1 Warteschlangen
im Supermakrt Grossflächige Supermärkte, abends, Büromenschen
auf dem Weg nach Hause, vier, fünf oder sechs Kassen, aber nur
eine, höchstens zwei besetzt. Die Märkte werben mit grossspurigen
Qualitätsversprechen oder dem dummen Spruch, dass sie für uns
da seien. Sie sind aber nicht da. Es kommt zum Stau. Warten.
5, 10, 15 Minuten. Lebenszeit verrinnt. Die schwer unterbezahlten
Leute an den Kassen sind nicht verantwortlich, dieses System
der "personellen Ausdünnung" verantworten andere.
Wenig Personal, viele Kunden, gehobene Preise. Kommt da immer
noch nicht genügend Kohle rüber? Ein bisschen schneller käme
die Warteschlange voran, wenn Kunden ihren Geldbeutel schon
parat hielten, ihn nicht erst suchen müssten und auch die Waren
während des Bezahlvorgangs einpackten. Kaum einer murrt. Wer
murrt, wird angemacht. Also stehen sie brav in der Schlange.
Duldsam und treudoof wie deutsche Schafe, die man zur Schlachtbank
führt.
2 Dauerquatscher
bei Konzerten Warum geht man ins Kino, Theater oder Konzert?
Um einen spannenden Film oder ein mitreissendes Stück zu sehen
und anregender Musik zu lauschen? Blödsinn. Völlig altmodisch.
Heute geht man offensichtlich nur noch aus, um zu sehen und
gesehen zu werden. Liebe Leute, wenn ihr ohne Unterlass ratschen
und dazu ein Bier nach dem anderen trinken wollt, dann geht
doch bitte in die Kneipe. Oder nehmt künftig wieder Rücksicht
auf die anderen Gäste und die Künstler.
3 Jammernde
Menschen Die Sonne ist zu heiss, der Winter zu kalt,
das Wasser zu nass, das Hähnchen zu trocken, und überhaupt.
Jammern und Mäkeln gilt als Spezialität der Deutschen - und
das leider völlig zu recht. Wohl kaum ein Volk mit vollen Kühlschränken,
beheizten Häusern und fliessend warmen Wasser jammert mehr als
das deutsche. Ein Kurztrip ins Ausland wirkt da Wunder. Sollte
die Rosskur in Afrika oder dem Fernen Osten nicht gelingen,
bleibt nur, auf Durchzug zu stellen, wenn das Gegenüber mal
wieder mit der Gesamtsituation unzufrieden ist. Denn Argumente
perlen an jammernden Menschen meist ab.
4 Wichtigtuer,
Angeber und Grosskotze Manche Menschen stellen sich ständig in
den Mittelpunkt. Wichtigtuer erzählen von ihren prunkvollen
Schlössern, haben aber nur ein Häusle, berichten von wichtigen
Projekten ihrer Werbeagentur, die in Wahrheit rote Zahlen schreibt,
und von ihrem Porsche mit Heckspoiler in Ferrari-rot, vergessen
aber zu erwähnen, dass die verrostete Karre 20 Jahre alt ist
und keinen Tüv mehr hat. Angeber meinen, die Welt dreht sich
nur um sie. Am besten dreht man sich weg, wenn sie mal wieder
prahlen.
5 Drückeberger
bei der Arbeit "Ach, weisst du was. Bevor ich es
lang erkläre, mache ich es einfach schnell selbst." Dieser
Satz kommt genau denjenigen Menschen zupass, deren liebste Beschäftigung
es ist, sich vor der Arbeit zu drücken. Und das tun sie mit
Vorliebe, indem sie sich einfach dumm stellen, wenn es um neue
oder andere Aufgaben geht. "Äh, wie, das hab' ich jetzt
zwar nicht ganz verstanden, aber irgendwie schaffe ich das schon,
kein Problem." Wer hat als Chef oder Kollege da noch Lust,
die Aufgabe guten Gewissens weiterzugeben? Aber so durchschaubar
dieser Satz ist: Es klappt leider immer noch.
6 Gäste,
die nicht gehen wollen Wenn es schon auf Mitternacht zugeht und
die Dings und der Sowieso sitzen immer noch auf Ihrem Sofa,
obwohl Sie eigentlich zu Kaffee und Kuchen am Nachmittag eingeladen
haben, und wenn auch dezente Hinweise, gähn, gähn, dass Sie
am nächsten Morgen früh raus müssen, nicht helfen und wenn Sie
zudem den Eindruck haben, dass die beiden ihre Beziehungsprobleme
auch nicht lösen werden, wenn sie noch die ganze Nacht in Ihrem
Wohnzimmer verbringen, dann, ja, dann ist es Zeit für eine klare
Ansage: "Bitte geht jetzt, ich bin müde und will schlafen!"
Diese
Aufforderung ist nach Ansicht der meisten Benimm-Gurus keineswegs
unhöflich, sondern die angemessene Reaktion auf das unhöfliche
Verhalten von Gästen, die nicht gehen wollen. Erlaubt, und in
anderen Ländern sogar üblich, ist es auch, schon bei der Einladung
einen Zeitrahmen vorzugeben. Gilt auch für Einladungen am Abend.
Dass Sie dann als Spassbremse dastehen, ist ein anderes Problem.
7 Notorische
Zuspätkommer Es könnte ja sein, das man warten muss.
Dass man allein bleibt. Oder dass man sich mit einem anderen,
der auch pünktlich war, unterhalten muss, obwohl man ihn nicht
kennt, nicht mag oder womöglich beides zugleich. Überhaupt kommen
sowieso fast alle zu spät, und wer zu früh kommt, den bestraft
das Leben. Etwa indem es einen pünktlich betretenen Club noch
voll leer sein lässt oder ein Schweigen zwischen Unbekannten
echt peinlich.
Zuspätkommer sind Herdentiere mit hoher
Reproduktionsrate. Wenn es einer tut, tun es andere auch. Dumm
ist nur, dass sie selbst das anders sehen. Aus ihrer eigenen
Perspektive sind sie alle miteinander Individualisten, kleine
Revoluzzer, die sich dem Diktat der Zeit nicht beugen - ganz
im Gegensatz zu den Angepassten, Systemkonformen, die es auf
geradezu zwangsneurotische Weise immer pünktlich sein müssen.
Ein bisschen ist das wie in Monty Phyton's Film "Das Leben
des Bryan": "Wir sind alle Individuisten!", skandiert
die Masse in der Gasse - bis auf einen, der ein "Ich nicht!"
über die Köpfe schreit. Ein Mittel gegen Zuspätkommen gibt es
übrigens nicht. Das Einzige, was man tun kann, ist das Alleinsein
in Ruhe zu geniessen. Und zu warten, bis alle anderen auf einmal
kommen und sich gegenseitig auf die Füsse treten.
8 Musik
in Restaurants Ohne Hintergrundmusik fühlen sich viele,
fast alle, wie es scheint, verlassen, schutzlos dem harten Leben
ausgeliefert. Nicht um die Musik geht es ihnen, sie brauchen
die Musik als Kulisse. In Kaufhäusern soll die Muzak-Musik genannte
Gebrauchsmusik Käufer die Sinne benebeln, was angeblich den
Kaufreflex oder Kaufrausch auslöst. Warum aber Musikbeschallung
in Speiselokalen? Ist man nicht dort, um zu essen und sich zu
unterhalten, vielleicht sogar miteinander zu reden? Doch dann
muss man gegen die Klangtapete anreden und irgendwie anessen.
Musik füllt die Leerstellen im Gespräch, wenn man nichts (mehr)
zu sagen hat.
9 Aufgebockte
Familienkutschen Schon der Begriff ist ein Ärgernis. SUV,
sprich Esjuwi. Heisst auf gut deutsch Sport Utility Vehicle.
Warum nennt man die spritfressenden Dreckschleudern nicht beim
Namen? Aufgebockte Familienkutschen sind's, deren einziger Zweck
darin besteht, dass Mutti allradgetrieben den Frauenparkplatz
bei Aldi ansteuern kann. Was hat das bitte mit Sport zu tun?
Soll Mutti sich doch in einem Kombi quetschen. Das ist Gymnastik
für den Beckenboden. Es gibt nur eines, was noch schlimmer als
ein durch die Innenstadt streunender SUV: Einer, der einem im
Gelände begegnet. Aber das kommt zum Glück nie vor.
10 Endlose
Warteschleifen "Leider sind zurzeit alle unsere
Leitungen belegt, bitte haben Sie einen Moment Geduld, wir leiten
Sie weiter, sobald ein Mitarbeiter frei ist." Dudeldidudeldidudeldidum.
Warteschleifenmusik muss man nicht mögen. Aber es schützt vor
schlechter Laune, wenn man sich zu ihr bestimmte Schrittkombinationen
ausdenkt. Seitwärts, Wechselschritt, hüpf, hüpf, dreh. Bei manchen
Mobiltelefonanbietern kann man locker 164 tanzende Durchgänge
in der Küche schaffen, und wenn dann Mein-Name-ist-Sebastian-Meier-was-kann-ich-für-Sie-tun
endlich aus der Leitung ertönt, ist man derart ausser Atem,
dass man den Grund des Anrufs glatt vergessen hat. Egal. Warteschleifen
sind Trainingseinheiten. Dudeldidudeldidudeldidum.
11 ZDF-Nachrichten Nachrichten sind Bestandteil der verfassungsrechtlich
gesichterten "Grundversorgung" des öffentlich-rechtlichen
Fernsehens. Sie sollen in einem sachlichen Ton gesprochen werden.
Nachrichtensprecher üben deshalb das richtige Sprechen von Nachrichten.
Beim ZDF sprechen Leute, die nicht sprechen können. Nicht nur,
dass sie lispeln - das tun einige auch in der ARD - sie setzen
falsche Akzente, überbetonen die nebensächlichen Satzteile,
und einer skandiert (attackiert), dass ihm der Kopf schon ganz
schief geworden ist. Die gekünstelte Sprechweise artikuliert
einen Denkfehler, auf die Spitze getrieben von einer Sie, die
Weltnachrichten vorträgt, als handle es sich um Märchen. Im
Kinderfernsehen für Erwachsene.
12 Nasenbohrer
und Popelesser Ja, das gibt es. Morgens, auf dem Weg
zu r Arbeit, ihn Bahnen und Bussen der Stadt, Leute im Erwachsenenalter
popeln in der Nase, begutachten die Trophäe und schieben sich
das Ding in den Mund. Der Anblick auf nüchternen Magen ist niemanden
zu wünschen. Glücklicherweise hat der Mensch auch andere Öffnungen
am Kopf. Auch da gibt es etwas zu holen. Auch Hautunreinheiten,
vulgo verstopfte Talgdrüsen, lassen sich auf diese Weise entsorgen.
Es gibt Tage, da treffen sich die Unappetitlichen, manche bstimmt
schon über fünfzig, sie sind in der Analphase hängen geblieben.
Auch bei Primaten im Zoo kann man dieses Verhalten beobachten.
Man sollte morgens nie nüchtern das Haus verlassen.
13 Zupferei
an den Haaren Der imposante Mann fährt sich in George-Clooney-Manier
von vorn durch die Haare, die junge Dame an der Bushaltestelle
durchsucht ihre Haarspitzen auf Spliss. Das wäre alles nicht
so schlimm, doch bei der Haarspielerei und Haarspalterei fallen
viele Haare aus, die sich dann an andere heften. Da können Ehestreitigkeiten
entstehen, wenn ein blondes Haar am Sakko haftet, beim Vorstellungsgespräch
schneidet der verhaarte Kandidat schlecht ab, und Oma zupft
dem Enkel Haare vom Anorak.
14 Immer
diese Smartphoe-Glotzer Ob Sie es glauben oder nicht. Es gibt
ein Leben ohne Smartphone. Man muss nicht ständig auf das blöde
- Moment bitte, muss nur kurz ... Okay, war nichts Wichtiges.
Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, man mus nicht ständig
auf das blöde Ding glotzen. Ist auch gegenüber seinen Mitmenschen
nicht okay und bringt ... Sorry, dachte eigentlich, ich hätte
es ausgeschaltet. Jetzt aber. Also, für mich ist das Smartphone
irgendwie - Mist, ich habe den Faden verloren. War wohl auch
nicht so wichtig. Am besten, wir telefonieren mal.
15 Sie
können nicht einfädeln Verkehr wird stockend oft empfunden, morgens
und in den Abendstunden. Von wem ist das gleich noch? Von Wilhelm
Busch? Vom ADAC? Egal, Hauptsache, der Verkehr fliesst. Und
das tut er am besten, wenn alle ein wenig Rücksicht nehmen.
Werden aus zwei Fahrspuren eine, dann gilt das Reissverschlusssystem.
Ist im Grunde eine Selbstverständlichkeit, dennoch ist es nett,
wenn der Reingelassene sich beim Reinlassen bedankt. Hebt die
Stimmung im Stau. Wem das System nicht einleuchtet: Einfach
mal daheim an einem x-beliebigen Reissverschluss üben.
16 Menschen,
die Fehler nicht zugeben "Ich? Nein! Nie im Leben! Ich war
das nicht. Das ist bestimmt passiert, weil XY dies und jenes
gemacht hat. Mit mir hatte es nichts zu tun. Ich war ja nicht
mal dabei." Blablabla. Warum tun sich viele so schwer damit,
einen Fehler zuzugeben? Weil es als Schwäche gilt? Dabei wäre
man schneller bereit zu verzeihen, würde das Gegenüber sein
Missgeschick eingestehen und sich entschuldigen. Doch dazu gehört
ein bisschen Mut. Wer ständig anderen die Schuld gibt, ist somit
in Wahrheit der Schwache.
17 Die
Quälerei mit den Pfandflaschen Bei den Pfandflaschenrückgabeautomaten
existieren im Grunde nur drei Szenarien, die selbst einen gut
erzogenen, stets um Contenance bemühten Bürger schier zum Ausflippen
bringen: 1. Der Automat ist voll. 2. Der Automat nimmt ausgerechnet
die an diesem Tag mitgebrachte Sorte von PET-Flaschen oder Getränkedosen
nicht an. 3. Die Menschen in der langen Schlange vor einem haben
jeweils Riesensäcke mit gefühlt jeweils 100 Flaschen dabei,
die sie mit penetranter Bedächtigkeit dem Gerät zuführen in
der Hoffnung, dass 1. und / oder 2. nicht eintreten werden.
Ganz selten nur erlebt man das Wunder, dass man sein Leergut
ohne grössere Hindernisse los wird.
18 Döner
Kebab im Nahverkehr Essen in Strassen- Stadt- und U-Bahnen
ist nicht mehr erlaubt - nicht jeder Döner kennt das Verbot.
Ein Käsebrot wäre ja noch harmlos, zumal (Kunst-) Käse nach
nichts schmeckt und deshalb auch nicht stinken kann. Ein Fleischkäsebrötchen
nimmt es fast schon mit dem Döner auf. Woher aber kommt der
anhaltend penetrante Gestank bei etwas, das man essen können
sollen muss? Sind Fleischskandale im Döner versteckt? Gewürztes
gegrilltes Fleisch (Rind oder Kalb, Salat, Tomate, Gurken, Zwiebeln,
Rot- oder Weisskohl, Sosse (Knoblauch, Joghurt, Mayonaise),
was soll da stinken? Dem Deutschen ist es ziemlich schnuppe.
Vom Essen versteht er eh wenig, er schluckt, was man ihm vorsetzt.
Ein Türke versteht davon mehr. Nicht jeder Döner stinkt zum
Himmel. Meistens aber doch. Und noch lange danach.
19 Rüder
Umgang mit Abspännen Nicht für jeden Fernsehsesselbewohner
ist der Abspann bei Spielfilmen ein langweiliges Anhängsel.
Er will wissen oder noch mal Revue passieren lassen, wer mitgespielt,
wer den Film wann gedreht, wer die Bilder geliefert, wer die
Musik geschrieben hat. Das gehört zu einem Film, sogar zum dummdeutschen,
rosaroten Pilcher-Kitsch. ARD- und ZDF-Frensehprogrammredakteure
halten (auch die von Arte ahmen das nach) Informationen für
überflüssig. Die Gebühren haben sie über Gebühr erhöht, abder
die Abspänne kürzen nach Belieben oder jagen sie mit überhöhter
Geschwindigkeit durch, oder beides. Lesen kann man da nichts.
So ist es: Das Mittelmass hat keinen Respekt vor Schauspielern,
Regisseuren usw., vor der Arbeit anderer Leute, die viel mehr
auf dem Kasten haben, als sie selbst, auch wenn sie nur einen
mittelmässigen Film abgeliefert haben.
20 Verregnete
Wochenenden Warum man arbeitet? Natürlich, damit man
am Wochenende frei hat und etwas Tolles unternehmen kann. Radeln,
wandern, ins Freibad gehen, einen Aperol Sprizz im Strassencafé
trinken. Das alles geht aber nicht - oder nur schlecht -, wenn
es in der Regel pünktlich am Freitagnachmittag anfängt zu regnen.
Und dann bleiben so tolle Beschäftigungen wie Keller aufräumen,
bügeln, alte Fotos einkleben, Küchenschränke ausputzen, auf
dem Sofa abhängen. Ist zwar auch nicht schlecht, aber mit kleinem
Kind nur schwer zu realisieren. Und langweilig obendrein.
21 Graffiti
an Häuserwänden Die Wand erstrahlt gerade wieder in Weiss
- doch dann sprühen Vermummte einen kaum entzifferbaren Schriftzug
in bunten Farben auf die Fassade. Tags nennt man die ziemlich
hässlichen Dinger. Zudem tummeln sich eigenartige Fabelwesen
an den Wänden der Stadt. Gegen bunte Städte hätte sicher niemand
etwas einzuwenden, aber wie wäre es mit Blumen oder Lichterketten
anstelle hässlicher Schmierereien? Nicht nur, dass Sprayen illegal
ist - mit den Kosten für die Entfernung liessen sich viele Blumen
pflanzen. Das Gute ist, dass Graffitisprayer stets ihr Kürzel
hinterlassen, ihren Tag.
22 Leute,
die das ganze Lokal unterhalten "Du, Willy, was denksch' du grad'
so?" - "Du, eigentlich nix grad'." - Möchte man
im Restaurant ungewollt Lauscher solcher Dialoge werden? Möchte
man hören, was irgendein Fritz zu irgendeinen Willy sagt? Möchte
man hören, wer wie viel mit seinen Immo-Fonds verdient? Oder
welche faule Kollegin der anderen gerade wieder Arbeit aufgebürdet
hat? Möchte man sein Gegenüber anbrüllen müssen, nur um solche
Gäste am Nebentisch zu übertönen? Nein, das möchte man nicht.
Und ja, es gibt Leute, die eine sehr laute Naturstimme haben.
Aber ehrlich, so wie die wenigsten Dicken "etwas mit den
Drüsen" haben, so sind die meisten Krakeeler einfach nur
Selbstdarsteller mit Sendungsbewusstsein.
23 Bedenkenträgern
fehlt die Fantasie Ein Geistesblitz hat Seltenheitswert,
doch meist kommt es gar nicht erst zur Umsetzung. Denn verlässt
eine Idee die Hirnwindungen eines kreativen Menschen, schlägt
auch die grosse Stunde der Bedenkenträger. Wortreich wird nun
beschrieben, welche Gefahren lauern, und erklärt. waum die Idee
vielleicht doch nicht so gut ist und man die Sache am besten
bleiben lässt. Nur um zu kaschieren, dass man selbst nicht über
genügend Fantasie verfügt, um einen solchen Gedanken entstehen
zu lassen. Was wäre die Welt ohne die Beschränkten? Vermutlich
ein schönerer Ort.
24 Wenn
die Kollegen immer reden Es ist nicht so, dass (gewisse) Kollegen
nicht sehen würden, dass man konzentriert mit einer bestimmten
Sache beschäftigt ist. Dass man sich vielleicht mal ein Stündchen
am Stück ungestört einem Text, einem Thema, einer Recherche
widmen können sollte, damit am Ende etwas Vernünftiges dabei
herauskommt. Rücksichtnahme? Pustekuchen! Alle naselang werden
einem Fragen gestellt, deren Beantwortung keinen Aufschub duldet,
oder es wird einem etwas erzählt. Manche Kollegen benutzen deshalb
Kopfhörer beim Arbeiten - Recht haben sie!
25 Leute,
die nicht richtig zuhören Der französische Moralist Francouis de
La Rochefoucauld (1613 - 1680), ein Adliger und Militär, hat
zur Kunst des Zuhörens das Nötige gesagt: "Eine der Gründe,
warum man in der Konversation so selten verständige und angenehme
Partner findet, ist, dass es kaum jemanden gibt, der nicht lieber
an das dächte, was er sagen will, als genau auf das zu antworten,
was man zu ihm sagt. Die Feinsten und Gefälligsten begnügen
sich damit, während man es ihrem Auge und Ausdruck ansehen kann,
dass ihre Gedanken nicht bei unserer Rede sind, sondern sich
eifrig mit dem beschäftigen, was sie sagen wollen. Sie sollten
bedenken, dass es ein schlechtes Mittel ist, anderen zu gefallen
oder sie zu gewinnen, wenn man sich selbst so sehr gefallen
sucht, und dass die Kunst, richtig zuzuhören und treffend zu
antworten, die allerhöchste ist, die man im Gespräch zeigen
kann."
26 Werbebanner
mitten im Film An Werbeblöcke im Fernsehen hat man sich
fast gewöhnt. Sie nerven zwar, aber immerhin kann man die Zeit
- zuweilen gut zehn Minuten - für Pinkelpausen nutzen oder auch,
um Getränke- oder Snacknachschub aus der Küche zu holen. Richtig
ärgerlich sind dagegen die Werbebanner, die neuerdings mitten
im Spielfilm, der TV-Serie oder der Talkshow über den Bildschirm
wandern. Was man dagegen tun kann? Öfter mal die Glotze ausschalten.
Oder gleich nur noch DVD gucken.
27 Prustend-hustende
Zeigenossen Es hat sich wohl doch noch nicht herumgesprochen,
wie man richtig hustet. Sobald Kälte vorhergesagt wird, beginnt
das grosse Husten. Öffentliche Verkehrsmittel transportieren
täglich mehr prustend-hustende Leute. Sie sitzen einem gegenüber
und sprühhusten einem voll ins Gesicht. Der dampfende Bus, die
stickige Bahn transportieren die Bakterienschwärme von A nach
B und wieder zurück. Die Hand vorm Mund halten nützt nichts,
aber gar nichts vorzuhalten, ist auch dumm. Guten Morgen, warte
nur, bald erwischt es auch dich. Es bleibt nur die Flucht. Oder,
trotz Verbots, die demonstrative Vermummung.
28 Erkältungen,
die nicht verschwinden Dafür, dass Erkältungen kommen, sind oft
oben erwähnte Sprühhuster und Sprühnieser verantwortlich, die
ihre Bakterien rücksichtslos in die Öffentlichkeit verteilen.
Doch wer oder was ist schuld daran, dass man Erkältungen oft
gar nicht mehr loswird? Mutierte, hartnäckige Bakterien? Mag
sein. Meist ist man allerdings selbst dafür verantwortlich.
Weil man sich nicht genug schont und sein Immunsystem zu wenig
stärkt.
29 Eltern,
die ihre Kinder nie daheim lassen. Ob Abendessen im feinen Restaurant, Besuch
einer Wagner-Oper oder ausschweifende Party. Manche Eltern nehmen
selbst kleine Kinder überallhin mit. Klar, der Babysitter kann
immer mal kurzfristig absagen. Aber einige Eltern versuchen
es nicht mal, jemanden zu finden, der daheim auf die Kinder
aufpasst. Stattdessen halten sie es für selbstverständlich,
ihre lieben Kleinen auch an für Kinder ungeeignete Orte mitzunehmen.
Dort wird es den Kleinen meist derart langweilig, dass sie den
Abend ordentlich aufmischen.
Schuld daran ist nach Ansicht
von Psychologen die Mentalität der Eltern. Sie wollen nicht
erziehen, sondern "die Freunde" ihrer Kinder sein.
Und mit Freunden geht man schliesslich überall hin. Zudem wird
Rücksichtnahme ohnehin immer mehr zum Fremdwort. Wer zum Abendessen
einlädt, kann seine Gäste dennoch höflich darauf hinweisen,
dass es sich um eine Veranstaltung für Erwachsene handelt. Und
die komplette Familie dann an einem anderen Tag zum Kaffeekränzchen
bitten.
30 Stundenlanges
Warten beim Arzt Inmitten von Keimen, Bakterien und was sonst
noch kreucht und fleucht, sitzt man beengt mit 50 anderen Kranken
in einem 25 Grad warmen Wartezimmer. Wer morgens einen kleinen
Schnupfen hatte, hat nach zwei Stunden Wartezimmer vermutlich
eine Fiebergrippe, und wer eine Grippe hatte, wahrscheinlich
anschliessend eine Lungenentzündung; und wer eine Lungenentzündung
hatte - lassen wir das. Klar ist, gesund kann das Ganze nicht
sein. Und Ärzte sind offensichtlich genauso pünktlich wie Handwerker
und Möbellieferanten.
31 Ladegerät?
Da reagiert man geladen Vielfalt ist im Leben eine feine Sache. Kein
Mensch will den Einheitslook. Nur bei Ladekabeln von Elektrogeräten
könnte ein wenig Einheitslook nichts schaden. Schon erstaunlich,
dass sich die EU-Bürokraten um die Krümmung der Normgurke die
Birne zermartern, ihnen aber zu einem alle Handybenutzer glücklich
machenden Ladekabel nichts einfällt. Vielleicht haben die EInfaltspinsel
die Sache mit dem Ladegerät auch nur in den falschen Hals bekommen.
Denn wenn der Stecker mal wieder nicht zum Gerät passt, reagiert
der Mensch leicht geladen.
32 Überparfümierte
Personen Eingehüllt in eine Wolke aus Parfüm, oder
was sie dafür halten, verlassen sie das Haus. Wohin sie auch
gehen, man kann ihren Weg noch lange riechen. Sie sind fort,
aber nicht verduftet. Folgen wir ihrer Duftspur bis zuletzt,
so enden wir vor, neben oder hinter ihr im Theater. Ja, meistens
tragen Frauen einen eben garnicht sonderlich betörenden Duft.
In extremen Fällen kommt er einem chemischen Kampfstoff gefährlich
nahe. Besonders übel sind solche Geuchsattacken im Restaurant,
überhaupt beim Essen. Dann tobt auf dem Schlachtfeld der Schleimhäute
ein Krieg zwischen Geschmack im Mund und dem parfümierten Gestank
in der Nase. Warum fallen Duftstoffe nicht unter das Betäubungsmittelgesetz?
Oder unterliegen wenigstens dem Verbraucherschutz?
33 Langes
Warten auf den Zug Staus auf der Autobahn wollen Leute entgehen,
indem sie auf den Zug umsteigen. Auf den Schienen kann es auch
nicht stauen. Doch im Bahnverkehr kommen andere Problemchen
ins Spiel. Vereiste Schienen, Weichenstörungen oder Baumfällarbeiten.
So geschieht es, das Hunderte Reisende sich grummelnd auf den
Gleisen tummeln, anstatt bequem im beheizten Auto zu sitzen.
Der wichtige Termin beginnt, während die Frisur im windigen
Behnsteig verweht. Umweltbewusstsein schön und gut. Doch das
Zweite-Klasse-Ticket kostet so viel wie eine Tankfüllung und
mit dem Auto wäre man längst da.
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