Wieder eine Woche geschafft,
in der eine brennende Menschheitsfrage beantwortet wurde. Jetzt
wissen wir, dass auch der Fussball, dieser heitere, einzig und
allein vom Applaus lebende Rasensport, gesellschaftliche Debatten
voranbringen kann.
Seit Uruguays Stürmer
Luis Suarez an der Schulter seines Gegenspielers Giorgio Chiellini
geknabbert hat, ist Erziehungsberechtigten klar, wie problematisch
es ist, seinen Schützlingen einen Satz wie „Manchmal muss man
sich auch durchbeissen“ mit auf den Lebensweg zu geben.

Schön
auch, wie sich die Menschen in unserem Land Gedanken darüber
machen, ob der Herr Löw den Herrn Lahm auf der richtigen Position
spielen lässt, ob also der geborene Aussenverteidiger im defensiven
Mittelfeld wirklich gut aufgehoben ist. Schon klar, im Fussball
geht es um das Wohl und Wehe einer Nation, aber abgesehen davon,
hat schon jemals jemand einen Gedanken darauf verwendet, ob
wir auf unserer Lieblingsposition eingesetzt werden?
Mein
Chef jedenfalls nicht. Der meint, mit Geld sei alles getan.
Zwar spielt das Monetäre bei der Lohnarbeit schon eine gewisse
Rolle, aber der Kuschelfaktor am Arbeitsplatz sollte nicht zu
kurz kommen – und dazu gehört, ob man auf seiner Lieblingsposition
eingesetzt wird. Ich für meinen Fall muss sagen: Nein, dass
bin ich nicht. Schon rein räumlich nicht. Wenn ich zwischen
den Jalousien hindurch aus dem Fenster linse, blicke ich auf
einen benachbarten Büroblock, ein nicht gerade ansehnliches
Betonmonument aus den siebziger Jahren. Viel lieber würde ich
meine Texte von der Pool-Position aus schreiben, bei der ich
die Füsse in ein Bassin hängen könnte und ab und zu eine nette,
junge Dame vorbeikäme, um mir den Nacken zu massieren.
Gestern
Morgen habe ich auf dem Weg zur Arbeit in einem Weinberg zwei
Hasen beobachtet, die, so hatte ich den Eindruck, gerade dabei
waren, ihre Lieblingsposition einzunehmen, die man durchaus
auch als Liebesposition bezeichnen kann. Ich weiss nicht, ob
es artgerecht ist, wenn Hasen im Sommer rammeln. Mich hat der
Anblick gefreut, und ich rief ihnen zu: „Haltet die Ohren steif!“
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