Was bisher geschah: Den
Skistiefeln, Rodelschlitten und der Funktionsunterwäsche unserer
Olympioniken geht es den Umständen entsprechend gut. Auch die
Sportler logieren, so weit zu hören ist, in annehmbaren Unterkünften.
Nur die Weltpresse muss darben.
Sie
sieht sich genötigt, in Hotelruinen zwischen Zementsäcken und
Pyramiden von Farbeimern ihr Lager aufzuschlagen. Wohl dem,
der bei Hornbach gerade ein Projekt laufen hat und anpacken
kann. Oder niemals ohne sein ausklappbares Ikea-Feldbett "Fikspaten"
in der Brieftasche aus dem Haus geht.

Wir
schalten jetzt live in unsere Sendezentrale irgendwo in der
schwäbischen Tundra. Seit Stunden liegen wir, ein Ohr an den
Heizkörper gepresst, im Bad und warten auf Morsezeichen aus
dem Kaukasus. Twittern war gestern, nach den jüngsten Abhörskandalen
haben wir uns auf Anraten des Altkanzlers und Putin-Freund Gerhard
Schröder für eine zuverlässige Nachrichtenübermittlung entschieden.
Vergangene Nacht hat sich unser Reporter aus Sotschi das letzte
Mal gemeldet. Zuerst mit einem zaghaften SOS. Dann ging er ins
Detail. Inzwischen habe er zwar fliessendes Wasser im Flur,
aber aus dem Hahn im Bad komme nur eine braune Brühe.
Unser
Redaktionspsychologe, ein hochdekorierter Gebäudemanager, riet,
dem Kollegen gut zuzureden. Also erinnerten wir ihn, den alten
Kempen, an Atlanta (1996) und Salt Lake City (2002). Bei den
Amis gab es braune Brühe aus Kannen, Kaffee.
Inzwischen
hat sich unser Ausnahmereporter wieder beruhigt, nachdem er
in seinem Kulturbeutel auf eine selbstaufblasbare Luftmatratze
(Typ "Elvira") und seine ADAC-Plus-Mitgliedskarte
gestossen war. Das weltweit gültige Rundum-sorglos-Paket endet
nicht beim Unterbodenschutz fürs Auto. Wenn es hart auf hart
kommt, lassen Gelbe Engel Carepakete mit Heizdecken, Präservativen
und Trockenshampoo aus Rettungsfliegern schneien.
Unter
uns gesagt: Der Herr Reporter soll sich nicht so anstellen.
Sotschi ist halt kein Wattepusten wie ein VfB-Trainingslager
in Südafrika. Der olympische Wanderzirkus versprühte von jeher
den Charme eines Provisoriums. Athen 2004 verlor der Typ keinen
Ton über die antike Schutthalde namens Akropolis.

Zuversicht
verströmte Russlands Präsident Wladimir Putin, indem er sich
mit einem Leoparden ablichten liess. Die Katze wirkte entspannt,
als hätte sie gerade ein paar marodierende Pressefritzen verspeist.
Dann
schreckte eine Warnmeldung die ungeduschte Journalistenschar
auf. In den Bergen unweit der Schwarzmeerküste sei Edward Snowden
gesichtet worden. Schliesslich die Entwarnung, es war nur Snow.
Letzte
Meldung aus Sotschi. Aus dem Spa-Bereich einer 28-Sterne-Unterkunft
in der Bergregion um Krasnaja Polijana dringt das befriedigte
Röcheln 90-jähriger IOC-Funktionäre. Der olympische Gedanke
wird auch in Zukunft hochgehalten.
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