Man kann es drehen und wenden,
wie man will. Aber diese Kolumne ist an Bedeutungslosigkeit
nicht zu übertreffen. Es gibt weder eine Online-Petition von
Gegnern. Noch eine von Befürwortern. Würde ich den Dienst quittieren,
es wäre, als hätte es diese Kolumne nie gegeben.
Nehmen
wir mal an, Herr Lanz aus dem Zweiten Deutschen Fernsehen würde
von heute auf morgen den Bettel hinschmeissen. Was bliebe, wären
wenigstens noch ein paar Video-Schnipsel auf Youtube und ein
gutes Dutzend Online-Petitionen, die durchs Netz schwirren.
Ich kann das natürlich nicht beweisen, aber ich habe den Verdacht,
dass Herr Lanz der Erfinder von Online-Petitionen ist.

Davon
profitiert inzwischen auch der in den USA wohnhafte, aber mit
einem kanadischen Pass ausgestattete Pop-Star Justin Bieber.
Gegen den werden derzeit wegen fortgesetzter Raserei und Dope
am Steuer online Unterschriften gesammelt, die bewirken sollen,
dass Herr Bieber wieder dort hinzieht, wo kein Pfeffer wächst,
also nach Kanada.
Nur mal angenommen,
man könnte belegen (oder wenigsten vermuten), dass der Teenie-Star
sich mehr für Jungs als für Mädchen interessiert, ich könnte
mir vorstellen, da kämen noch ein paar Klicks mehr zusammen.
Womöglich gar welche aus dem schönen Baden-Württemberg, wo ein
Mittelschullehrer aus Calw eine Online-Petition ins Leben gerufen
hat, weil er glaubt, dass es sich bei den Schulen um Umerziehungslager
handelt, in denen nach einem neuen Bildungsplan Sodom und Gomorra
gepredigt werden soll.
Am Beispiel
des Mittelschullehrers sieht man, dass die schönste Online-Petition
nichts taugt, wenn sie nur im Netz bleibt. Irgendwann muss sie
ausgedruckt und übergeben werden. Das hat der Herr Mittelschullehrer
diese Woche getan und ist mit einer Handvoll Miteiferer vor
dem provisorischen Landtag in Stuttgart aufgetaucht. Wie sie
so dastanden mit ihrer Bittschrift vor der Brust, sahen sie
aus wie die "Wachturm"-Träger aus den Fussgängerzonen.
Sie taten mir fast ein bisschen Leid.
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