Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (12. April 2015)
 
Zum Schiessen
 

   Das Standardgewehr der Bundeswehr soll zum Teil aus billigem Kunststoff bestehen. Dieser Vorwurf wurde in der vergangenen Woche laut. Der billige Kunststoff verträgt angeblich keine Hitze, so dass sich irgendwann der Gewehrlauf verzieht. Ziele, die weiter als 100 Meter entfernt seien, treffe man dann nur noch mit viel Glück, heisst es. Die Soldaten müssten - und das scheint denn auch der deutsche Verteidigungsplan für die Sommermonate zu sein - den Feind ganz nah rankommen zu lassen. In der Hoffnung, dass auch die Gewehre des Feindes äusseren Einflüssen unterliegen, sollte man zudem laut rufen: Verzieht euch!



   Patzer bei der Beschaffung von Rüstungsgütern sind ein Lieblingsthema dieses Blattes. Dieses Blatt ist nämlich ein pazifistisches Blatt. Immer wieder müssen wir über zweitklassige Produkte berichten, die sich unsere Bundeswehr hat andrehen lassen. Obwohl die Verteidigungsbereitschaft der Truppe dadurch etwas eingeschränkt wird, ist Panik fehl am Platze. Oberste Bürgerpflicht ist auch in solchen Fällen: Ruhe B-Waren!

   Glaubt man der zuständigen Rüstungsfirma Heckler & Koch, ist das Ganze eine typische deutsche Diskussion. Das Gewehr sei seit fast 20 Jahren weltweit in über 35 Staaten im Einsatz, teilte das Unternehmen aus Oberndorf (Kreis Rottweil) mit. Nirgendwo habe es bislang Klagen gegeben. Diese Stellungsnahme beruhigt insofern, als dass die deutschen Soldaten demnach nicht die einzigen sind, deren Gewehre in der Hitze des Gefechts krumm werden. Es herrscht also Waffengleichheit, wenn auch nicht in allen Fällen. Wer dieses Argument zum Schiessen findet, der ist wahrscheinlich mit einer Kallaschnikow ausgestattet.

   Wir wollen an dieser Stelle alle Kritiker auch mal darauf hinweisen, dass man nicht alles haben kann. Das Standardgewehr der Bundeswehr ist besonders leicht, die Munition relativ klein, Es handelt sich also nicht um einen Elefantentöter, mit dem man auf grosse Distanz die Welt zur Ordnung rufen kann. Das hat durchaus Sinn, denn zum einen stehen Elefanten unter Artenschutz. Zum anderen ist das Gewehr für die Infanterie gedacht, also für das gemeine Fussvolk. Und unter dem Aspekt, dass die Transportmöglichkeiten der Bundeswehr äusserst beschränkt sind, müssen die gemeinen Soldaten längere Fusswege zurücklegen können. Eine klassische win-win-Situation eben. Oder würden Sie einen Anhalter mitnehmen, der total überladen am Wegesrand steht?



   Der verstärkte Einsatz von Kunststoffen bringt nun einmal Nachteile mit sich. Den alten Stahlhelm konnte man zum Beispiel noch als Sitzgelegenheit nutzen, die modernen Helme eher nicht so. Das alles wird nicht verhindern, dass das Standardgewehr grosses Thema wird. Hauptsache es knallt.

   Linkspartei und Grüne werden sich diue Chance nicht entgehen lassen , um im Bundestag einen Untersuchungsausschuss einzurichten. Dann wird das Gewehr auseinandergenommen und wieder zusammengebaut. Wenn sich aber in allen anderen Staaten kein Soldat beschwert hat, fragt man sich schon, wann Deutschland es endlich lernt, mit Mängeln zu leben. Alles muss immer perfekt sein! Genau das aber gibt es in einer freien Gesellschaft, die von Eigenverantwortung lebt, nie. Mit anderen Worten, Deutschland wird auch und gerade am Hindupfusch verteidigt.

 

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