Es wird viel in diesem Land
über Einwanderung diskutiert, dabei geht, so glaube ich, der
Blick auf eine eher dem Vergnügen zugewandte Fortbewegungsart
verloren, dem gemeinen Wandern. Gerade die Grünen, denen man
eine Nähe zur Natur nachsagt, haben beim Wandern noch keinen
Fuss auf den Boden bekommen, sie setzen auf den natürlichen
Feind des Automobilisten, den Radfahrer.
Auch
sonst scheint keine etablierte Partei von der Wanderlust gepackt
– mit Ausnahme der Union. Von der Kanzlerin machten diese Woche
Urlaubsbilder die Runde, wie sie mit Schirm in der Hand und
Herrn Sauer im Schlepp in Sulden/Südtirol herumstapfte. Um die
Kosten fürs Pickerl zu sparen, reiste Frau Merkel mit einer
Maschine der Luftwaffe an.

Der
Kanzlerin gebührt ebenso unser Respekt wie der CDU-Landtagsfraktion
von Baden-Württemberg, die die Damen und Herren der Presse"
zum Gedankenaustausch beim Wandersommer eingeladen hat. Schon
die erste von fünf Touren, vergangenen Mittwoch anberaumt, klang
verlockend: "Auf Pilger-, Leberkäs-, Weizenbier- und Emmentalerpfaden"
ging es darum, den Wahlkreis des Landtagsabgeordneten Paul Locherer
zu erkunden. Locherer gab den Wanderführer, mit von der Partie
waren der Ankündigung zufolge der Faktionsvorsitzende Peter
Hauk sowie der Landtagspräsident Guido Wolf.
Vielleicht
ist es ungerecht, in dem Zusammenhang die Verdienste des verblichenen
Bundespräsidenten Karl Carstens, ebenfalls CDU und ein leidenschaftlicher
Wanderer, in Erinnerung zu rufen. Anstatt die Kilometerleistung
des strammrechten Wandersmanns zu würdigen, feixte seinerzeit
die Frankfurter Satiremafia: "Von der Nas bis an den Memel
– ein deutscher Präsident". Wie viel entspannter geht es
heutzutage zu, wenn Unionisten auf Pilger-, Leberkäs-, Weizenbier-
und Emmentalerpfaden wandeln, zumal,wenn die Gehzeit (inklusive
Pausen) mit sechs Stunden für 14 Kilometer machbar erscheint.
Das packt selbst eine weizenbiergetränkte Wanderniere im tiefsten
Emmental.
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