Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (11. Januar 2015)
 
Mach mir den King
 

   Das, meine Damen und Herren, ist eine Bilanz, die sich zum Achtzigsten des King of Rock'n'Roll sehen lassen kann: Drei ausgekugelte Hüften, ein halbes Dutzend angerissener Stimmbänder, zwei aufgebrochene und leer gefutterte Medikamentenschränke.

   So sieht es aus, wenn sich eine Zeitungsredaktion mal nicht in Wort und Bild mit dem King beschäftigt, sondern im eigenen Haus einen Elvis-Imitatoren-Wettbewerb veranstaltet. Regel 1: Als Elvis-Darsteller ist es hilfreich, wenn man stimmlich den King of Schluckauf Peter Kraus hinter sich gelassen hat. Regel 2: Wer klingt wie die deutsche Nationalelf 1974 unter der Leitung von Kapellmeister Franz Beckenbauer, beschränke sich auf die Körpersprache des King, den berühmten Hüftschwung. Leider wirkt diese rythmische Sporteinlage, liebe Kollegen aus der Politikredaktion, beim sozialkritischen Rührstück "In the Ghetto" deplaziert.



   Wenn isch Nachwuchskräfte am King versuchen, führt dies bei den Älteren leicht zu Irritationen. Elvis mag manches erfunden haben, aber der Sprung ins Publikum, Stage-Diving genannt, geht nicht auf sein Konto (Wer hätte auch einen Giganten wie ihn auffangen können?). Aber gut, wenn ein junger Mensch meint, auf diesem Weg vom Schreibtisch herunterkommen und so dem King Tribut zollen zu müssen, wer will ihm das verwehren. Glück für den Springer, wenn ein voller Papierkorb den Aufschlag dämpft. Dies ist ein Beleg dafür, dass das papierlose Büro (Wie das papierlose Klo!) nicht das Gelbe vom Ei ist.

   Beim sogenannten Headbangen (schwindelerregendes Kopfschütteln), auch das ist nicht auf dem Mist des King gewachsen, aber bei härterer Gangart scheinbar unvermeidlich, darauf achten, dass das Haarteil nicht flöten geht, womit wir beim späten Rocker Heino sind. Der, so ist zu hören,  widme sein nächstes Album Elvis und trete fortan mit schwarz-braunem Toupet auf.

   Wie alle Elvis-Darsteller von Format, so war unsere Redaktions-Truppe bemüht, das Werk des King nicht nur zu imitieren, sondern auch zu interpretieren. Warum nicht mal einen Schlager aus der Jetztzeit im Elvis-Sound präsentieren? So hat man Helene Fischers "Atemlos durch die Nacht" jedenfalls noch nie gehört. Hätte Elvis auf seiner Wolke Wind davon bekommen, man hätte damit rechnen müssen, dass ihm wie an jenem 16. August 1977 im heimischen Badezimmer abermals das Herz stehen geblieben wäre.



   Aber Hauptsache, Party!!! - und alle waren aus dem Häuschen. Aber waren das wirklich alle? Nicht ganz, unsere Reiseredaktion hatte sich vor Wochen abgesetzt, um im amerikanischen Hinterland jene Tankstelle zu finden, in der der King of Rock'n'Roll bei Vollmond mit Michael Jackson, dem King of Pop, "Viva Las Vega" singt.

   Fündig wurden unsere Kollegen nicht. Einzig ein Grüppchen von FDP-Anhängern lief ihnen über den Weg. Es war auf der Suche nach jenem Wüstenstreifen, auf dem die erste Mondlandung gedreht wurde.

 

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