Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (02. Februar 2014)
 
Bittschriften
 

   Man kann es drehen und wenden, wie man will. Aber diese Kolumne ist an Bedeutungslosigkeit nicht zu übertreffen. Es gibt weder eine Online-Petition von Gegnern. Noch eine von Befürwortern. Würde ich den Dienst quittieren, es wäre, als hätte es diese Kolumne nie gegeben.

   Nehmen wir mal an, Herr Lanz aus dem Zweiten Deutschen Fernsehen würde von heute auf morgen den Bettel hinschmeissen. Was bliebe, wären wenigstens noch ein paar Video-Schnipsel auf Youtube und ein gutes Dutzend Online-Petitionen, die durchs Netz schwirren. Ich kann das natürlich nicht beweisen, aber ich habe den Verdacht, dass Herr Lanz der Erfinder von Online-Petitionen ist.



   Davon profitiert inzwischen auch der in den USA wohnhafte, aber mit einem kanadischen Pass ausgestattete Pop-Star Justin Bieber. Gegen den werden derzeit wegen fortgesetzter Raserei und Dope am Steuer online Unterschriften gesammelt, die bewirken sollen, dass Herr Bieber wieder dort hinzieht, wo kein Pfeffer wächst, also nach Kanada.

   Nur mal angenommen, man könnte belegen (oder wenigsten vermuten), dass der Teenie-Star sich mehr für Jungs als für Mädchen interessiert, ich könnte mir vorstellen, da kämen noch ein paar Klicks mehr zusammen. Womöglich gar welche aus dem schönen Baden-Württemberg, wo ein Mittelschullehrer aus Calw eine Online-Petition ins Leben gerufen hat, weil er glaubt, dass es sich bei den Schulen um Umerziehungslager handelt, in denen nach einem neuen Bildungsplan Sodom und Gomorra gepredigt werden soll.

   Am Beispiel des Mittelschullehrers sieht man, dass die schönste Online-Petition nichts taugt, wenn sie nur im Netz bleibt. Irgendwann muss sie ausgedruckt und übergeben werden. Das hat der Herr Mittelschullehrer diese Woche getan und ist mit einer Handvoll Miteiferer vor dem provisorischen Landtag in Stuttgart aufgetaucht. Wie sie so dastanden mit ihrer Bittschrift vor der Brust, sahen sie aus wie die "Wachturm"-Träger aus den Fussgängerzonen. Sie taten mir fast ein bisschen Leid.

 

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