Dieser
Artikel ist handgemacht. Das ist nicht mehr selbstverständlich.
Beim Europäischen Zeitungskongress in Wien wurde in der zurückliegenden
Woche über die Zukunft der Zeitung gesprochen. Da war viel von
"Roboter-Journalismus" die Rede. Die Maschinen übernehmen
demnach die Macht, auch in den Zeitungsredaktionen. Es gibt
schon Computerprogramme, die eigenständig eine Meldung verfassen
können.
Gut, die Programme brauchen
noch ein bisschen Hilfe. Sie benötigen ein Schema, einen vorgebenen
Rahmen, also Textbausteine. Dann kann man die Maschinen mit
Fakten füttern, und sie spucken eine Meldung aus.

Beispiel:
Bayern München hat mit einem X:Y über Z die Tabellenführung
in der Fussball-Bundesliga verteidigt. Trainer XY sprach anschliessend
von einem "wichtigen SIeg", seine Mannschaft konzentriere
sich nun aber bereits auf das nächste Spiel gegen XYZ. Solche
Sätze kann eine Maschine problemlos herstellen. Man schliesst
sie an den Ereignisdienst an, und schon flutscht es.
Oder
nehmen wir eine klassische Nachricht aus dem Bundestag. Bei
der Haushaltsdebatte am xx.xx.xxxx hat die Opposition die Regierung
scharf kritisiert. Der Fraktionsvorsitzende X warf der Kanzlerin
Y vollständiges Versagen in allen Politikfeldern vor. Die Kanzlerin
wies die Vorwürfe als xxxxx zurück und kündigte weitere Reformen
/ Förderprogramme / Sparmassnahmen an. Auch so einen Text kann
eine Maschine problemlos schreiben, sofern die Redner im Bundestag
nicht nuscheln und so das Spracherkennungsprogramm der Maschine
überfordern. Kein Mensch schreibt gern über Haushaltsdebatten,
und wer jemals dem Kommentator eines Fussballspiels über 90
lange Minuten zuhören musste, der weiss: Die Sprachroboter sind
eigentlich längs unter uns.
Wir von
unserer Redaktion haben jedenfalls kein Problem damit, wenn
langweilige Termine künftig von einem Terminator wahrgenommen
werden. Wir nehmen die Herausforderung an: Schreib, Maschine,
schreib! Zeig, was du kannst!

Texte
von Maschinen müssen nicht blechern klingen. Das kann man sicher
bald alles einstellen. Bei der Berichterstattung über eine Trauerfeier
zum Beispiel, die immer bewegend sein muss, empfehlen wir, einen
höheren Grad an Einfühlsamkeit einzustellen als zum Beispiel
bei einem FDP-Parteitag. Auch das Skandalieren von politischen
Vorgängen erfolgt künftig automatisch, da wird einfach am Lautstärkeregler
gedreht.
Man sieht also, auch der Roboter-Journalismus
wird nie vollständig objektiv sein. Alles eine Frage der Einstellung.
Eines
Tages wird es dann so weit sein, dass die Maschinen auch Glossen
wie diese schreiben können. Das ist ganz einfach: Man fischt
sich aus dem Internet eine Meldung, zum Beispiel über einen
Zeitungskongress in WIen, und dreht den Humor-Regler auf. Und
damit kein Leser merkt, dass hier mit Hilfe künstlicher Intelligenz
gearbeitet wurde, stellt man den beruhigenden Satz voraus: DIeser
Artikel ist handgemacht.
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