Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (10. November 2013)
 
Sex
 

   Mit einer Zeitung verhält es sich wie mit Fruchtjoghurt. Was zählt, ist der Inhalt. Überzeugt der Inhalt nicht, bleibt das Produkt liegen. Der beste Inhalt aber taugt nix, wenn die Verpackung schlecht ist. Die Verpackung eines Zeitungsartikels ist die Überschrift. Eine gute, stimulierende Überschrift ist eine Überschrift, in der Tiere und Sex vorkommen. Dann wird der Text gelesen.

   Gern hätten wir Ihnen beides geboten, aber leider passen in die Überschrift dieser Kolumne die Worte "Tiere und Sex" nicht hinein. Also haben wir uns schweren Herzens für Sex entschieden. Sex ist im Kommen. Sex ist in aller Munde.Man kann wunderbar zweideutige Sätze mit dem Wort Sex bauen. Spät in der Nacht startete diese Woche im Südwest Fernsehen die Reihe "Make Love - LIebe machen kann man lernen", ein "trimedialer Programmschwerpunkt". Bevor es losging, bin ich eingeschlafen. Insofern kann ich nicht beurteilen, ob öffentlich-rechtlicher Sex besser ist als ein privates, von Werbepausen unterbrochenes Liebesspiel.



   Eine Bemerkung aber kann ich mir denoch erlauben. Trimedialer Programmschwerpunkt klingt geil. Trimedial bedeutet, dass der Stoff auch im Radio und im Internet aufbereitet wird - online allerdings nur in der jugendfreien Zeit von 22 bis 6 Uhr. Das klingt vernünftig, leider müssen wir die Programmverantwortlichen darauf hinweisen, dass sie nicht an junge Menschen in Übersee gedacht haben. Wenn unsere Kinder schlafen, sind die Kinder dort hellwach.

   Ein Makel, aber grundsätzlich unterstützen wir die Aufklärung über bewegte Bilder. Weil zu meiner Jugend telegen wenig lief. waren wir gezwungen, nach Einbruch der Dunkelheit mit dem Moped ins Autokino nach Kornwestheim zu fahren. Wir bestiegen einen Hügel, von wo aus man einen guten Blick auf die meist in der Bergwelt angesiedelten Sexstreifen hatte. Wären wir aufgeklärt gewesen, wir hätten den Hügel Venushügel getauft. Der Anschauungsunterricht hat mich geprägt. Es gibt Momente, da fühle ich mich ohne Tiroler Hut nackt.

 

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