Erst Udo Jürgens, dann Joe
Cocker. Es ist nicht so, dass man sich mit diesen Giganten des
Unterhaltungsgewerbes auf eine Stufe stellen möchte. Aber wenn
es schon jene trifft, die einem unsterblich schienen (und es
in gewisser Weise auch sind), dann darf man sicher sein, dass
man früher oder später auch selbst an der Reihe ist.
Man
sollte gerüstet sein für den Tag X. Das fängt bei der täglich
frischen Unterwäschegarnitur an und hört beim Testament noch
lange nicht auf, das je nach Gusto die Dinge ordnet oder die
liebe Verwandtschaft in den Wahnsinn treibt.

Nehmen
wir nur mal die Grabrede – ist es Ihnen wirklich egal, wer da
was über Sie sagt? Wer da an welcher Stelle auf die Tränendrüsen
drückt? Dass da, wenn auch nur andeutungsweise, plötzlich unangenehme
Eigenarten, die Sie Ihr Leben lang bestritten hatten, zur Sprache
kommen? Auch wenn einem so manches Vergnügen versagt geblieben
war, den Nachruf aus eigener Hand mag und kann einem niemand
verwehren.
Verstehen Sie mich bitte
nicht falsch. Es geht nicht darum, an der eigenen Legendenbildung
mitzuwirken, sich etwa grösser zu zeichnen, als man es jemals
war. Nein, es geht schlicht und einfach darum, dass da nichts
durcheinander gebracht wird, was den Hinterblieben am Ende leid
tut. Und jetzt mal Hand aufs noch pumpernde Herz: Wer kann die
eigene Lebensleistung besser einschätzen als man selbst?
Falsch wäre, bei seiner Grabrede an die
Hinterblieben zu denken und humoristische Passagen auszusparen.
Warum nicht mit einem Brüller einsteigen, um zu überprüfen,
ob die Ergriffenheit der Trauergemeinde wirklich echt ist? Denkbar
wäre auch, den Nachruf durch kleine Werbebotschaften zu strukturieren,
wobei darauf zu achten wäre, dass man das Honorar bereits zu
Lebzeiten einstreicht – es kann ja nicht sein, dass die Beerdigung
auch noch einen Gewinn abwirft.
Falls
Sie fürchten, eine Grabrede aus eigener Hand wäre Ihrer Gesundheit
abträglich, fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
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