Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (04. Mai 2014)
 
Fahrer, hört die Signale!
 

   Irritaion unter den besten Autofahrern der Welt. Vergangenen Donnerstag. 1. Mai, Tag der Arbeit, trat die Reform des Verkehrssünderregisters in Kraft, die  in erster Linie auf Temposünder abzielt. Seitdem läuft auf bundesdeutschen Strassen noch weniger als in der bundesdeutschen Politik.

   Wegen chronischer Verstopfung im Frühling hat der ADAC die Sommerreisewelle abgeblasen. Millionen verunsicherter Automobilisten suchen in Schlaglöchern Zuflucht vor dem langen Arm des Gesetzes. Tausende Geländewagenpiloten wildern ihre Boliden in Schwäbisch Sibirien aus. Hier, auf einem ehemaligen Truppenvergnügungsplatz bei Münsingen, soll es vereinzelt Biotope geben, in denen Vollgas-Horsts von der Dorfjugend noch als Helden gefeiert werden.



   Auch Äusserungen katholischer Kirchengreise haben zur Verunsicherung bei den fahrenden Heerscharen beigetragen. Die Reform sei die schlimmste seit Luther. Der Staat solle seine Finger von Busse und Zaster lassen. Dies sei einzig und allein Angelegenheit Roms. Mit brennenden Radkreuzen demonstrieren Piusbrüder gegen den "vermaledeiten Bildungsplan der Unheilsbringer aus Flensburg und Gomorrha".

   Vom vermaledeiten Bildungsplan sind es nur gut drei Flugstunden nach Malle. Auch in unserem siebzehnten Bundesland kam es zu Protestkundgebungen, weil dort Mitte Mai ebenfalls ein neuer Bussgeldkatalog gilt. Anders als bei der Flensburger Punktereform haben die mallorquinischen Sittenwächter weniger das fahrende als das torkelnde Volk im Visier. Der Stadtverwaltung von Palma geht es darum, Schluckspechten das Feuerwasser abzugraben und die historische Altstadt vor spärlich beschürzten Massen zu schützen.

   Die Benimmregeln seien überzogen, grölte ein Sprecher der Ballermänner. Das Kind werde mit dem Sangriakübel ausgeschüttet. Marodierende Badehosen-Jodler und Stringtanga-Nixen kippten tonnenweise Sonnencreme in das Mittelmeer und kündigten für die kommende Wochen Selbstverbrennungen am Strand von El Arenal an.



   Doch zurück aufs deutsche Festland. Der neue Bussgeldkatalog soll nicht nur Schnellfahrer ausbremsen, sondern auch zu einem gedeihlicheren Miteinander in der Kampfzone führen. In einer Liste zu ahndender Schimpfworte wurde auch der Kraftausdruck "Du Heino" aufgenommen. Wer meint, solchermassen seinem Aggressionsstau Luft verschaffen zu müssen, wird mit einem Fahrverbot nicht unter 1000 Jahren belegt.

   Das Bundesverkehrsministerium verspricht sich von der Bussgeldreform nicht nur mehr Kohle, sondern auch mehr Bürgernähe. Jeder Verkehrsteilnehmer könnte seinen Punktestand persönlich bei Bundesverkehrsminister Dr. Peter Ramsauer erfragen - jeweils an Christi Himmelfahrt von 12 bis 12:05 Uhr. Wer mehr als 8 Punkte auf dem Kerbholz habe, gelte als Parteispender und brauche den Bundesverkehrsminister nicht mehr mit Amtstitel anzusprechen. Es genüge ein schlichtes "Herr Doktor".

 

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