Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (05. April 2015)
 
Hosen voll
 

   Seit er denken kann, träumt der Mensch vom Fliegen. Was zu teils halsbrecherischen Flugmaschinen und nicht selten zu Schlagerzeilen wie dieser geführt hat: "Wenn ich ein Vöglein wär, ..." Auch ich hätte bis vor kurzem bedenkenlos das Lied geträllert - doch seit ich diese Woche von einer Studie der kanadischen University of Guelph Wind bekommen habe, bin ich weit davon entfernt, mich auch nur gedanklich in die Lüfte zu schwingen.



   Wissenschaftler hatten einen winzigen Singvogel mit dem hübschen Namen Streifenwaldsänger erforscht und dabei herausgefunden, dass die Tiere auf ihrem Flug von Nord- nach Südamerika oft Tausende Kilometer über dem offenen Meer flögen. In zwei bis drei Tagen würden sie nonstop bis zu 2500 Kilometer zurücklegen. Schon bei dem Gedanken daran, aus eigener Kraft übers offene Meer fliegen zu müssen, mache ich mir in die Hose. Ich glaube nicht, dass eine volle Hose die Flugeigenschaften über dem offenen Meer verbessert.

   Wer jemals ins südliche Spanien kutschiert ist, weiss, bereits bei 2500 Kilometer ohne Unterbrechung auf dem Landweg kriegst du einen Vogel. Aber da kannst du wenigstens rechts ranfahren, wenn dich der Hunger oder die Blase plagt. Aber so über dem Meer, unter einem nichts als Wasser und Haie.



   Ich meine, manchmal ist es schon recht verantwortungslos, wie die Natur das eingerichtet hat. In dem Punkt hätte sie sich ruhig mal ein Vorbild an uns Menschen nehmen können. Es ist ja keine Willkür, wenn LKW-Fahrer alle paar Stunden eine Pause einlegen müssen und nach neun Stunden Feierabend ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Singvogel bis zum Ende eines Langstreckenflugs höchst konzentriert ist.

   Also wenn ich ein Vöglein wär, tät ich nicht den Schnabel halten, sonderm dem Vogelschutzbund was zwitschern. Und ganz sicher würde ich mir keinen Namen wie Streifenwaldsänger verpassen lassen, der nicht im mindestens darauf hinweist, wo der Hase im Pfeffer liegt.

 

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