
4 Zweckentfremdung Die meisten Fitness-Gerätschaften
werden in den heimischen vier Wänden ganz anderen Verwendungszwecken
zugeführt als ursprünglich vorgesehen. Laufbänder dienen als
Ablage für unsortierte Steuerunterlagen, Profi-Aerobic-Steppbretter
mutieren zu Schuhregalen - für die vielen Sportschuhe, die man
ja auch benötigt. Auf dem in eine Ecke verbannten Rudergerät
döst die Hauskatze. Alles selbst gesehen.
5 Fitness-Geräte
als Sondermüll Wer das neue Monster-Trampolin
mit vier Meter Durchmesser im Garrten aufstellt, merkt rasch:
Bereits nach ein paar Tagen oder Wochen ebbt die Begeisterung
daran ab. Wer möchte sich schon beim Herumhüpfen von neugierigen
Nachbarn oder Passanten begaffen lassen? Eben. So rosten und
verstauben die Teile in kürzester Zeit. Wohin mit dem vielen
Altmetall und -kunststoff?
6 Schlechtes
Gewissen durch Apps Logischerweise geht heute nichts
mehr ohne Sport-Apps. Doch was soll es einen bitte schön sagen,
wenn die "Freunde" in den sozialen Netzwerken dauernd
ihre Laufstrecken samt benötigter Zeit und den beim Laufen verbrannten
Kalorien posten? Dass man weiss, dass derjenige nicht faul vor
dem Fernseher herumhängt? Dass man es selbst viel nötiger hätte?
Das macht nur ein schlechtes Gewissen.
7 Überanstrengung
ist Gift "Alle Dinge sind Gift, und
nichts ist ohne Gift; allein die Dosis macht's, dass ein Ding
kein Gift sei!" Sagte schon Paracelsus, der berühmte Arzt
und Alchemist. Bewegung ist wichtig, keine Frage. Aber es schadet
nicht, auch bei Leibesübungen Mass zu halten. Sonst kann's schmerzhafte
Muskelzerrungen, Bänderdehnungen oder Gelenkbeschwerden geben.
Muss nicht sein.
8 Nicht
in Schönheit sterben müssen In unserer Gesellschaft herrschen
Jugend- und Fitnesswahn. Es wird Zeit, entgegenzusteuern, um
in Würde alt und klapprig werden zu können. Nichts gegen Bewegung,
doch man ist nicht glücklicher, wenn wenn man sich dauernd verrenkt.
Das gilt im wörtlichen wie im übertragenden Sinne.
9 Fitness-Trends
sind kurzlebig Jedes Jahr werden neue Fitness-Trends ausgerufen.
CrossFit, Tabata, Yin-Yoga, Body-Balance, TRX-Training. Bewertungsformen
aus aller Welt sind da zusammengemischt, von japanischer Wirbelsäulentherapie
bis hin zu neuseeländischen Tänzen. Die Modesportarten verschwinden
meist so schnell, wie sie aufgetaucht sind.
10 Fitness
ist mehr als Ertüchtigung Vielleicht sollte man einfach mal
mit strammen Spaziergängen beginnen. Sonnenstrahlen auf der
Haut spüren, Magnolien blühen sehen, Vogelgezwitscher hören,
mit Freunden plaudern. Das ist gesund, macht nebenbei auch Geist
und Seele fit. Und kostet nicht einen Cent.
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