Erinnert sich noch jemand
an Friedrich Merz? Der war mal eine grosse Nummer bei der CDU.
Er forderte einst, jeder Bürger müsse seine Einkommensteuer
auf einem Bierdeckel ausrechnen können. Das war natürlich eine
Kriegserklärung an alle, die alles im Leben ganz genau geregelt
haben wollen. Merz ist dann auch politisch nichts mehr geworden.
Ich
musste an Merz denken, als ich kürzlich meine Steuererklärung
machte. Bis Ende Mai sollte man sie ja abgeben, wobei das auch
nicht für alle gilt. Das Komplizierte an der Steuererklärung
beginnt schon mit der Frage, ob und bis wann man sie überhaupt
abgeben muss.
Aber seien wir fair:
Es hat sich auch manches vereinfacht, zumindestens für die Ämter.
Sie schicken einem, zumindestens in meinem Fall, keine Formulare
mehr zu. Das hat meiner Steuerehrlichkeit nicht gut getan, denn
die Vordrucke haben mich stets an meine Steuererklärung erinnert.
Jetzt muss ich selbst daran denken und mir meine Formulare im
Internet zusammensuchen. Wobei sich auf www.amtsvordrucke.de
nicht mehr jedes Formular findet, an das ich gewohnt war. Kurzum,
ich war mit den Nerven schon am Ende, da hatte ich die Steuererklärung
noch gar nicht begonnen,
Aber es gibt
ja Elster! Man kann die Steuererklärung inzwischen auch elektronisch
abgeben. Ist ganz einfach, geht ganz schnell. So heisst es.
Ich also ran an den Computer, die Höhe meiner Steuerschuld ist
sowieso Computersache, das hat mir mal eine Frau im Finanzamt
erklärt. Sie selbst verstehe auch nicht, warum ich so komische
Bescheide bekomme, sagte sie, das mache alles der Computer.
Leider
muss ich im Nachhinein sagen, dass mir die Elster, dieser diebische
Vogel, nur die Zeit gestohlen hat. Erst brauchte ich mehrere
Tage, bis mir mein Finanzamt ein Passwort zukommen liess, das
ich zum Registrieren brauchte. Dann vergass ich immer mal wieder,
die ausgefüllten Seiten abzuspeichern, so dass ich wieder von
vorne anfangen konnte. Mein entscheidenes Problem war, es verzeiht
keine Fehler.
Zunächst war ich glücklich,
als ich glaubte, die Elster gerupft zu haben. Alle Seiten ausgefüllt,
ich sah mich schon ein Bier auf den Deckel stellen. Dann die
böse Überraschung: Als ich auf "Fertigstellen" klickte,
kam eine lange Liste von Fehlern, die ich gemacht hätte. Diese
Fehler müsste ich aus-merz-en, sonst könnte ich den Deckel nicht
zumachen.
Ein sogenannter Fehler war,
dass ich keine Angaben zu Aufenthalten meiner Kinder im Ausland
gemacht hätte. Was soll ich dazu sagen? Meine Kinder waren nun
mal nicht im Ausland, sie sind noch minderjährig. Muss man seine
Kinder jetzt schon wegschicken, um eine Steuererklärung abgeben
zu können? Ich gab auf, druckte die Formulare aus und sandte
sie dem Finanzamt per Post zu. Das wurde nicht anerkannt, so
dass ich die Steuererklärung noch einmal machen musste, und
zwar auf die altmodische Weise, bei der ich nun bis auf weiteres
bleiben werde. Auf Elster werde ich erst wieder zurückkommen,
wenn sich meine Kinder im Ausland aufhalten.
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