Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (23. November 2014)
 
Fairdrückt
 

   Ich wäre der letzte, der etwas gegen eine bessere Welt hätte. Da bin ich wie der längst verblichene Sektenguru und mehrfache Rolls-Royce-Besitzer Bhagwan, der der Meinung war, dass jeder Erdenbürger einen Rolls Royce haben sollte. Im Supermarkt greife ich grundsätzlich und ohne auf den Preis zu achten zu Bio-Lebensmitteln. Gerne kaufe ich Produkte aus fernen Erdteilen, von denen behauptet wird, sie seien fair gehandelt worden.

   Insofern habe ich diese Woche wohlwollend zur Kenntnis genommen, dass die auf Fairniss abonnierten Bürger einer grossen Kreisstadt dermassen auf dem Weltverbesserungstrip sind, dass sie zur "Fairtrade-Familie" mutieren wollen. Ausserdem sollen als "Diplom-Bananologen" ausgebildete Fairtreter Schulklassen und Kindergartenkinder auf den rechten Weg bringen. Meinen Segen haben die Bananologen, so lang sie sich auf die Bananen beschränken und die Finger von der Schokolade lassen.



   Bei Schokolade hört der Spass auf. Ich weiss, wovon ich spreche, Schokolade ist für mich ein Grundnahrungsmittel und Droge. Mit Schokolade bin ich humorvoll, charmant, ein Gewinn für die Menschheit. Als bekennender Schokoladen-Junkie kann ich nur sagen, Fairtrade-Schokolade schmeckt scheisse. Sie bröselt, ist nicht cremig, schmeichelt weder Zunge noch Gaumen.

   Mag sein, dass fair gehandelte Schokolade so schmecken muss. Vielleicht soll mir auf diesem Weg klar gemacht werden, dass der Job auf einer Schokobohnen-Plantage trotz Fairtrade eine Heidenarbeit ist. Wenn das so ist, schreib's halt auf die Verpackung. Aber ich will das nicht mit jeder Rippe schmecken.

   Und bitte, Diplom-Bananologen und sonstige Fairtrade-Freunde, schluckt das einfach. Dies ist keine billige Masche, um von euch kurz vor Weihnachten zum Gegenbeweis mit Fairtrade-Schokolade eingedeckt zu werden. Aber eines verspreche ich euch: Nach jeder Tafel Alpenmilch fairdücke ich eine Fairtrade-Banane. Fairgelt's Gott.

 

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