Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (22. Februar 2015)
 
Dumm das
 

   Wir hätten es müssen wissen. All die Jahre war es stetig bergauf gegangen, hatten wir uns vom Affen zum Menschen entwickelt, waren herabgestiegen von den Bäumen und in die Städte gezogen, hatten den aufrechten Gang und die Bedienung eines Computers erlernt und waren dabei immer klüger geworden. Doch jetzt scheint der unaufhaltsame Aufstieg des Homo Sapiens vorbei zu sein. Die Menschen werden wieder dümmer - und zwar messbar. Das legt eine finnische Studie nahe, die uns nachhaltig erschüttert hat.

   Demnach ist der durschnittliche Intelligentquoitent finnischer Rekruten von 1997 bis 2009 um zwei IQ-Punkte gefallen - nachdem er in den Jahren zuvor noch um stolze vier Punkte gestiegen war. Zu ähnlichen Ergebnissen kommen Wissenschaftler auch in den anderen nordischen Ländern, Australien, Grossbritannien, den USA oder Holland. Worauf der schleichende Verfall zurückzuführen ist? Es gebe viele Spekulationen, aber derzeit noch wenig wissenschaftllich Konkretes, sagen die Wissenschaftler.



   Zu wenig Bewegung, zu viel Internet lautet die Theorie. Warum mühsam etwas lernen, wenn man es kurz im Internet nachschlagen kann? Warum sich beim Sport quälen, wenn man anderen bequem vom Sofa aus dabeiu zusehen kann? Warum nachdenken, wenn man sich soo einfach in seiner Meinung bestätigen lassen kann? Bis das bewiesen werden kann, ist es bei dem derzeitigen Tempo der Verdummung möglicherweise schon zu spät, um das Ruder herumzureissen.

   Vielleicht haben wir auch einfach nur das Maximum erreicht, heisst es aus Finnland über den neuen Trend zur Einfalt. Eine steile These, die leider kaum überzeugt, wenn man den Blick durch die Strassenbahn oder das Fernsehprogramm schweifen lässt. Zumal Finnland bei den Pisa-Studien immer viel weiter vorne landet als der Rest vom Schützenfest. Wie dumm müssen wir da erst sein? Was uns schliesslich zum einzig halbwegs positiven Aspekt dieser erschütternden Meldung bringt: Für Deutschland liegen derartige Studien noch nicht vor.

 

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