Ich habe es mir mit dem
Weihnachtsmann verscherzt. So kurz vor Weihnachten kann das
ernste Folgen haben. Es ist völlig unklar, ob die Geschenke
für meine Kinder nun noch vor dem Fest eintreffen. Keine Ahnung,
wie lange so ein Weihnachtsmann schmollt. Ziemlich lange, befürchte
ich, denn der Weihnachtsmann ist im konkreten Fall eine Frau.

Es
war so, dass ich auf ein Paket wartete. Ich hatte extra freigenommen,
denn um das Paket zu bekommen, musste ich persönlich anwesend
sein und meinen Ausweis vorzeigen. So hat es mir der Weihnachtsmann
gesagt, und ich glaube an den Weihnachtsmann.
Der
ganze Aufwand war nötig, weil ich für meinen Sohn eine Spielekonsole
bestellt habe, eine Playstation. Im Kaufpreis enthalten war
auch gleich ein Spiel, das aber erst ab 18 Jahren freigegeben
ist. Mein Sohn ist noch keine 18, aber er wünscht sich das Spiel
sehr. An den Weihnachtsmann glaubt er nicht mehr.
Mein
Sohn ist in der Pubertät. Das ist die Zeit, in dem die Eltern
anfangen komisch zu werden. Früher haben sie noch voller Stolz
von ihrem Nachwuchs gesprochen. In der Pubertät halten die Eltern
dann lieber den Mund und tun Dinge, die sie früher nie für möglich
gehalten haben. Zum Beispiel ihrem Sohn ein Computerspiel zu
kaufen, das erst ab 18 Jahren freigegeben ist.
Jedenfalls
kam an dem Tag, an dem ich wartete, irgendwann der Weihnachtsmann
um die Ecke und hielt vor meinem Haus. Ich freute mich riesig,
aber als ich auf ihn zuging, wollte er schon wieder weiter.
Ich fragte, was denn los sei. Er sagte; "Ich habe da ein
Paket für Sie, aber ich kann es Ihnen nicht geben."
Wie
gesagt, der Weihnachtsmann war eine Frau, die Fahrerin eines
Paketdienstes. Sie kam zu mir an den Zaun, übereichte mir sogar
das Paket, aber nur um mir zu zeigen, warum sie es mir nicht
geben könne. Sie fuhr mit so einem Handscanner über den Strichcode.
Daraufhin teilte ihr das Gerät mit, dass dieses Paket noch im
Depot sei, es also gar nicht sein könne, dass wir zwei hier
am Zaun stehen und sie mir das Ding gerade übergeben will. Das
Gerät könne die Übergabe leider nicht genehmigen.

Die
Frau rief einen Kollegen an und fragte um Rat. Sie sprach dabei
ungarisch. Ich kenne Ungarn, ich weiss, wie es da zugeht, meine
Frau ist Ungarin. Ich sagte zu der Frau: "In Ungarn würde
man das Problem dadurch lösen, dass man die Vorschriften umgeht."
Sie sagte: "Ja, aber in Deutschland sei es so, dass sie
mir das Paket einfach nicht geben könne. Sonst sei sie morgen
ihren Job los."
Die darauffolgende
Diskussion möchte mit Blick auf Weihnachten so zusammenfassen:
Wir schenkten uns nichts, dann gingen wir unserer Wege. Ich
verzichtete auf ihr Angebot, das Paket zum hundersten Mal zu
scannen.
Scannen heisst übrigens so
viel wie abtasten. Sollte das Paket an Weihnachten also immer
noch nicht da sein, werde ich meinem Sohn sagen: "Der Weihnachtsmann
und ich sind leider noch nicht zusammengekommen. Aber wir tasten
uns immerhin schon mal ab."
|