Ein Bäcker will seiner Kundschaft
die Preiserhöhung schmackhaft machen. Also kündigt er eine Preisanpassung
an. Ein Kunde mag das nicht schlucken. Er schüttelt ob des Begriffs
"Preisanpassung" den Kopf und fragt die Bäckereifachverkäuferin,
was das soll. Die Bäckereifachverkäuferin ist eine freundliche
Frau. Sie sagt, mit einem Augenzwinkern, dass Preiserhöhung
so negativ klinge. Der Kunde schüttelt wieder den Kopf und verlässt,
"Preisanpassung, so ein Blödsinn" vor sich hinmurmelnd,
den Laden.
Wir wollen uns in dieser
Kolumne heute für alle Bäcker stark machen, die sich in diesen
Tagen zu einer Preisanpassung genötigt sehen. Solange in Deutschland
mehr oder weniger klaglos hingenommen wird, dass die Mineralölkonzerne
mit ihren Preisen eine Achterbahnfahrt veranstalten (meist abends,
kurz vor Kassenschluss, runter, dann, am nächsten Morgen, wieder
um fünf, zehn, zwanzig Cent rauf, als wäre in der Nacht eine
Ölkrise ausgebrochen), solange also in Deutschland keine Tankstellen
brennen, solange sollten wir unseren hart arbeitenden Bäckern
nicht ins Sprachhandwerk pfuschen und das bisschen Sprachkosmetik
durchgehen lassen.

Gerade
wir Wortkünstler haben uns jahrzehntelang ungefragt über den
Bäckerstand lustig gemacht, indem wir Stammtischrunden mit der
Frage belästigten, was eigentlich der Unterschied zwischen einem
Bettvorleger und einem Bäcker sei. Meist blickten wir in ratlose
Gesichter - um endlich, nach quälend langen Minuten, durchs
Lokal zu brüllen, dass der Bäcker nachts um zwei aufstehen müsse,
während der Bettvorleger liegen bleiben dürfe. Dann bestellten
wir ein ebenfalls längst klammheimlich preisangepasstes Weizen
und soffen dem Bäcker seine Lebensgrundlage weg.
Der
angeblich so sprachkritische Kunde sah übrigens mindestens so
angepasst aus wie die neuen Preis des Bäckers.
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