Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (10. November 2013)
 
Das Flüstern im Blätterwald
 

   Aus, Schluss, vorbei! Unsere Redaktion hat in dieser Woche eine Entscheidung getroffen, die sie als Solitär im schnelllebigen Nachrichtengeschäft erscheinen lässt. Wir werden Sie, liebe Leser, auch künftig mit Skandalen aus erster Hand versorgen. Dem Chor der Marktschreier kehren wir den Rücken zu. Wenn wir fortan etwas Weltbewegenes zu berichten haben, dann werden wir es leise in dieser der Entspannung und Einkehr abonnierten Kolumne tun.

   Fangen wir sogleich mit einem Fall an, den die Weltöffentlichkeit längst in ihrem kollektiven Gedächtnis abgelegt zu haben glaubte - ohne je die wirklich entscheidene Frage gestellt zu haben. Wir haben es getan. Wir haben bei der Pressestelle der amerikanischen Sicherheitsbehörde NSA nachgefragt, wie das eigentlich genau war, als die Kanzlerin angezapft wurde. Ging es nur um Verbindungen? Oder auch um Gesprächsinhalte?



   Die NSA-Pressestelle hat diese Woche geantwortet. "Liebe Redaktion, schön, dass Sie nachfragen. Wir haben uns schon gewundert, dass das niemanden zu interessieren schien. Tatsache ist, wir haben uns weder für die Nummern noch für die Gesprächsinhalte von Mrs. Merkel interessiert. Uns ging es, wie bei allen weltweit von uns angezapften Staatenlenkern, einzig und allein um die anfallenden Telefonkosten.

   Fast ist es uns peinlich, aber da sie so nett gefragt haben, können wir nicht anders, als ehrlich zu antworten. Wir haben nicht aus freien Stücken, sondern im Auftrag der Telefongesellschaft AT&T aus Dallas/Texas gehandelt. AT&T war zu Ohren gekommen, dass beim bisherigen Telefonanbieter von Mrs. Merkel sowohl im Nahbereich, wie auch im Fernbereich enorme Kosten anfallen, ganz zu schweigen von den Roaming-Gebühren bei den Auslandsreisen. AT&T wollte Mrs. Merkel einen massgeschneiderten Kanzlerinnen-Tarif mit echter, weltweit gültiger Flatrate anbieten. Beim Kanzlerinnenpaket steht es der Nutzerin frei, ob ihre Nummer im Display des Angerufenen erscheint oder nicht. Anders als beim gern von afrikanischen Despoten gebuchten Diktatorentarif, bei dem bewusst auf jede Form von Wahlfreiheit verzichtet wird.

   Wir hoffen, liebe Redaktion, wir konnten ihren Wissensdurst stillen. Sicher haben Sie Verständniss dafür, dass wir uns zu anderen Fragen (JFK-Attentat, Mondlandung) nicht äussern. Diese Fragen tangieren Bereiche der nationalen Sicherheit. Wenn Sie sich allein den Buchausstoss zu begesagten Themen in den vergangenen Jahrzehnten vergegenwärtigen, werden Sie uns verstehen.

With warm regards

Mary Brown, Sachbearbeiterin in Chief, NSA, Crypto City, Fort Meade, Maryland, USA

   Liebe Leser, wir stellen Ihnen frei, was Sie mit diesen Informationen anfangen. Sollten Sie sie auf einem sozialen Netzwerk posten, wäre es schön, wenn Sie uns als Quelle nennen würden.

 

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