Seit einigen Monaten erscheint
diese Kolumne auch online. Dies hatte tiefgreifende, inhaltliche
Folgen. Da man Texte online angeblich nur mit Bild an die Leute
bringen kann, muss sich der Autor, wenn er endlich ein ihm genehmes
Thema gefunden hat, auch noch über ein passendes Foto das Hirn
zermartern.
Das ist bei einem Text
über blankziehende Femen-Aktivistinnen kein Problem. Da liefern
Fotoagenturen Bildmaterial bis zum Abwinken. Bei eher philosophisch
anmutenden Abhandlung über das Für und Wider von OnlinePetitionen
wird es schon schwierig. Nahezu unmöglich gestaltet sich die
Bebilderung in folgendem Fall:
Aus
Bielefeld wurde diese Woche eine Rückrufaktion gemeldet, die
alle Rückrufaktionen der Automobilindustrie in den Schatten
stellt. Eine Möbelhauskette hatte sich aus China 5000 Tassen
mit Romantik-Motiven kommen lassen, um die Dinger für drei Euro
an die Kundschaft zu verscherbeln. Nachdem 175 Tassen verkauft
waren, fiel jemandem auf, dass neben Rosen und kunstvollen Schriftzügen
eine alte 30-Pfennig-Briefmarke abgebildet war, die den Kopf
von Adolf Hitler zeigte. Auch war ein Poststempel mit Hakenkreuz
zu sehen.

Der
Fall wäre ein gefundenes Fressen für den gemeinen Humoristen,
der aus der Hüfte geschossen bedauern würde, dass die Adi-Tasse
nicht bei Aldi oder einem Sportartikelhersteller („Adi-Tass“),
sondern in einem Möbelhaus aufgeschlagen war. Und er würde sich
wundern, warum der Adolf dem deutschen Volk nur 30 Pfennig wert
war.
Die Geschichte schriebe sich gewissermaßen
von selbst. Nur, wie sollte man sie bebildern? Die Hitler-Tasse
zeigen, auf die Gefahr hin, dass junge Menschen mit nationalsozialistischem
Gedankengut in Berührung kommen? Die Sache erschien uns an dieser
Stelle zu heiß, obwohl auf der Tasse das geschwungene R des
Wortes Rose das Hitler-Bärtchen verdeckt.
Wir
haben uns in der Online-Version für eine Tasse entschieden,
die beim Autor auf dem Schreibtisch herumstand.
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