Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (27. April 2014)
 
Es holpert
 

   Die folgenden Zeilen könnten etwas holprig wirken. Aber das dürfte die geneigte Leserschaft wohl nachsichtig verkraften, schliesslich kennt sie das Gefühl von Deutschlands Strassen. Aber gewöhnt man sich an alles? Selbst an tiefe Schlaglöcher und marode Brücken - solange man weiter unbeschadet über sie hinwegrauschen kann.

   Schliesslich steckt hinter jedem Problem zugleich eine Chance. Erst recht für die Politik. Man nehme mal an, auf der Bundesautobahn würden nur noch die Leitplanken repariert und der Strassenbelag bliebe unberührt von jeder ruhigen Strassenmeisterhand. Dann könnten wir die unleidige Debatte übers Tempo 100 zusammen mit dem Altöl in den Neckar kippen.



   Oder Tempo 30 in den Wohngebieten. Vielleicht würde sich der eine oder andere Anlieger bereit erklären, eine Schlagloch-Patenschaft für sein Grundstück zu übernehmen, auf dass sich der Verkehr - wenn schon nicht aus Einsicht und Rücksichtsnahme, so doch wenigstens aus purer Angst vor dem eigenen kostentreibenden Stossdämpferverschleiss - verlangsame. Vielleicht käme sogar mancher grüne Verkehrspolitiker auf die Idee, nur noch Radwege von Schlaglöchern zu befreien - und dafür ansonsten fehlenden Reparaturmillionen im Haushalt bereitszustellen.

   Das alles zeigt: Der Ruf des obersten schleswig-holsteinischen Schlagloch-Beauftragten Thorsten Albig (im Nebenberuf bisher unfallfreier Ministerpräsident), jeder Autofahrer sollte doch bitte schön 100 Euro im Monat auf die Seite legen und dem nimmersatten Staat für den Erhalt der Infrastruktur in den Tank kippen, zielt ins Leere. Kreativität ist gefragt statt den Steuerzahler heuchelnd besorgt in die Tasche zu greifen.

   Haushaltslöcher und Schlaglöcher sind in der Politik siamesische Zwillinge. Untrennbar miteinander verbunden. Also: Holpern wir freudig erregt weiter durch Deutschland. Wenn wir nicht sowieso im Stau stehen. Es lebe das Schlagloch!

 

Zurück