Mit einer Zeitung verhält
es sich wie mit Fruchtjoghurt. Was zählt, ist der Inhalt. Überzeugt
der Inhalt nicht, bleibt das Produkt liegen. Der beste Inhalt
aber taugt nix, wenn die Verpackung schlecht ist. Die Verpackung
eines Zeitungsartikels ist die Überschrift. Eine gute, stimulierende
Überschrift ist eine Überschrift, in der Tiere und Sex vorkommen.
Dann wird der Text gelesen.
Gern hätten
wir Ihnen beides geboten, aber leider passen in die Überschrift
dieser Kolumne die Worte "Tiere und Sex" nicht hinein.
Also haben wir uns schweren Herzens für Sex entschieden. Sex
ist im Kommen. Sex ist in aller Munde.Man kann wunderbar zweideutige
Sätze mit dem Wort Sex bauen. Spät in der Nacht startete diese
Woche im Südwest Fernsehen die Reihe "Make Love - LIebe
machen kann man lernen", ein "trimedialer Programmschwerpunkt".
Bevor es losging, bin ich eingeschlafen. Insofern kann ich nicht
beurteilen, ob öffentlich-rechtlicher Sex besser ist als ein
privates, von Werbepausen unterbrochenes Liebesspiel.

Eine
Bemerkung aber kann ich mir denoch erlauben. Trimedialer Programmschwerpunkt
klingt geil. Trimedial bedeutet, dass der Stoff auch im Radio
und im Internet aufbereitet wird - online allerdings nur in
der jugendfreien Zeit von 22 bis 6 Uhr. Das klingt vernünftig,
leider müssen wir die Programmverantwortlichen darauf hinweisen,
dass sie nicht an junge Menschen in Übersee gedacht haben. Wenn
unsere Kinder schlafen, sind die Kinder dort hellwach.
Ein
Makel, aber grundsätzlich unterstützen wir die Aufklärung über
bewegte Bilder. Weil zu meiner Jugend telegen wenig lief. waren
wir gezwungen, nach Einbruch der Dunkelheit mit dem Moped ins
Autokino nach Kornwestheim zu fahren. Wir bestiegen einen Hügel,
von wo aus man einen guten Blick auf die meist in der Bergwelt
angesiedelten Sexstreifen hatte. Wären wir aufgeklärt gewesen,
wir hätten den Hügel Venushügel getauft. Der Anschauungsunterricht
hat mich geprägt. Es gibt Momente, da fühle ich mich ohne Tiroler
Hut nackt.
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