Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (08. Juni 2014)
 
Diebische Elster
 

   Erinnert sich noch jemand an Friedrich Merz? Der war mal eine grosse Nummer bei der CDU. Er forderte einst, jeder Bürger müsse seine Einkommensteuer auf einem Bierdeckel ausrechnen können. Das war natürlich eine Kriegserklärung an alle, die alles im Leben ganz genau geregelt haben wollen. Merz ist dann auch politisch nichts mehr geworden.

   Ich musste an Merz denken, als ich kürzlich meine Steuererklärung machte. Bis Ende Mai sollte man sie ja abgeben, wobei das auch nicht für alle gilt. Das Komplizierte an der Steuererklärung beginnt schon mit der Frage, ob und bis wann man sie überhaupt abgeben muss.

   Aber seien wir fair: Es hat sich auch manches vereinfacht, zumindestens für die Ämter. Sie schicken einem, zumindestens in meinem Fall, keine Formulare mehr zu. Das hat meiner Steuerehrlichkeit nicht gut getan, denn die Vordrucke haben mich stets an meine Steuererklärung erinnert. Jetzt muss ich selbst daran denken und mir meine Formulare im Internet zusammensuchen. Wobei sich auf www.amtsvordrucke.de nicht mehr jedes Formular findet, an das ich gewohnt war. Kurzum, ich war mit den Nerven schon am Ende, da hatte ich die Steuererklärung noch gar nicht begonnen,

   Aber es gibt ja Elster! Man kann die Steuererklärung inzwischen auch elektronisch abgeben. Ist ganz einfach, geht ganz schnell. So heisst es. Ich also ran an den Computer, die Höhe meiner Steuerschuld ist sowieso Computersache, das hat mir mal eine Frau im Finanzamt erklärt. Sie selbst verstehe auch nicht, warum ich so komische Bescheide bekomme, sagte sie, das mache alles der Computer.

   Leider muss ich im Nachhinein sagen, dass mir die Elster, dieser diebische Vogel, nur die Zeit gestohlen hat. Erst brauchte ich mehrere Tage, bis mir mein Finanzamt ein Passwort zukommen liess, das ich zum Registrieren brauchte. Dann vergass ich immer mal wieder, die ausgefüllten Seiten abzuspeichern, so dass ich wieder von vorne anfangen konnte. Mein entscheidenes Problem war, es verzeiht keine Fehler.

   Zunächst war ich glücklich, als ich glaubte, die Elster gerupft zu haben. Alle Seiten ausgefüllt, ich sah mich schon ein Bier auf den Deckel stellen. Dann die böse Überraschung: Als ich auf "Fertigstellen" klickte, kam eine lange Liste von Fehlern, die ich gemacht hätte. Diese Fehler müsste ich aus-merz-en, sonst könnte ich den Deckel nicht zumachen.

   Ein sogenannter Fehler war, dass ich keine Angaben zu Aufenthalten meiner Kinder im Ausland gemacht hätte. Was soll ich dazu sagen? Meine Kinder waren nun mal nicht im Ausland, sie sind noch minderjährig. Muss man seine Kinder jetzt schon wegschicken, um eine Steuererklärung abgeben zu können? Ich gab auf, druckte die Formulare aus und sandte sie dem Finanzamt per Post zu. Das wurde nicht anerkannt, so dass ich die Steuererklärung noch einmal machen musste, und zwar auf die altmodische Weise, bei der ich nun bis auf weiteres bleiben werde. Auf Elster werde ich erst wieder zurückkommen, wenn sich meine Kinder im Ausland aufhalten.

 

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