Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (11. Mai 2014)
 
Schreib, Maschine, schreib!
 

   Dieser Artikel ist handgemacht. Das ist nicht mehr selbstverständlich. Beim Europäischen Zeitungskongress in Wien wurde in der zurückliegenden Woche über die Zukunft der Zeitung gesprochen. Da war viel von "Roboter-Journalismus" die Rede. Die Maschinen übernehmen demnach die Macht, auch in den Zeitungsredaktionen. Es gibt schon Computerprogramme, die eigenständig eine Meldung verfassen können.

   Gut, die Programme brauchen noch ein bisschen Hilfe. Sie benötigen ein Schema, einen vorgebenen Rahmen, also Textbausteine. Dann kann man die Maschinen mit Fakten füttern, und sie spucken eine Meldung aus.



   Beispiel: Bayern München hat mit einem X:Y über Z die Tabellenführung in der Fussball-Bundesliga verteidigt. Trainer XY sprach anschliessend von einem "wichtigen SIeg", seine Mannschaft konzentriere sich nun aber bereits auf das nächste Spiel gegen XYZ. Solche Sätze kann eine Maschine problemlos herstellen. Man schliesst sie an den Ereignisdienst an, und schon flutscht es.

   Oder nehmen wir eine klassische Nachricht aus dem Bundestag. Bei der Haushaltsdebatte am xx.xx.xxxx hat die Opposition die Regierung scharf kritisiert. Der Fraktionsvorsitzende X warf der Kanzlerin Y vollständiges Versagen in allen Politikfeldern vor. Die Kanzlerin wies die Vorwürfe als xxxxx zurück und kündigte weitere Reformen / Förderprogramme / Sparmassnahmen an. Auch so einen Text kann eine Maschine problemlos schreiben, sofern die Redner im Bundestag nicht nuscheln und so das Spracherkennungsprogramm der Maschine überfordern. Kein Mensch schreibt gern über Haushaltsdebatten, und wer jemals dem Kommentator eines Fussballspiels über 90 lange Minuten zuhören musste, der weiss: Die Sprachroboter sind eigentlich längs unter uns.

   Wir von unserer Redaktion haben jedenfalls kein Problem damit, wenn langweilige Termine künftig von einem Terminator wahrgenommen werden. Wir nehmen die Herausforderung an: Schreib, Maschine, schreib! Zeig, was du kannst!



   Texte von Maschinen müssen nicht blechern klingen. Das kann man sicher bald alles einstellen. Bei der Berichterstattung über eine Trauerfeier zum Beispiel, die immer bewegend sein muss, empfehlen wir, einen höheren Grad an Einfühlsamkeit einzustellen als zum Beispiel bei einem FDP-Parteitag. Auch das Skandalieren von politischen Vorgängen erfolgt künftig automatisch, da wird einfach am Lautstärkeregler gedreht.

   Man sieht also, auch der Roboter-Journalismus wird nie vollständig objektiv sein. Alles eine Frage der Einstellung.

   Eines Tages wird es dann so weit sein, dass die Maschinen auch Glossen wie diese schreiben können. Das ist ganz einfach: Man fischt sich aus dem Internet eine Meldung, zum Beispiel über einen Zeitungskongress in WIen, und dreht den Humor-Regler auf. Und damit kein Leser merkt, dass hier mit Hilfe künstlicher Intelligenz gearbeitet wurde, stellt man den beruhigenden Satz voraus: DIeser Artikel ist handgemacht.

 

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