Lange bevor in deutschen
Wirtshäusern die Raucher vor die Tür gesetzt wurden, stand vor
einem Lokal meiner Heimatstadt ein Schild mit folgender Aufschrift:
"Nur die Harten kommen in den Garten." Ich war ein
paar Mal in dem Laden und setzte mich jedes Mal in den Garten,
auch wenn es kühl war. Im Garten fühlte ich mich hart und gut.
In
Paris wird in diesen Tagen über die Sitzordnung in zwei sogenannten
Top-Cafés diskutiert, dem George und dem Café Marly. Das George
befindet sich im Centre Pompedou, das Café Marly am Museum Louvre.
Zwei ehemalige Mitarbeiter der Lokale hatten der Zeitschrift
"Le Canard Enchainé" erzählt, dass die Terassen beziehungsweise
die Plätze am Fenster schönen Menschen vorbehalten seien. Entsprechende
Anweisungen habe es von der Geschäftsleitung gegeben.

Falls
mal ein nicht ganz so ansehlicher Mensch auf dem Präsentierteller
der Lokale zu sehen sei, könne man davon ausgehen, dass es sich
um eine Berühmtheit handle. Klingt einleuchtend. Kann ja nicht
sein, dass sich ein eher durchschnittlich gebauter französischer
Staatspräsident auf einem Platz neben dem Gang zum Klo wiederfindet.
Im
Grund liegt es mir fern, mich in eine innerparisische Angelegenheit
einzumischen. Dessen ungeachtet will ich als potenzieller Paris-Tourist
das Wort ergreifen und sagen, dass ich die Regelung gutheisse
und es schön fände, wenn weltweit in attraktiv gelegenen Lokalitäten
so verfahren würde. Angenommen, ich flaniere an einem der Vorzeige-Cafés
vorbei, dann möchte ich nicht, dass dort Leute in den Auslagen
sitzen, die mein Bild von der Stadt der Liebe trüben. Schon
genug, dass ich mein Spiegelbild in den Schaufenstern des Nobelkaufhauses
Galeries Lafayette ertragen musste, das so gar nicht mit den
bestens eingekleideten Puppen hinter dem Glas in Einklang zu
bringen war.
Als Tourist weiss ich,
wo mein Platz ist. Sollte ich jemals eines der beiden Cafés
betreten, werde ich mich nach dem Platz für die Harten erkundigen.
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