War was? Mal überlegen.
Genau. Ebola, IS, Hooligans, Putin. Das übliche Programm auf
allen Kanälen. Und der erste Frost. Zu allem Übel wurden der
Welt auch noch die Bilder von Robbie Williams im Kreisssaal
zugemutet, die die Sinnhaftigkeit menschlicher Reproduktion
infrage stellen. Es war wieder eine dieser fiesen Wochen, in
der ein sensibler, mittelalter Mann mit Rotweinflecken auf der
Seele leicht zerbrechen kann.

Normalerweise
hilft gegen solche Stresstests nur eine solide Eigenkapitalquote
oder ein opulentes Schaumbad mit ätherischen Ölen und Rosenknospen,
welches der kürzlich gewaxten Haut schmeichelt. Denn was ist
schöner, als hernach im flauschiigen Frotteemantel mit einem
Eimer Eiscreme auf dem Sofa einzukuscheln? Bei Duftkerzenlicht
(Vanille) jenen Rumba-Songs voller Glückskeksbotschaften mit
Tiefgang zu lauschen, die der in Altenheimen im Raum Bremen
sehr beliebte Feierabend-Troubadour, Dosenbier-Barry White und
Extremmoderator Reinhold Beckmann auf seiner aktuellen Tournee
säuselt?
Dann steht man vor der Designtiefkühltruhe
und hält in den schrumpeligen Patschehändchen statt der Eiscrem-Bombe
plötzlich eine Familienpackung Rotkohl (abgelaufen) sowie eine
Batterie eingefrorener Eizellen ("haltbar bis Nov. 3014"),
von wem auch immer.
So etwas kann passieren,
wenn in den Garküchen unserer Dampfplaudererkultur Karriereleitern,
Kinderwünsche und Kalorieneimer kolossal kollidieren. Alle reden
vom Social Freezing, ständig hört man irgendwo das brutale Ticktack
einer bilogischen Uhr, die imi Schnitt lauter ist als ein deutscher
Qualitätslaubbläser mit integriertem Kleintierhäcksler.
Social
Freezing ist eines dieser angejauchten und verplasbergten Themen,
die man ethisch, dschihadistisch, gar nicht oder auch katholisch
diskutieren kann, letzteres am besten ohne Beteiligung von Akademikerinnen
Mitte dreissig. Das Schlimmste ist, dass sich kaum jemand der
schrecklichen Konsequenzen bewusst ist, die das Auftauen uralter,
fauler Eier nach sich ziehen kann. Zum Beispiel Andrea Nahles'
neuester Gesetzentwurf zur Einschränkung des Streikrechts (aus
dem 19. Jahrhundert), der mächtig zum Gewerkschaftshimmel stinkt.

Oder
Horst Seehofer. Seine gefrorene Eizelle stammte ursprünglich
aus der letzten bayrischen Eiszeit, die 17000 Jahre vor Schuhbecks
Geburt zu Ende ging. Damals herrschten um Münchens Platzl herum
barbarische Zustände. Einer herrschte, die anderen beteten.
Auf den Autobahnen wurden Touristen und kinderlose Karrierefrauen
mit Knüppelvignetten zur Kasse gebeten. Seehofers Drohung, bei
den kommenden zehn Landtagswahlen kanditieren zu wollen, notfalls
auch als schockgefrosteter CSU-Greis, atmet den Geist tiefgekühlter
Zeiten. Das macht selbst den Bayern Angst.
Die
meisten Menschen wollen keinen Kalten Krieg zwischen der Nato
und Russland, keine Eiszeit zwischen Zeugung und Geburt. SIe
wollen nur eines: Ein warmes Schaumbad, Dosenbier und ein bisschen
Beckmann.
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