Bleiben Sie mir bloß mit
dem Mai vom Leib. Und hören Sie bitte auf, „Der Mai ist gekommen“
vor sich hin zu trillern. Ich hör’ das durch die Zeitung durch.
Von
mir aus hätte der Mai bleiben können, wo der Pfeffer wächst.
Lieber noch einen April dranhängen. Der war okay, zumal die
Erwartungen an ihn niederschwellig sind und kein Mensch oder
sonst ein Vogel auf den Gedanken käme, „Der April ist gekommen!“
zu trillern.
Wer hat sich eigentlich den Mist mit dem
Wonnemonat ausgedacht? Wannemonat müsste das heißen! Seit Tagen
liege ich in der Badewanne und lasse stundenweise heißes Wasser
nachlaufen. Statt den Mai musikalisch in den siebten Himmel
zu loben, wäre etwas Realitätssinn angebracht: „Hey Mai, Du
bist so arschkalt und verregnet. Verpiss Dich!“ Jan Delay könnte
das verschnupft nölen.

Aber
es wird laufen wie immer. Hinterher sagt ein Meteorologe: „Dieser
Mai war, sowohl was die Niederschläge als auch was die Temperatur
angeht, vollkommen normal.“ Natürlich war der normal, Du Wolkenschieber!
Weil er immer schon so verschissen war.
Wie ich in der
Badewanne sitze und mich durchs Programm zappe, stößt mir zum
x-ten Mal eine Bierreklame auf. Drei Männer wandern bei Topwetter
durch die Pampa, kommen an einen Fluss, setzen sich auf einen
Baumstamm und holen Bierflaschen aus dem Rucksack. Ich weiß
nicht,welche Erfahrung Sie mit Mai-Wanderungen haben, mir laufen
da nur bemooste Baumstämme über den Weg.
Und dann noch
die Sache mit der Plörre. Haben Sie mal Bierflaschen bei Topwetter
durch die Gegend geschleppt? Das Zeug ist hinterher untrinkbar.
Im Mai wird gelogen, dass sich die feuchten Baumstämme biegen.
Kommende
Woche soll er besser werden. Das hat er wieder prima hinbekommen,
dieser Drecksmai. Hinten raus ein paar sonnige Tage, und alles
scheint vergessen. Aber nicht mit mir, mein lieber Mai! Ich
vergesse nichts. Notfalls drucke ich diesen Text im kommenden
Jahr noch einmal ab. Dann schon im April.
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