Früher hat der Bäcker seine
Brötchen mit dem Verkauf von Backwaren verdient. Das macht er
im Grunde noch immer, hat aber sein Angebot erweitert, indem
er einem Reime unterjubelt. Der meine stellt vor seinem Laden
ein Klappschild folgenden Inhalts auf: "Bei uns kommen
die Brötchen nicht vom Band. / Hier schafft man noch Hand in
Hand."
Könnte sein, dass der Spruch
auch etwas anders geht, seit Wochen vermeide ich jeden Blickkontakt
mit der Tafel. Jedes Mal, wenn ich den Zweizeiler las, ging
er mir tagelang nicht mehr aus dem Sinn. Es ist wenig hilfreich,
wenn du über einen Artikel über einen Artikel über die Weltlage
brütest und dir immer nur "Bei uns kommen die Brötchen
nicht vom Band. / Hier schafft man noch Hand in Hand."
einfällt. Der Spruch ist allerdings nicht so ätzend wie jene
Perle aus der Werbewelt der achtziger Jahre: "Wenn der
Abfluss mal verstopft ist, / ja was ist denn schon dabei. /
Da nimmt man Abflussfrei, / das macht den Abfluss frei."
Von wegen Abfluss frei! So was frisst sich ein Leben lang ins
Hirn, schlimmer als so ein Text von Pur.

Bisher
hat mein Bäcker sich dichterisch um sein Geschäft gekümmert,
neuerdings ist er auch weltverbesserlich unterwegs. Die Bäckersfrau
drückte mir kürzlich eine Papiertüte mit der folgender Aufschrift
in die Hand: "Mit dem Rad zum Bäcker, macht die Brötchen
doppelt lecker!" Dass sich lecker auf Bäcker reimt, ist
ein gefundenes Fressen für den dichtenden Bäcker und der Vers
sicher gut gemeint. Nur, zu meinem Bäcker ist es bloss ein Katzensprung.
Soll ich deshalb das Rad aus dem Keller holen?
Ein
Kollege, der beim selben Bäcker einkauft, hat den Tütenreim
auf seiner Facebook-Seite kommentiert. Mit dem Rad zum Bäcker
zu fahren, schrieb er, das sei okay. Anderenseits, manchmal
sei es schon lästig, sein Fahrrad jedes Mal aufs Autodach zu
schrauben, bevor man zum Bäcker fährt. Angeblich will er in
der Bäckerei demnächst mit einem selbstbedruckten T-Shirt aufkreuzen:
"Dein Körnerbrot, das hält mich fit. / Mein Auto das säuft
Biosprit."
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