Sony hat ein neues Smartphone
herausgebracht, für das man als Extra ein Fahrrad bestellen
kann. Wenn ich die Sache richtig verstanden habe, wird das Fahrrad
an der Unterseite des Smartphones befestigt und verkabelt. Je
nach dem wie stark der Radler in die Pedale drückt, desto mehr
wird das Smartphone aufgeladen. Das Rad ist der letzte Baustein,
der uns zum Erfolg der Energiewende gefehlt hat. Die Stromquelle
Mensch wird erschlossen.
Verwundern
mag einen das kaum. Längst hat der Ökobilanzbewusste Bürger
erkannt, dass Strom nicht gleich Strom ist, auch wenn er sich
immer gleich anfühlt, wenn man in die Steckdose fasst. Da gibt
es Pfui-Strom, der in Atom- oder Kohlekraftwerken erzeugt wird.
Dann gibt es den guten Öko-Strom aus regenerativen Energiequellen,
wie beispielsweise Wind, Wasser, Sonne, Erdwärme und nun also
auch Human-Strom.

Ich
bin leidenschaftlicher Radfahrer, und als ich das las, habe
ich mir überlegt, ob ich in die Energiewirtschaft einsteigen
soll. Nicht nur mit Smartphones, sondern gleich so richtig im
grossen Stil. Ich könnte mir vorstellen, so lange zu radeln,
bis ein Akku gefüllt ist, mit den man Baukräne oder Tunnelbohrmaschinen
bewegen kann. Es ist Sommer, ich bin jung und fühle mich gut
an.
Dem Smartphone wird es egal sein,
woher der Strom kommt. Oder vielleicht auch nicht. Selbst wenn
es physikalisch dasselbe ist, was bei Atomkraft oder dem Wadenantrieb
hinten rauskommt, der moralische Unterschied ist so gross, der
kann auch einem Smartphone nicht entgehen. Es ist wie beim Möhrenbrei.
Natürlich kriegt das der Herr Hipp auch hin, aber bei Mama kommt
die Pampe vom Herzen, das spürt das Kind.
Schöne
neue Welt. Künftig wird man nicht mehr nur Smartphones verschenken,
sondern sie stolz mit "selbst geladen!" überreichen.
Im ersten Moment wollte ich mich als Humanenergetiker selbstständig
machen. Da diese Woche der Bundestag aber den Mindestlohn verabschiedet
hat, halte ich nach einem Energieriesen Ausschau, der "junge
Männer zum Mitfahren" sucht.
|