Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (22. Dezember 2013)
 
Nichts geschenkt
 

   Ich habe es mir mit dem Weihnachtsmann verscherzt. So kurz vor Weihnachten kann das ernste Folgen haben. Es ist völlig unklar, ob die Geschenke für meine Kinder nun noch vor dem Fest eintreffen. Keine Ahnung, wie lange so ein Weihnachtsmann schmollt. Ziemlich lange, befürchte ich, denn der Weihnachtsmann ist im konkreten Fall eine Frau.



   Es war so, dass ich auf ein Paket wartete. Ich hatte extra freigenommen, denn um das Paket zu bekommen, musste ich persönlich anwesend sein und meinen Ausweis vorzeigen. So hat es mir der Weihnachtsmann gesagt, und ich glaube an den Weihnachtsmann.

   Der ganze Aufwand war nötig, weil ich für meinen Sohn eine Spielekonsole bestellt habe, eine Playstation. Im Kaufpreis enthalten war auch gleich ein Spiel, das aber erst ab 18 Jahren freigegeben ist. Mein Sohn ist noch keine 18, aber er wünscht sich das Spiel sehr. An den Weihnachtsmann glaubt er nicht mehr.

   Mein Sohn ist in der Pubertät. Das ist die Zeit, in dem die Eltern anfangen komisch zu werden. Früher haben sie noch voller Stolz von ihrem Nachwuchs gesprochen. In der Pubertät halten die Eltern dann lieber den Mund und tun Dinge, die sie früher nie für möglich gehalten haben. Zum Beispiel ihrem Sohn ein Computerspiel zu kaufen, das erst ab 18 Jahren freigegeben ist.

   Jedenfalls kam an dem Tag, an dem ich wartete, irgendwann der Weihnachtsmann um die Ecke und hielt vor meinem Haus. Ich freute mich riesig, aber als ich auf ihn zuging, wollte er schon wieder weiter. Ich fragte, was denn los sei. Er sagte; "Ich habe da ein Paket für Sie, aber ich kann es Ihnen nicht geben."

   Wie gesagt, der Weihnachtsmann war eine Frau, die Fahrerin eines Paketdienstes. Sie kam zu mir an den Zaun, übereichte mir sogar das Paket, aber nur um mir zu zeigen, warum sie es mir nicht geben könne. Sie fuhr mit so einem Handscanner über den Strichcode. Daraufhin teilte ihr das Gerät mit, dass dieses Paket noch im Depot sei, es also gar nicht sein könne, dass wir zwei hier am Zaun stehen und sie mir das Ding gerade übergeben will. Das Gerät könne die Übergabe leider nicht genehmigen.



   Die Frau rief einen Kollegen an und fragte um Rat. Sie sprach dabei ungarisch. Ich kenne Ungarn, ich weiss, wie es da zugeht, meine Frau ist Ungarin. Ich sagte zu der Frau: "In Ungarn würde man das Problem dadurch lösen, dass man die Vorschriften umgeht." Sie sagte: "Ja, aber in Deutschland sei es so, dass sie mir das Paket einfach nicht geben könne. Sonst sei sie morgen ihren Job los."

   Die darauffolgende Diskussion möchte mit Blick auf Weihnachten so zusammenfassen: Wir schenkten uns nichts, dann gingen wir unserer Wege. Ich verzichtete auf ihr Angebot, das Paket zum hundersten Mal zu scannen.

   Scannen heisst übrigens so viel wie abtasten. Sollte das Paket an Weihnachten also immer noch nicht da sein, werde ich meinem Sohn sagen: "Der Weihnachtsmann und ich sind leider noch nicht zusammengekommen. Aber wir tasten uns immerhin schon mal ab."

 

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