So wetterwendig der April
in den ersten Tagen war, eines lässt sich jetzt schon mit Gewissheit
vohersagen: Mitte des Monats wird es Blitze hageln.
Um
das zu wissen, bedarf es keiner meteorologischen Kenntnissen,
es reicht, wenn man die Nachrichtenlage der zurückliegenden
Woche im Blick hat. Am 21. März meldeten die Agenturen, dass
am 16. April der nächste bundesweite Blitz-Marathon anstehe.
Im ersten Moment erging es unserem Redaktion-Driving-Team wie
Millionen Autofahrern. Wir hatten gehofft, das sei ein Aprilscherz.
Aber am 31. März macht man keine Aprilscherze. Noch nicht mal
am 1. April macht man Aprilscherze, jedenfalls zu diesem Thema.
Es gibt humoristische Grenzen.

Als
Erstes bekam der Handel die Auswirkungen zu spüren. In Erwartung
von Bussgeldbescheiden sank die Kauflaune. Der vorösterliche
Umsatz brach ein. Der Deutsche Osterhasenbund (DOB) protestierte
scharf: "Nicht genug, dass wir lange Ohren haben. Jetzt
dreht man uns auch noch eine lange Nase. Selbst wenn Herrschaften
namens Hase bekanntlich nichts wissen, dass wir auf unseren
Eiern sitzenbleiben werden, ist eiklar."
Harsch
auch die Reaktion der Vereinigung Mama-Taxi (VMT). Ohne eine
gewisse Toleranz gegenüber Geschwindigkeitsüberschreitungen
sei das tägliche Arbeitspensum nicht zu bewältigen. Die VMT
schlug vor, wenigstens auf Routen wie Wohnort-Kindergarten-Discounter
oder Wohnort-Schule-Nagelstudio nicht zu blitzen. Oder das Kindergeld
"Bussgeld-kompatibel" anzuheben.
Erstaunlich
mild fiel die Reaktion des ADAC in München aus, was damit zu
tun haben könnte, dass die Reiseabteilung der Freie-Fahrt-für-freie-Bürger-Bande
von einst mittlerweise E-Bike-Ferien von Helgoland bis Lummerland
anbietet. Nur aus einem Gau im Nordschwarzwald, bis zu dem es
sich nicht herumgesprochen hatte, dass es nun "Regionalclub"
heisst, wurde unter der Überschrift "Melkkuh der Nation
droht Blitzkrieg" eine Protestnote übermittelt.

Immerhin,
man scheint aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt zu haben.
Die Besatzung der Internationalen Raumstation ISS wurde über
den Blitz-Marathon in Kenntnis gesetzt. Sie hatte letztmals
"extreme Gewittererscheinungen über Deutschland" ans
Kontrollzentrum gefunkt. Da insgesamt 21 europäische Länder
Jagd auf sportliche Autofahrer machen, ist ein kontinentales
Wetterleuchten zu erwarten.
Die Mehrheit
der Deutschen Schnellfahrer lässt sich wohl auch dieses Mal
nicht ausbremsen. Verkehrspsychologen befürchten gar, ambitionierte
Automobilisten könnten die mediale Aufmerksamkeit nutzen, um
Geschwindigkeitsrekorde aufzustellen und diese dann schneller
als die Polizei ins Netz zu stellen.
Zuletzt
schien so etwas wie Entspannung aufzukommen. Die Polizei, hiess
es, werde mit Radarpistolen von Heckler & Koch auf Raserjagd
gehen, deren Treffsicherheit bei Dauerbeschuss nachlasse. Doch
die Nachricht datiert vom 1. April. Es wird also ernst.
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