Ich wäre der letzte, der
etwas gegen eine bessere Welt hätte. Da bin ich wie der längst
verblichene Sektenguru und mehrfache Rolls-Royce-Besitzer Bhagwan,
der der Meinung war, dass jeder Erdenbürger einen Rolls Royce
haben sollte. Im Supermarkt greife ich grundsätzlich und ohne
auf den Preis zu achten zu Bio-Lebensmitteln. Gerne kaufe ich
Produkte aus fernen Erdteilen, von denen behauptet wird, sie
seien fair gehandelt worden.
Insofern
habe ich diese Woche wohlwollend zur Kenntnis genommen, dass
die auf Fairniss abonnierten Bürger einer grossen Kreisstadt
dermassen auf dem Weltverbesserungstrip sind, dass sie zur "Fairtrade-Familie"
mutieren wollen. Ausserdem sollen als "Diplom-Bananologen"
ausgebildete Fairtreter Schulklassen und Kindergartenkinder
auf den rechten Weg bringen. Meinen Segen haben die Bananologen,
so lang sie sich auf die Bananen beschränken und die Finger
von der Schokolade lassen.

Bei
Schokolade hört der Spass auf. Ich weiss, wovon ich spreche,
Schokolade ist für mich ein Grundnahrungsmittel und Droge. Mit
Schokolade bin ich humorvoll, charmant, ein Gewinn für die Menschheit.
Als bekennender Schokoladen-Junkie kann ich nur sagen, Fairtrade-Schokolade
schmeckt scheisse. Sie bröselt, ist nicht cremig, schmeichelt
weder Zunge noch Gaumen.
Mag sein,
dass fair gehandelte Schokolade so schmecken muss. Vielleicht
soll mir auf diesem Weg klar gemacht werden, dass der Job auf
einer Schokobohnen-Plantage trotz Fairtrade eine Heidenarbeit
ist. Wenn das so ist, schreib's halt auf die Verpackung. Aber
ich will das nicht mit jeder Rippe schmecken.
Und
bitte, Diplom-Bananologen und sonstige Fairtrade-Freunde, schluckt
das einfach. Dies ist keine billige Masche, um von euch kurz
vor Weihnachten zum Gegenbeweis mit Fairtrade-Schokolade eingedeckt
zu werden. Aber eines verspreche ich euch: Nach jeder Tafel
Alpenmilch fairdücke ich eine Fairtrade-Banane. Fairgelt's Gott.
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