Gegen Ende dieser Woche,
die man schon jetzt, wiewohl sie noch am Laufen ist, als historisch
bezeichnen kann, muss sich der gemeine Fahnenschwenker und 'Schland-Rufer
fragen: "Und was habe ich eigentlich schon für mein Land
und die Ewigkeit getan? Habe ich jemals etwas vollbracht, das
auch nur im Ansatz in die Geschichtsbücher eingehen und von
dem man auch in tausend Jahren noch mit Ehrfurcht sprechen wird?"
In
tollen Zeiten wie diesen, da einem die gebratenen Tauben via
App in den Mund fliegen, neigt der Mensch, zumal der junge,
zur Selbstüberschätzung und sagt: "Nun ja, ich habe schon
so manch Historisches vollbracht. Im Frühjahr beispielsweise
habe ich meinen Sommerurlaub über Trivago gebucht und erst neulich
bei Zalando zwölf Paar Schuhe bestellt und sechs davon wieder
postwendend zurückgeschickt, weil sie farblich nicht zu mit
meiner neuen iPhone-Hülle harmonisiert haben. Zudem benutze
ich seit Wochen eine Zahnpasta, deren Aktivschaum eine neue
Dimension von Weiss garantiert."

Auch
wir Älteren, die wir mit Online-Geschäften noch nicht so vertraut
sind, sind nicht gefeit davon, unserem Dasein eine historische
Dimension zu verleihen, die es in Wahrheit nicht hat. "Freilich",
sagen wir, "auch wir können mit Historischem aufwarten.
In unserer Jugend beispielsweise waren wir in Geschichte nie
schlechter als vier Komma fünf. Und sechzehn Jahre haben wir
einen Bundeskanzler ertragen, der immer "Gechichte"
sagte, wenn er "Geschichte" meinte. Das soll uns mal
einer nachmachen."
So sind wir
nun mal, verwechseln die ganz normale Lebensleistung eines Durchschnittsbürgers
mit Historie - und vergessen wir oder unsere Nachkommen morgen
schon Menschen, die irgendwann in der Lage sein werden, die
Brasilianer daheim mit 7:0, 8:0 oder gar 9:0 wegzuputzen. Vielleicht
aber werden auch Verbrecher draus, Diktatoren und Schlächter.
Vor historischen Momenten kann man nie ganz sicher sein.
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