Während auf Schulhöfen,
in Internetforen und in der guten alten Zeitung eine hitzige
Debatte darüber entbrannt ist, ob die Schüler in unseren Lehranstalten
aufs Leben vorbereitet werden (Stichwort: Steuererklärung),
erreicht uns folgende Nachricht: Der Fernsehunterhalter a. D.
Harald Schmidt soll vor 200 Oberschülern in Erftstadt-Liblar
bei Köln eine Doppelstunde im Fach Lebenskunde gehalten haben.
So
weit wir die Angelegenheit aus der Ferne beurteilen können,
hat Herr Schmidt seine Sache gut gemacht. Er sei nicht nur unterhaltsam
gewesen, er habe den jungen Leuten auch ernst gemeinte Sätze
mit auf den Lebensweg gegeben, etwa der Art: „Enthusiasmus und
Eigeninitiative sind durch nichts zu ersetzen.“

Angesichts
solch erbaulicher Worte ist man geneigt, an die Kultusministerkonferenz
der Länder eine feurige E-Mail zu schreiben, mit der Aufforderung,
Herrn Schmidt doch als Lebenskundler auf Tournee durch die Schulen
zu schicken. Zumal die Schüler auch frech gefragt haben sollen,
was wohl auch dem Umstand zu verdanken ist, dass sie den Ex-Moderator
nur vom Hörensagen kannten. Auch soll Herr Schmidt bestens gelaunt
gewesen sein, was wiederum den Verdacht nahe legt, dass dem
Mann die grosse Bühne gefehlt hat. Mit 200 Schülern hatte er
zehnmal so viele Zuschauer wie zuletzt beim Bezahlsender Sky.
Bei
genauer Betrachtung kommen dem deutschen Grübelgeist jedoch
Bedenken, ob eine Mail an die Kultusminister der Länder wirklich
so klug wäre.
Erstens: Ist es pädagogisch
ratsam, einen 57-jährigen Frührentner auf junge Leute loszulassen,
die erst mit 75 Jahren an die Rente denken dürfen? Zudem noch
einen Mann, der sich bereits vor zehn Jahren hätte zur Ruhe
setzen können und zu dessen Zeitvertreib es gehört, mit Spielgeld
an der Börse zu zocken.
Zweitens: Können
wir es verantworten, dass sich die geplagte Lehrerschaft künftig
an einem Giganten des Unterhaltungsgewerbes messen lassen muss?
Wären da TV-Kollegen aus den dritten Programmen nicht die bessere
Wahl?
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