Nach dem Outing von Ex-Nationalspieler
Thomas Hitzlsperger bekennen sich immer mehr Männer zu ihrer
weiblichen Seite. Auch die Autoren dieser Kolumne (allesamt
Männer) bilden da keine Ausnahme. Auch wir würden lieber mit
einem Mann zusammenleben. Man könnte sich dann leichter aufs
Fernsehprogramm verständigen, der Klodeckel bliebe unwidersprochen
ganztags offen, und der Deckel der Zahnpastatube läge endlich
und immer nur da, wo er praktischerweise auch hingehört: Neben
der Tube. Schliesslich putzt man nicht nur einmal am Tag die
Zähne.

Entgegen
der landläufigen Vorstellung sind wir Männer durchaus zum Führen
eines Haushalts fähig. Ja, wir haben schon mal abgewaschen.
Nein, wir meinen damit nicht unser Auto. Wir wissen auch, dass
man den Backofen vorwärmen sollte, bevor man die Tiefkühlpizza
in den Ofen schiebt. Und dass man besser vorher die Schutzfolie
entfernt - von der Pizza natürlich. Bei Erstbenutzung gegebenenfalls
aber auch vom Ofen
Wissenslücken zu
schliessen, das kriegen wir bestimmt gebacken. Es dürfte sich
doch problemlos googeln lassen, wie man einen Googlehupf macht.
Auch für traditionelle Arten der Fort- und Weiterbildung sind
wir offen. So haben wir uns zum Beispiel einen Termin bereits
dick im Kalender angestrichen. Am Samstag den 10. Mai, bietet
die Zweigstelle der Volkshochschule (VHS) Unteres Remstal in
Fellbach (Rems-Murr-Kreis) einen Kurs an, der die Mega-Perle
des diesjährigen VHS-Programms darzustellen scheint: "Wäsche
waschen für Männer".
Wir zitieren
aus der Ankündigung der Voklshochschule: "Wenn Sie oft
ratlos vor Ihrem Wäschekorb stehen, dann ist der Kurs der richtige
für Sie!" In dem dreistündigen Kurs lerne man, Pflegekennzeichen
richtig zu lesen, hartnäckige Flecken zu entfernen, und dass
auch Bügeln "keine Hexerei" sei.
Geleitet
wird der Kurs von einer Frau. Das macht uns nichts, wir haben
da keine Berührungsängste. Wir fragen uns nur, ob die Dame bereit
ist, auf unsere speziellen Bedürfnisse einzugehen. Wir Männer
wollen ja keine Vorwäsche, sondern gleich im Hauptwaschgang
zur Sache kommen. Ausserdem wäre es schön, wenn wir unsere schmutzige
Wäsche mitbringen dürften. Wir hoffen stark, dass in den Kursräumen
eine Waschmaschine auf uns wartet, an der wir uns quasi in der
Praxis bewähren können. Reichen drei Stunden aus, um unsere
Wäsche sauber zu kriegen? Und nimmt an dem Kurs auch ein Trockner
teil? Das sind so Fragen, die uns umtreiben.

Ausserdem
findet an dem Nachmittag der Südgipfel statt. Der VFB Stuttgart
spielt bei Bayern München. Dürfen wir wenigstens ein Radio mitbringen,
oder lenkt das zu sehr vom Wäsche-Sortieren ab? Na ja, eigentlich
egal. Der VFB wird in München wohl eh wieder was auf die Socken
kriegen. Da können wir genauso gut bis zum Abend warten. Das
Erfreulichste an diesem Kurs ist, dass er hoffentlich pünktlich
um 18 Uhr zu Ende geht. Dann schaffen wir es gerade noch rechtzeitig
zur Sportschau.
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