Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (22. Dezember 2013)
 
Rülps!
 

   Nur noch drei Mal schlafen, möglicherweise auch vier Mal, je nach dem, wann bei Ihnen die Fresserei losgeht. Dann hockt man zusammen, im Bäuchlein rumort und schafft es, und man führt nach dem üppigen Mahle die Hand möglichst unauffällig zum Mund, hoffend, dass es keiner merkt, wenn man sich dahinter, nun ja, etwas Luft verschafft. Wir fragen, muss das sein? Und sagen, ja, was das Aufstossen angeht. Sagen aber nein, was die gesellschaftliche Achtung eines aus chemischer und physikalischer Sicht nur allzu menschlichen Vorgangs betrifft.

   Aus diesem Grund wollen wir kurz vor den Feiertagen in dieser stets auf der Befreiung des Körpers und des Geistes ausgerichteten Kolumne eine Lanze brechen für das Rülpsen, vulgo Koppen - wobei Sie das mit dem Brechen bitte nicht in den falschen Hals bekommen mögen. Wir tun dies, auch auf die Gefahr hin, dass ein Shitstorm der Entrüstung auf uns niedergehen wird. Ich persönlich aber kann es nicht akzeptierenn, dass ein Vorgang, für den ich vor 52 Jahren noch in den höchsten Tönen gelobt wurde ("Ja, dapfer, jetzt hot dor Bub a Bäuerle gemacht!") und der im Familienverbund Entzückung auslöste, warum eben dieser Vorgang klammheimlich vonstatten gehen soll.

   Es gibt Prozesse im Körper, deren Ausdünstungen sind für die Umwelt weit unangenehmer als so ein kleiner, charmanter Rülpser. Umso ungerechter erscheint es, dass uns die Kunstfurzer der 20er und 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts noch bestens in Erinnerung sind. Abendfüllende Operetten wurden für sie geschrieben. Von einem Kunstrülpser aber ist so gut wie nichts bekannt, nur im Bundestagswahlkampf 2002 kam kurz hoch, dass der Kandidat Stoiber in jungen Jahren sich in dieser Disziplin einen gewissen Ruf verschafft habe. Genutzt hat es Stoiber nichts.

   Sollten Sie während der Feiertage für einen Rülpser böse Blicke ernten, können Sie sich gern auf uns berufen und sagen, Sie hätten vor Tagen einen Text gelesen, der Ihnen immer noch aufstösst. In diesem Sinne: Wohl bekommt's!

 

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