Ich hätte nichts dagegen,
ein Star zu sein. Das Problem ist nur, man müsste etwas können,
schauspielern, singen, irgendwas in der Preislage. Singen ist
für mich seit dem Stimmbruch passé. Meine Schauspielerambitionen
begrub ich, als ich beim Casting der Witzeerzählsendung "Gaudimax"
durchgerauscht bin. Vielleicht, überlege ich seit einiger Zeit,
reicht es, wenn man sich auf eine kleine Form beschränkt, auf
ein Kunststück. Mit etwas Glück könnte man es so zum Star auf
der Video-Plattform You Tube bringen.
Die ehemalige RTL-Soap-Darstellerin
und jetzige Psychologiestudentin Julia Engelmann hat bei einem
Dichterwettstreit in Bielefeld mitgemacht. Sie trug einen Text
vor, der Optimismus verströmt und jungen Menschen Mut macht,
der Tristesse des Alltags zu entfliehen. Ein Jahr lang
dümpelte das Video auf You Tube herum, ohne übermässig beachtet
zu werden. Jetzt wurde es - die Wege des Netzes sind unergründlich
- zum Internet-Hit.

Leider
kann ich keine Gedichte schreiben, die Menschen berühren. Die
Gedichte, die ich bisher schrieb, waren Zoten. Ich glaube, mit
Zoten kann man bei einem Dichterwettstreit nicht brillieren,
auch nicht in Bielefeld.
Früher, als es You Tube noch
nicht gab, war das Starsein einfacher. Da ging man mit einem
Plattenboss ins Bett - und der Grundstein zu einer Karriere
war gelegt. Dass das nicht mehr klappt, daran haben auch die
Plattenbosse und Senderchefs zu nagen.
Das Einzige, was
Menschen, die kein erkennbares Talent besitzen, noch bleibt,
ist, sie müssen ein Kunststück einüben, den Film auf You Tube
einstellen und beten. Das Kunststück, an dem ich seit dieser
Woche arbeite, sieht so aus: Ich stehe da wie ein Turmspringer,
nur mit einer Badehose in Tigerfellimitat bekleidet. Die Idee
ist, dass ich nach vorne springe, auf meiner Nase lande und
gleich wieder zurück in den Stand federe. Ausser einer blutigen
Nase habe ich bisher nichts vorzuweisen. Ich fürchte, mein Starsein
ist auf halbem Weg stehen geblieben.
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