Das Standardgewehr der Bundeswehr
soll zum Teil aus billigem Kunststoff bestehen. Dieser Vorwurf
wurde in der vergangenen Woche laut. Der billige Kunststoff
verträgt angeblich keine Hitze, so dass sich irgendwann der
Gewehrlauf verzieht. Ziele, die weiter als 100 Meter entfernt
seien, treffe man dann nur noch mit viel Glück, heisst es. Die
Soldaten müssten - und das scheint denn auch der deutsche Verteidigungsplan
für die Sommermonate zu sein - den Feind ganz nah rankommen
zu lassen. In der Hoffnung, dass auch die Gewehre des Feindes
äusseren Einflüssen unterliegen, sollte man zudem laut rufen:
Verzieht euch!

Patzer
bei der Beschaffung von Rüstungsgütern sind ein Lieblingsthema
dieses Blattes. Dieses Blatt ist nämlich ein pazifistisches
Blatt. Immer wieder müssen wir über zweitklassige Produkte berichten,
die sich unsere Bundeswehr hat andrehen lassen. Obwohl die Verteidigungsbereitschaft
der Truppe dadurch etwas eingeschränkt wird, ist Panik fehl
am Platze. Oberste Bürgerpflicht ist auch in solchen Fällen:
Ruhe B-Waren!
Glaubt man der zuständigen
Rüstungsfirma Heckler & Koch, ist das Ganze eine typische
deutsche Diskussion. Das Gewehr sei seit fast 20 Jahren weltweit
in über 35 Staaten im Einsatz, teilte das Unternehmen aus Oberndorf
(Kreis Rottweil) mit. Nirgendwo habe es bislang Klagen gegeben.
Diese Stellungsnahme beruhigt insofern, als dass die deutschen
Soldaten demnach nicht die einzigen sind, deren Gewehre in der
Hitze des Gefechts krumm werden. Es herrscht also Waffengleichheit,
wenn auch nicht in allen Fällen. Wer dieses Argument zum Schiessen
findet, der ist wahrscheinlich mit einer Kallaschnikow ausgestattet.
Wir
wollen an dieser Stelle alle Kritiker auch mal darauf hinweisen,
dass man nicht alles haben kann. Das Standardgewehr der Bundeswehr
ist besonders leicht, die Munition relativ klein, Es handelt
sich also nicht um einen Elefantentöter, mit dem man auf grosse
Distanz die Welt zur Ordnung rufen kann. Das hat durchaus Sinn,
denn zum einen stehen Elefanten unter Artenschutz. Zum anderen
ist das Gewehr für die Infanterie gedacht, also für das gemeine
Fussvolk. Und unter dem Aspekt, dass die Transportmöglichkeiten
der Bundeswehr äusserst beschränkt sind, müssen die gemeinen
Soldaten längere Fusswege zurücklegen können. Eine klassische
win-win-Situation eben. Oder würden Sie einen Anhalter mitnehmen,
der total überladen am Wegesrand steht?

Der
verstärkte Einsatz von Kunststoffen bringt nun einmal Nachteile
mit sich. Den alten Stahlhelm konnte man zum Beispiel noch als
Sitzgelegenheit nutzen, die modernen Helme eher nicht so. Das
alles wird nicht verhindern, dass das Standardgewehr grosses
Thema wird. Hauptsache es knallt.
Linkspartei
und Grüne werden sich diue Chance nicht entgehen lassen , um
im Bundestag einen Untersuchungsausschuss einzurichten. Dann
wird das Gewehr auseinandergenommen und wieder zusammengebaut.
Wenn sich aber in allen anderen Staaten kein Soldat beschwert
hat, fragt man sich schon, wann Deutschland es endlich lernt,
mit Mängeln zu leben. Alles muss immer perfekt sein! Genau das
aber gibt es in einer freien Gesellschaft, die von Eigenverantwortung
lebt, nie. Mit anderen Worten, Deutschland wird auch und gerade
am Hindupfusch verteidigt.
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