Grosses Lob an unsere Mutti.
Nach allgemeiner Einschätzung hat unsere Bundeskanzlerin vergangene
Woche die Welt gerettet, indem sie um die Welt gejettet ist.
Rund 20 000 Kilometer soll Angela Merkel nach ersten Hochrechnungen
in sieben Tagen zurückgelegt haben, um den Ukraine-Konflikt
zu entschärfen. Danach flog sie zurück nach Europa und zog den
aufmüpfigen Griechen den Zahn.
In die
allgemeine Begeisterung über Dr. Merkels Arbeitseinsatz mischen
sich allerdings auch besorgt-kritische Stimmen: Wie oft kann
Angela Merkel noch solche Kraftakte meistern, ohne an Geist
und Körper Schaden zu nehmen? Klar, 60 ist kein Alter bei heutigem
Renteneintrittsalter von 76 und mehr, aber 17 Stunden lang mit
Russlands Präsident und Separatistenversteher Putin verhandeln,
das hält doch kein Mensch aus, ohne eine Flasche Wodka Gorbatschow
zu trinken.

Aus
Regierungskreisen wird versichert, Merkel trinke, wenn überhaupt,
nur guten Rotwein. Alkohol vertrage sie zudem sehr gut, sogar
gegen Schnapsideen sei sie weitgehend immun.
Allerdings
kann auch Schlafmangel einen betrunken machen. Längerfristig
können sogar Depressionen die Folge sein. Merkels Hinweis, sie
könne Schlaf tanken wie ein Kamel Wasser, beruhigt die Kritiker
nicht wirklich. Sie fragen sich, wann Merkel eigentlich den
Schlaf tankt, den sie für ihre Auslandseinsätze braucht. Bei
Bundestagssitzungen oder im Kabinett? Merkels Arbeitsweise scheint
jedenfalls zu sein, aussenpolitisch macht sie die Nächte durch,
innenpolitisch schläft sie sich aus.
Die
Bundeskanzlerin kann sich das aber auch leisten, denn in der
Innenpolitik ist nicht mehr viel los. Wenn Arbeit auch mit Geräuschen
verbunden ist, dann hat die grosse Koalition ihre Arbeit weitgehend
eingestellt. Nicht einmal von Horst Seehofer hört man noch etwas,
aber vielleicht spart sich der bayrische Ministerpräsident seine
nächsten Querschüsse für den Politischen Aschermittwoch auf.
Merkel
hat zudem klar erkannt, dass in der Aussenpolitik es sich viel
leichter punkten lässt. In Minsk haben sich die Konfliktparteien
auf eine Erklärung mit 13 Punkten geeinigt. Selbst wenn es etwas
lange gedauert hat, ist das immer noch fast ein Punkt pro Stunde.
In der Innenpolitik hingegen braucht die Kanzlerin in der Regel
mindestens zwei Wochen, um sich mit der sperrigen Schwesterpartei
CSU auch nur auf einen Punkt zu verständigen.

Die
Opposition hat es da einfacher. Oskar Lafontaine zum Beispiel
zauberte als Chef der Linken im Jahr 2008 mal ein 100-Punkte-Programm
aus dem Hut. Welche Regierung schafft denn sowas?
Eine
hohe Punktezahl garantiert allerdings noch lange keinen Erfolg.
Hitler ging mit einem 25-Punkte-Plan ins Rennen, Pegida startete
immerhin mit 19 Programmpunkten. Inzwischen sind die Forderungen
der Islam-Kritiker - wie die ganze Bewegung - auf nur noch sechs
Punkte zusammengeschrumpft. Ein schlauer Mensch hat mal gesagt,
es kommt nicht auf die Anzahl der Punkte an, sondern auf deren
Qualität. So ist es, Punkt.
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