Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (17. August 2014)
 
Yo
 

   In der Vergangenheit gab es viele Grausamkeiten. Es gab Kriege, Seuchen, aber auch die SMS. Damit haben sich die Menschen früher per Handy auf 160 Zeichen Kurznachrichten gesendet. Wegen unterscheidlicher Schreibgewohnheiten sorgten SMS insbesonders zwischen Männer und Frauen oft für Missverständnisse und getrennte Schlafzimmer.

   Und so begab es sich , dass sich eine ganze Beraterindustrie dem Konfliktpotenzial von SMS annahm. Autoren schrieben Bücher zum Thema Flirttexting. So heisst es, wenn Menschen per SMS anbandeln. In den Büchern zum richtigen SMS-Schreiben finden sich wichtige Ratschläge, manche lesen sich wie eine Offenbarung. Für unengagierte SMS wie "Was machst du heute Abend?" etwa sollte man sich - um Zeit zu sparen - ein Repertoire an Anworten zurechtlegen, heisst es da. Eine mögliche Entgegnung auf die uninspirierte Frage wäre "Nichts."



   Darauf wäre ohne Ratgeber nie jemand gekommen. Mindestens genauso knifflilg wie das Schreiben von SMS war aber schon immer auch deren Entschlüsselung. Noch heute interpretieren Frauen auf der Internetseite hetexted.com (er hat geschrieben), was Männer mit ihrer SMS gemeint haben könnte. Ein Mädchen moniert dort "Immer, wenn wir uns schreiben, fühle ich mich seltsam, denn er nutzt nie Emoticons und antwortet immer nur in kurzen Sätzen." Emocitons sind Zeichen, die in der Internetkommunikation die Mimik ersetzen sollen - wie zum Beispiel ein Smily :-).

   Brutalitäten wie die Verweigerung eines Smileys gehören von nun an der Vergangenheit an. Denn zwei Programmierer aus Israel haben eine Anwendung (App) für Smartphones erfunden, mit der man sich künftig nur noch ein Wort zuschicken kann: "Yo". Das ist Jugendsprache und kann "hallo" heisen oder "ja". Die App hat bereits 50 000 Nutzer - und täglich werden es mehr. Nun verstehen Sie nicht, was damit gemeint ist, wenn Ihnen jemand immer nur "Yo" schickt? Dafür gibt es nur einen Trost. Die NSA weiss es auch nicht.

 

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