Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (01. Februar 2015)
 
Fahren lassen
 

   Seien Sie vorsichtig, wenn Sie in ferner Zukunft auf der A 81 zwischen Singen und Würzburg oder auf der A 9 zwischen Nürnberg und München von einem Wagen geschnitten werden. Nicht gleich das gängige Prozedere abfahren: Hupe, Lichthupe, Vogel zeigen, Seitenscheibe runter, Stinkefinger raus. Vergewissern Sie sich zuerst, dass auch ein Fahrer hinterm Steuer sitzt. Es besteht nämlich die Möglichkeit, dass auf diesen Streckenabschnitten ein Automobil unterwegs ist, das gewissermassen von selbst fährt. Noch weiss kein Mensch, wie selbst fahrende Autos auf Aggressivität im Strassenverkehr reagieren.

   Ja, meine lieben Leser, es führt kein Weg daran vorbei: den autonomen Automobilen gehört die Zukunft. Als ich das diese Woche in meiner Zeitung las, habe ich mich gewundert: Mein Wagen fährt eigentlich schon immer ohne grosses Zutun meinerseits. Ich kann nebenher telefonieren, simsen, essen, ein Heissgetränk aufbrühen. Manchmal, wenn sämtliche Snickers verdrückt sind und die Kaffeekanne leer ist, habe ich eine Hand frei. Deshalb habe ich mir überlegt, ob ich nicht das Rauchen anfangen soll.



   Selbst fahrend heisst, die Karre wird wie eine Waschmaschine über ein Computerprogramm gesteuert. Da der Technik für gewöhnlich keine Grenzen gesetzt sind, wird man nicht nur die Strecke aussuchen, sondern auch zwischen verschiedenen Fahrmodi wählen können: Lasse ich mich heute von einem leicht berauschten Fahranfänger aus dem ländlichen Raum chauffieren? Oder lieber von einem geborenen Rechthaber im Ruhestand? Oder kehre ich meine feminine Note heraus? Männer, mal abgesehen davon, dass mir mit femininem Fahrstil ein Frauenparkplatz zusteht: Wollen wir das?

   Was wir dringend brauchen, ist eine Enquete-Kommission des Bundestags, die sich mit den ethischen Aspekten beschäftigt, also der Frage, wo dem selbst fahrenden Auto Grenzen gesteckt werden. Kann es sein, dass ein Wagen ohne Zutun seiner Insassen in den Urlaub fährt? Ich fürchte, da kommt was auf uns zu.

 

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