Kurz vor der WM der Fussballer
soll an dieser Stelle eine andere Meisterschaft gewürdigt werden:
die Wiesenmeisterschaft im Landkreis Böblingen. Die Wiese, das
ahnt auch der dem gesunden Landleben entfremdete, mit Wohlstandsmüll
vollgestopfte, feinstaubgeplagte Stadtbewohner, gehört nach
wie vor zu den Säulen dieser Gesellschaft.
Wiesen
ist Macht, wir alle wiesen es, ist im Deutschen seit Jahrhunderten
ein geflügeltes Wort und geht auf den englischen Philosophen
Francis Bacon (1561–1626) zurück, den ollen Empiriker. Bacon
wiederum ist nichts anderes als gut durchgebratener Frühstücksspeck,
womit wir – hier schliesst sich der Kreis – wieder in einer
Region gelandet sind, die im Wiesentlichen durch Wald- und Wildwuchs
geprägt ist.
Mit der Wiesenmeisterschaft
zeigt der Landkreis Böblingen all jenen Grasdackeln die kalte
Schulter, die Wochenende für Wochenende das bisschen Grün hinter
ihrem Einfamilienreihenmittelhaus mit stinkenden Zweitaktmaschinen
oder nervig-schnurrenden Langhaarschneidern auf Skinheadhaarlänge
trimmen.

Eine
Wiese ist mehr als nur ein paar Quadratmeter Alibigrün. Eine
Wiese ist das blühende Leben und hat – so sie bei der Wiesenmeisterschaft
des Landkreises Böblingen eine Chance haben will – 20 Ar gross
zu sein und muss mindestens „vier verschiedene heimische Wiesenblumen“
vorweisen können.
13 Landwirte und
Stücklesbesitzer haben sich bei der Premiere beworben. Das sei
„ein schönes Ergebnis“, sagt der Böblinger Landrat Roland Bernhard
– und zeigt doch gleichzeitig auch, dass es selbst im ländlichen
Bereich von Weissach bis Herrenberg und von Weil der Stadt bis
Schönaich inzwischen etliche Wiesenslücken gibt.
Natürlich,
wiesbegierig wie wir Sie als anspruchsvolle Leser kennen, möchten
Sie nun wiesen, welche Wiese das Rennen gemacht hat. Wir müssen
Sie enttäuschen. Wir wiesen es nicht. Noch hat die Wiesenschaft
ihr Urteil nicht gesprochen.
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