Diese Woche wurde Deutschland
im Grossen und im Ganzen liegend regiert. Einmal hat meine an
einem Beckenbruch leidende Kanzlerin auf Krücken gestützt Sternsängern
gelauscht. Aber das Gros ihrer Regierungsarbeit soll sie nach
Auskunft ihres Regierungssprechers in der Horizontalen absolviert
haben.
Ich weiss nicht, wie es Ihnen
ergangen ist. Ich kann nicht klagen, Ich habe mich gut regiert
gefühlt, jedenfalls nicht schlechter als die Woche davor, als
meine Kanzlerin noch ihre Frau gestanden hat. Dies ist insofern
erstaunlich, da regieren klanglich an erigieren erinnert. Erigieren
ist eher eine stehende Tätigkeit. Ich weiss das, seit der Komiker
Ingo Appelt die Ära Kohl einmal so beschrieben hat: "Er
regiert, er regiert, er regiert."

Vielleicht
haben sich auch nur die Zeiten geändert, zum Guten selbstverständlich.
Vielleicht lässt sich Deutschland inzwischen einfach einfacher
regieren, weil wir allesamt etwas entspannter geworden sind
und bei einer darniederliegenden Regierungschefin nicht gleich
in "Liegenpack"-Rufe ausbrechen.
Vizekanzler
Sigmar Gabriel (SPD) liess über "Bild" verkünden (vielleicht
hat er es auch getwittert, so genau kann man das bei ihm nicht
mehr auseinanderhalten), dass er neuerdings seine Tochter mittwochs
von der Kita abhole. Das habe er mit seiner Frau so besprochen.
Auch am Mittwoch, als der Vizekanzler sich um seine Tochter
gekümmert hat und die Kanzlerin noch immer lag, war regierungsmässig
alles paletti.
Ich interessiere mich
nicht nur für Politik, sondern auch für die mich regiernden
Menschen. Deshalb habe ich vor einiger Zeit eine Pommersche
Kartoffelsuppe nachgekocht, die ich in einem Kochbuch entdekt
hatte. Das Rezept, so hiess es, stamme von Frau Angela Merkel.
An die genauen Zutahen erinnere ich mich nicht mehr, aber daran,
dass man eine Pommersche Kartoffelsuppe unmöglich im Liegen
kochen kann. Das schafft kein Mensch. Nicht mal meine Kanzlerin.
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