Dinge, so oder so

 

Die Un-Dinge des Jahres 2013 (25. Januar 2014)
 
Das nervt!

Es gibt genug, das uns auf den Senkel geht. Zum Beispiel Kollegen, die sich vor der Arbeit drücken. Notorische Zuspätkommer und Leute, die ständig jammern. Ärgerlich sind auch Wichtigtuer, Bedenkenträger, Gutmenschen und prustend-hustende Zeitgenossen. Musik in Restaurants und Supermärkte, Warteschleifen am Telefon ... die Welt ist voller Aufreger. Wir ändern sie nicht. Aber wir sprechen aus, was uns nervt.
 

   
1       Warteschlangen im Supermakrt
Grossflächige Supermärkte, abends, Büromenschen auf dem Weg nach Hause, vier, fünf oder sechs Kassen, aber nur eine, höchstens zwei besetzt. Die Märkte werben mit grossspurigen Qualitätsversprechen oder dem dummen Spruch, dass sie für uns da seien. Sie sind aber nicht da. Es kommt zum Stau. Warten. 5, 10, 15 Minuten. Lebenszeit verrinnt. Die schwer unterbezahlten Leute an den Kassen sind nicht verantwortlich, dieses System der "personellen Ausdünnung" verantworten andere. Wenig Personal, viele Kunden, gehobene Preise. Kommt da immer noch nicht genügend Kohle rüber? Ein bisschen schneller käme die Warteschlange voran, wenn Kunden ihren Geldbeutel schon parat hielten, ihn nicht erst suchen müssten und auch die Waren während des Bezahlvorgangs einpackten. Kaum einer murrt. Wer murrt, wird angemacht. Also stehen sie brav in der Schlange. Duldsam und treudoof wie deutsche Schafe, die man zur Schlachtbank führt.

2       Dauerquatscher bei Konzerten
Warum geht man ins Kino, Theater oder Konzert? Um einen spannenden Film oder ein mitreissendes Stück zu sehen und anregender Musik zu lauschen? Blödsinn. Völlig altmodisch. Heute geht man offensichtlich nur noch aus, um zu sehen und gesehen zu werden. Liebe Leute, wenn ihr ohne Unterlass ratschen und dazu ein Bier nach dem anderen trinken wollt, dann geht doch bitte in die Kneipe. Oder nehmt künftig wieder Rücksicht auf die anderen Gäste und die Künstler.

3       Jammernde Menschen
Die Sonne ist zu heiss, der Winter zu kalt, das Wasser zu nass, das Hähnchen zu trocken, und überhaupt. Jammern und Mäkeln gilt als Spezialität der Deutschen - und das leider völlig zu recht. Wohl kaum ein Volk mit vollen Kühlschränken, beheizten Häusern und fliessend warmen Wasser jammert mehr als das deutsche. Ein Kurztrip ins Ausland wirkt da Wunder. Sollte die Rosskur in Afrika oder dem Fernen Osten nicht gelingen, bleibt nur, auf Durchzug zu stellen, wenn das Gegenüber mal wieder mit der Gesamtsituation unzufrieden ist. Denn Argumente perlen an jammernden Menschen meist ab.

4       Wichtigtuer, Angeber und Grosskotze
Manche Menschen stellen sich ständig in den Mittelpunkt. Wichtigtuer erzählen von ihren prunkvollen Schlössern, haben aber nur ein Häusle, berichten von wichtigen Projekten ihrer Werbeagentur, die in Wahrheit rote Zahlen schreibt, und von ihrem Porsche mit Heckspoiler in Ferrari-rot, vergessen aber zu erwähnen, dass die verrostete Karre 20 Jahre alt ist und keinen Tüv mehr hat. Angeber meinen, die Welt dreht sich nur um sie. Am besten dreht man sich weg, wenn sie mal wieder prahlen.

5       Drückeberger bei der Arbeit
"Ach, weisst du was. Bevor ich es lang erkläre, mache ich es einfach schnell selbst." Dieser Satz kommt genau denjenigen Menschen zupass, deren liebste Beschäftigung es ist, sich vor der Arbeit zu drücken. Und das tun sie mit Vorliebe, indem sie sich einfach dumm stellen, wenn es um neue oder andere Aufgaben geht. "Äh, wie, das hab' ich jetzt zwar nicht ganz verstanden, aber irgendwie schaffe ich das schon, kein Problem." Wer hat als Chef oder Kollege da noch Lust, die Aufgabe guten Gewissens weiterzugeben? Aber so durchschaubar dieser Satz ist: Es klappt leider immer noch.

6       Gäste, die nicht gehen wollen
Wenn es schon auf Mitternacht zugeht und die Dings und der Sowieso sitzen immer noch auf Ihrem Sofa, obwohl Sie eigentlich zu Kaffee und Kuchen am Nachmittag eingeladen haben, und wenn auch dezente Hinweise, gähn, gähn, dass Sie am nächsten Morgen früh raus müssen, nicht helfen und wenn Sie zudem den Eindruck haben, dass die beiden ihre Beziehungsprobleme auch nicht lösen werden, wenn sie noch die ganze Nacht in Ihrem Wohnzimmer verbringen, dann, ja, dann ist es Zeit für eine klare Ansage: "Bitte geht jetzt, ich bin müde und will schlafen!"

Diese Aufforderung ist nach Ansicht der meisten Benimm-Gurus keineswegs unhöflich, sondern die angemessene Reaktion auf das unhöfliche Verhalten von Gästen, die nicht gehen wollen. Erlaubt, und in anderen Ländern sogar üblich, ist es auch, schon bei der Einladung einen Zeitrahmen vorzugeben. Gilt auch für Einladungen am Abend. Dass Sie dann als Spassbremse dastehen, ist ein anderes Problem.

7       Notorische Zuspätkommer
Es könnte ja sein, das man warten muss. Dass man allein bleibt. Oder dass man sich mit einem anderen, der auch pünktlich war, unterhalten muss, obwohl man ihn nicht kennt, nicht mag oder womöglich beides zugleich. Überhaupt kommen sowieso fast alle zu spät, und wer zu früh kommt, den bestraft das Leben. Etwa indem es einen pünktlich betretenen Club noch voll leer sein lässt oder ein Schweigen zwischen Unbekannten echt peinlich.

Zuspätkommer sind Herdentiere mit hoher Reproduktionsrate. Wenn es einer tut, tun es andere auch. Dumm ist nur, dass sie selbst das anders sehen. Aus ihrer eigenen Perspektive sind sie alle miteinander Individualisten, kleine Revoluzzer, die sich dem Diktat der Zeit nicht beugen - ganz im Gegensatz zu den Angepassten, Systemkonformen, die es auf geradezu zwangsneurotische Weise immer pünktlich sein müssen. Ein bisschen ist das wie in Monty Phyton's Film "Das Leben des Bryan": "Wir sind alle Individuisten!", skandiert die Masse in der Gasse - bis auf einen, der ein "Ich nicht!" über die Köpfe schreit. Ein Mittel gegen Zuspätkommen gibt es übrigens nicht. Das Einzige, was man tun kann, ist das Alleinsein in Ruhe zu geniessen. Und zu warten, bis alle anderen auf einmal kommen und sich gegenseitig auf die Füsse treten.

8       Musik in Restaurants
Ohne Hintergrundmusik fühlen sich viele, fast alle, wie es scheint, verlassen, schutzlos dem harten Leben ausgeliefert. Nicht um die Musik geht es ihnen, sie brauchen die Musik als Kulisse. In Kaufhäusern soll die Muzak-Musik genannte Gebrauchsmusik Käufer die Sinne benebeln, was angeblich den Kaufreflex oder Kaufrausch auslöst. Warum aber Musikbeschallung in Speiselokalen? Ist man nicht dort, um zu essen und sich zu unterhalten, vielleicht sogar miteinander zu reden? Doch dann muss man gegen die Klangtapete anreden und irgendwie anessen. Musik füllt die Leerstellen im Gespräch, wenn man nichts (mehr) zu sagen hat.

9       Aufgebockte Familienkutschen
Schon der Begriff ist ein Ärgernis. SUV, sprich Esjuwi. Heisst auf gut deutsch Sport Utility Vehicle. Warum nennt man die spritfressenden Dreckschleudern nicht beim Namen? Aufgebockte Familienkutschen sind's, deren einziger Zweck darin besteht, dass Mutti allradgetrieben den Frauenparkplatz bei Aldi ansteuern kann. Was hat das bitte mit Sport zu tun? Soll Mutti sich doch in einem Kombi quetschen. Das ist Gymnastik für den Beckenboden. Es gibt nur eines, was noch schlimmer als ein durch die Innenstadt streunender SUV: Einer, der einem im Gelände begegnet. Aber das kommt zum Glück nie vor.

10      Endlose Warteschleifen
"Leider sind zurzeit alle unsere Leitungen belegt, bitte haben Sie einen Moment Geduld, wir leiten Sie weiter, sobald ein Mitarbeiter frei ist." Dudeldidudeldidudeldidum. Warteschleifenmusik muss man nicht mögen. Aber es schützt vor schlechter Laune, wenn man sich zu ihr bestimmte Schrittkombinationen ausdenkt. Seitwärts, Wechselschritt, hüpf, hüpf, dreh. Bei manchen Mobiltelefonanbietern kann man locker 164 tanzende Durchgänge in der Küche schaffen, und wenn dann Mein-Name-ist-Sebastian-Meier-was-kann-ich-für-Sie-tun endlich aus der Leitung ertönt, ist man derart ausser Atem, dass man den Grund des Anrufs glatt vergessen hat. Egal. Warteschleifen sind Trainingseinheiten. Dudeldidudeldidudeldidum.

11      ZDF-Nachrichten
Nachrichten sind Bestandteil der verfassungsrechtlich gesichterten "Grundversorgung" des öffentlich-rechtlichen Fernsehens. Sie sollen in einem sachlichen Ton gesprochen werden. Nachrichtensprecher üben deshalb das richtige Sprechen von Nachrichten. Beim ZDF sprechen Leute, die nicht sprechen können. Nicht nur, dass sie lispeln - das tun einige auch in der ARD - sie setzen falsche Akzente, überbetonen die nebensächlichen Satzteile, und einer skandiert (attackiert), dass ihm der Kopf schon ganz schief geworden ist. Die gekünstelte Sprechweise artikuliert einen Denkfehler, auf die Spitze getrieben von einer Sie, die Weltnachrichten vorträgt, als handle es sich um Märchen. Im Kinderfernsehen für Erwachsene.

12      Nasenbohrer und Popelesser
Ja, das gibt es. Morgens, auf dem Weg zu r Arbeit, ihn Bahnen und Bussen der Stadt, Leute im Erwachsenenalter popeln in der Nase, begutachten die Trophäe und schieben sich das Ding in den Mund. Der Anblick auf nüchternen Magen ist niemanden zu wünschen. Glücklicherweise hat der Mensch auch andere Öffnungen am Kopf. Auch da gibt es etwas zu holen. Auch Hautunreinheiten, vulgo verstopfte Talgdrüsen, lassen sich auf diese Weise entsorgen. Es gibt Tage, da treffen sich die Unappetitlichen, manche bstimmt schon über fünfzig, sie sind in der Analphase hängen geblieben. Auch bei Primaten im Zoo kann man dieses Verhalten beobachten. Man sollte morgens nie nüchtern das Haus verlassen.

13      Zupferei an den Haaren
Der imposante Mann fährt sich in George-Clooney-Manier von vorn durch die Haare, die junge Dame an der Bushaltestelle durchsucht ihre Haarspitzen auf Spliss. Das wäre alles nicht so schlimm, doch bei der Haarspielerei und Haarspalterei fallen viele Haare aus, die sich dann an andere heften. Da können Ehestreitigkeiten entstehen, wenn ein blondes Haar am Sakko haftet, beim Vorstellungsgespräch schneidet der verhaarte Kandidat schlecht ab, und Oma zupft dem Enkel Haare vom Anorak.

14      Immer diese Smartphoe-Glotzer
Ob Sie es glauben oder nicht. Es gibt ein Leben ohne Smartphone. Man muss nicht ständig auf das blöde - Moment bitte, muss nur kurz ... Okay, war nichts Wichtiges. Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, man mus nicht ständig auf das blöde Ding glotzen. Ist auch gegenüber seinen Mitmenschen nicht okay und bringt ... Sorry, dachte eigentlich, ich hätte es ausgeschaltet. Jetzt aber. Also, für mich ist das Smartphone irgendwie - Mist, ich habe den Faden verloren. War wohl auch nicht so wichtig. Am besten, wir telefonieren mal.

15      Sie können nicht einfädeln
Verkehr wird stockend oft empfunden, morgens und in den Abendstunden. Von wem ist das gleich noch? Von Wilhelm Busch? Vom ADAC? Egal, Hauptsache, der Verkehr fliesst. Und das tut er am besten, wenn alle ein wenig Rücksicht nehmen. Werden aus zwei Fahrspuren eine, dann gilt das Reissverschlusssystem. Ist im Grunde eine Selbstverständlichkeit, dennoch ist es nett, wenn der Reingelassene sich beim Reinlassen bedankt. Hebt die Stimmung im Stau. Wem das System nicht einleuchtet: Einfach mal daheim an einem x-beliebigen Reissverschluss üben.

16      Menschen, die Fehler nicht zugeben
"Ich? Nein! Nie im Leben! Ich war das nicht. Das ist bestimmt passiert, weil XY dies und jenes gemacht hat. Mit mir hatte es nichts zu tun. Ich war ja nicht mal dabei." Blablabla. Warum tun sich viele so schwer damit, einen Fehler zuzugeben? Weil es als Schwäche gilt? Dabei wäre man schneller bereit zu verzeihen, würde das Gegenüber sein Missgeschick eingestehen und sich entschuldigen. Doch dazu gehört ein bisschen Mut. Wer ständig anderen die Schuld gibt, ist somit in Wahrheit der Schwache.

17      Die Quälerei mit den Pfandflaschen
Bei den Pfandflaschenrückgabeautomaten existieren im Grunde nur drei Szenarien, die selbst einen gut erzogenen, stets um Contenance bemühten Bürger schier zum Ausflippen bringen: 1. Der Automat ist voll. 2. Der Automat nimmt ausgerechnet die an diesem Tag mitgebrachte Sorte von PET-Flaschen oder Getränkedosen nicht an. 3. Die Menschen in der langen Schlange vor einem haben jeweils Riesensäcke mit gefühlt jeweils 100 Flaschen dabei, die sie mit penetranter Bedächtigkeit dem Gerät zuführen in der Hoffnung, dass 1. und / oder 2. nicht eintreten werden. Ganz selten nur erlebt man das Wunder, dass man sein Leergut ohne grössere Hindernisse los wird.

18      Döner Kebab im Nahverkehr
Essen in Strassen- Stadt- und U-Bahnen ist nicht mehr erlaubt - nicht jeder Döner kennt das Verbot. Ein Käsebrot wäre ja noch harmlos, zumal (Kunst-) Käse nach nichts schmeckt und deshalb auch nicht stinken kann. Ein Fleischkäsebrötchen nimmt es fast schon mit dem Döner auf. Woher aber kommt der anhaltend penetrante Gestank bei etwas, das man essen können sollen muss? Sind Fleischskandale im Döner versteckt? Gewürztes gegrilltes Fleisch (Rind oder Kalb, Salat, Tomate, Gurken, Zwiebeln, Rot- oder Weisskohl, Sosse (Knoblauch, Joghurt, Mayonaise), was soll da stinken? Dem Deutschen ist es ziemlich schnuppe. Vom Essen versteht er eh wenig, er schluckt, was man ihm vorsetzt. Ein Türke versteht davon mehr. Nicht jeder Döner stinkt zum Himmel. Meistens aber doch. Und noch lange danach.

19      Rüder Umgang mit Abspännen
Nicht für jeden Fernsehsesselbewohner ist der Abspann bei Spielfilmen ein langweiliges Anhängsel. Er will wissen oder noch mal Revue passieren lassen, wer mitgespielt, wer den Film wann gedreht, wer die Bilder geliefert, wer die Musik geschrieben hat. Das gehört zu einem Film, sogar zum dummdeutschen, rosaroten Pilcher-Kitsch. ARD- und ZDF-Frensehprogrammredakteure halten (auch die von Arte ahmen das nach) Informationen für überflüssig. Die Gebühren haben sie über Gebühr erhöht, abder die Abspänne kürzen nach Belieben oder jagen sie mit überhöhter Geschwindigkeit durch, oder beides. Lesen kann man da nichts. So ist es: Das Mittelmass hat keinen Respekt vor Schauspielern, Regisseuren usw., vor der Arbeit anderer Leute, die viel mehr auf dem Kasten haben, als sie selbst, auch wenn sie nur einen mittelmässigen Film abgeliefert haben.

20      Verregnete Wochenenden
Warum man arbeitet? Natürlich, damit man am Wochenende frei hat und etwas Tolles unternehmen kann. Radeln, wandern, ins Freibad gehen, einen Aperol Sprizz im Strassencafé trinken. Das alles geht aber nicht - oder nur schlecht -, wenn es in der Regel pünktlich am Freitagnachmittag anfängt zu regnen. Und dann bleiben so tolle Beschäftigungen wie Keller aufräumen, bügeln, alte Fotos einkleben, Küchenschränke ausputzen, auf dem Sofa abhängen. Ist zwar auch nicht schlecht, aber mit kleinem Kind nur schwer zu realisieren. Und langweilig obendrein.

21      Graffiti an Häuserwänden
Die Wand erstrahlt gerade wieder in Weiss - doch dann sprühen Vermummte einen kaum entzifferbaren Schriftzug in bunten Farben auf die Fassade. Tags nennt man die ziemlich hässlichen Dinger. Zudem tummeln sich eigenartige Fabelwesen an den Wänden der Stadt. Gegen bunte Städte hätte sicher niemand etwas einzuwenden, aber wie wäre es mit Blumen oder Lichterketten anstelle hässlicher Schmierereien? Nicht nur, dass Sprayen illegal ist - mit den Kosten für die Entfernung liessen sich viele Blumen pflanzen. Das Gute ist, dass Graffitisprayer stets ihr Kürzel hinterlassen, ihren Tag.

22      Leute, die das ganze Lokal unterhalten
"Du, Willy, was denksch' du grad' so?" - "Du, eigentlich nix grad'." - Möchte man im Restaurant ungewollt Lauscher solcher Dialoge werden? Möchte man hören, was irgendein Fritz zu irgendeinen Willy sagt? Möchte man hören, wer wie viel mit seinen Immo-Fonds verdient? Oder welche faule Kollegin der anderen gerade wieder Arbeit aufgebürdet hat? Möchte man sein Gegenüber anbrüllen müssen, nur um solche Gäste am Nebentisch zu übertönen? Nein, das möchte man nicht. Und ja, es gibt Leute, die eine sehr laute Naturstimme haben. Aber ehrlich, so wie die wenigsten Dicken "etwas mit den Drüsen" haben, so sind die meisten Krakeeler einfach nur Selbstdarsteller mit Sendungsbewusstsein.

23      Bedenkenträgern fehlt die Fantasie
Ein Geistesblitz hat Seltenheitswert, doch meist kommt es gar nicht erst zur Umsetzung. Denn verlässt eine Idee die Hirnwindungen eines kreativen Menschen, schlägt auch die grosse Stunde der Bedenkenträger. Wortreich wird nun beschrieben, welche Gefahren lauern, und erklärt. waum die Idee vielleicht doch nicht so gut ist und man die Sache am besten bleiben lässt. Nur um zu kaschieren, dass man selbst nicht über genügend Fantasie verfügt, um einen solchen Gedanken entstehen zu lassen. Was wäre die Welt ohne die Beschränkten? Vermutlich ein schönerer Ort.

24      Wenn die Kollegen immer reden
Es ist nicht so, dass (gewisse) Kollegen nicht sehen würden, dass man konzentriert mit einer bestimmten Sache beschäftigt ist. Dass man sich vielleicht mal ein Stündchen am Stück ungestört einem Text, einem Thema, einer Recherche widmen können sollte, damit am Ende etwas Vernünftiges dabei herauskommt. Rücksichtnahme? Pustekuchen! Alle naselang werden einem Fragen gestellt, deren Beantwortung keinen Aufschub duldet, oder es wird einem etwas erzählt. Manche Kollegen benutzen deshalb Kopfhörer beim Arbeiten - Recht haben sie!

25      Leute, die nicht richtig zuhören
Der französische Moralist Francouis de La Rochefoucauld (1613 - 1680), ein Adliger und Militär, hat zur Kunst des Zuhörens das Nötige gesagt: "Eine der Gründe, warum man in der Konversation so selten verständige und angenehme Partner findet, ist, dass es kaum jemanden gibt, der nicht lieber an das dächte, was er sagen will, als genau auf das zu antworten, was man zu ihm sagt. Die Feinsten und Gefälligsten begnügen sich damit, während man es ihrem Auge und Ausdruck ansehen kann, dass ihre Gedanken nicht bei unserer Rede sind, sondern sich eifrig mit dem beschäftigen, was sie sagen wollen. Sie sollten bedenken, dass es ein schlechtes Mittel ist, anderen zu gefallen oder sie zu gewinnen, wenn man sich selbst so sehr gefallen sucht, und dass die Kunst, richtig zuzuhören und treffend zu antworten, die allerhöchste ist, die man im Gespräch zeigen kann."

26      Werbebanner mitten im Film
An Werbeblöcke im Fernsehen hat man sich fast gewöhnt. Sie nerven zwar, aber immerhin kann man die Zeit - zuweilen gut zehn Minuten - für Pinkelpausen nutzen oder auch, um Getränke- oder Snacknachschub aus der Küche zu holen. Richtig ärgerlich sind dagegen die Werbebanner, die neuerdings mitten im Spielfilm, der TV-Serie oder der Talkshow über den Bildschirm wandern. Was man dagegen tun kann? Öfter mal die Glotze ausschalten. Oder gleich nur noch DVD gucken.

27      Prustend-hustende Zeigenossen
Es hat sich wohl doch noch nicht herumgesprochen, wie man richtig hustet. Sobald Kälte vorhergesagt wird, beginnt das grosse Husten. Öffentliche Verkehrsmittel transportieren täglich mehr prustend-hustende Leute. Sie sitzen einem gegenüber und sprühhusten einem voll ins Gesicht. Der dampfende Bus, die stickige Bahn transportieren die Bakterienschwärme von A nach B und wieder zurück. Die Hand vorm Mund halten nützt nichts, aber gar nichts vorzuhalten, ist auch dumm. Guten Morgen, warte nur, bald erwischt es auch dich. Es bleibt nur die Flucht. Oder, trotz Verbots, die demonstrative Vermummung.

28      Erkältungen, die nicht verschwinden
Dafür, dass Erkältungen kommen, sind oft oben erwähnte Sprühhuster und Sprühnieser verantwortlich, die ihre Bakterien rücksichtslos in die Öffentlichkeit verteilen. Doch wer oder was ist schuld daran, dass man Erkältungen oft gar nicht mehr loswird? Mutierte, hartnäckige Bakterien? Mag sein. Meist ist man allerdings selbst dafür verantwortlich. Weil man sich nicht genug schont und sein Immunsystem zu wenig stärkt.

29      Eltern, die ihre Kinder nie daheim lassen.
Ob Abendessen im feinen Restaurant, Besuch einer Wagner-Oper oder ausschweifende Party. Manche Eltern nehmen selbst kleine Kinder überallhin mit. Klar, der Babysitter kann immer mal kurzfristig absagen. Aber einige Eltern versuchen es nicht mal, jemanden zu finden, der daheim auf die Kinder aufpasst. Stattdessen halten sie es für selbstverständlich, ihre lieben Kleinen auch an für Kinder ungeeignete Orte mitzunehmen. Dort wird es den Kleinen meist derart langweilig, dass sie den Abend ordentlich aufmischen.

Schuld daran ist nach Ansicht von Psychologen die Mentalität der Eltern. Sie wollen nicht erziehen, sondern "die Freunde" ihrer Kinder sein. Und mit Freunden geht man schliesslich überall hin. Zudem wird Rücksichtnahme ohnehin immer mehr zum Fremdwort. Wer zum Abendessen einlädt, kann seine Gäste dennoch höflich darauf hinweisen, dass es sich um eine Veranstaltung für Erwachsene handelt. Und die komplette Familie dann an einem anderen Tag zum Kaffeekränzchen bitten.

30      Stundenlanges Warten beim Arzt
Inmitten von Keimen, Bakterien und was sonst noch kreucht und fleucht, sitzt man beengt mit 50 anderen Kranken in einem 25 Grad warmen Wartezimmer. Wer morgens einen kleinen Schnupfen hatte, hat nach zwei Stunden Wartezimmer vermutlich eine Fiebergrippe, und wer eine Grippe hatte, wahrscheinlich anschliessend eine Lungenentzündung; und wer eine Lungenentzündung hatte - lassen wir das. Klar ist, gesund kann das Ganze nicht sein. Und Ärzte sind offensichtlich genauso pünktlich wie Handwerker und Möbellieferanten.

31      Ladegerät? Da reagiert man geladen
Vielfalt ist im Leben eine feine Sache. Kein Mensch will den Einheitslook. Nur bei Ladekabeln von Elektrogeräten könnte ein wenig Einheitslook nichts schaden. Schon erstaunlich, dass sich die EU-Bürokraten um die Krümmung der Normgurke die Birne zermartern, ihnen aber zu einem alle Handybenutzer glücklich machenden Ladekabel nichts einfällt. Vielleicht haben die EInfaltspinsel die Sache mit dem Ladegerät auch nur in den falschen Hals bekommen. Denn wenn der Stecker mal wieder nicht zum Gerät passt, reagiert der Mensch leicht geladen.

32      Überparfümierte Personen
Eingehüllt in eine Wolke aus Parfüm, oder was sie dafür halten, verlassen sie das Haus. Wohin sie auch gehen, man kann ihren Weg noch lange riechen. Sie sind fort, aber nicht verduftet. Folgen wir ihrer Duftspur bis zuletzt, so enden wir vor, neben oder hinter ihr im Theater. Ja, meistens tragen Frauen einen eben garnicht sonderlich betörenden Duft. In extremen Fällen kommt er einem chemischen Kampfstoff gefährlich nahe. Besonders übel sind solche Geuchsattacken im Restaurant, überhaupt beim Essen. Dann tobt auf dem Schlachtfeld der Schleimhäute ein Krieg zwischen Geschmack im Mund und dem parfümierten Gestank in der Nase. Warum fallen Duftstoffe nicht unter das Betäubungsmittelgesetz? Oder unterliegen wenigstens dem Verbraucherschutz?

33      Langes Warten auf den Zug
Staus auf der Autobahn wollen Leute entgehen, indem sie auf den Zug umsteigen. Auf den Schienen kann es auch nicht stauen. Doch im Bahnverkehr kommen andere Problemchen ins Spiel. Vereiste Schienen, Weichenstörungen oder Baumfällarbeiten. So geschieht es, das Hunderte Reisende sich grummelnd auf den Gleisen tummeln, anstatt bequem im beheizten Auto zu sitzen. Der wichtige Termin beginnt, während die Frisur im windigen Behnsteig verweht. Umweltbewusstsein schön und gut. Doch das Zweite-Klasse-Ticket kostet so viel wie eine Tankfüllung und mit dem Auto wäre man längst da. 

 

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