Aus, Schluss, vorbei! Unsere
Redaktion hat in dieser Woche eine Entscheidung getroffen, die
sie als Solitär im schnelllebigen Nachrichtengeschäft erscheinen
lässt. Wir werden Sie, liebe Leser, auch künftig mit Skandalen
aus erster Hand versorgen. Dem Chor der Marktschreier kehren
wir den Rücken zu. Wenn wir fortan etwas Weltbewegenes zu berichten
haben, dann werden wir es leise in dieser der Entspannung und
Einkehr abonnierten Kolumne tun.
Fangen
wir sogleich mit einem Fall an, den die Weltöffentlichkeit längst
in ihrem kollektiven Gedächtnis abgelegt zu haben glaubte -
ohne je die wirklich entscheidene Frage gestellt zu haben. Wir
haben es getan. Wir haben bei der Pressestelle der amerikanischen
Sicherheitsbehörde NSA nachgefragt, wie das eigentlich genau
war, als die Kanzlerin angezapft wurde. Ging es nur um Verbindungen?
Oder auch um Gesprächsinhalte?

Die
NSA-Pressestelle hat diese Woche geantwortet. "Liebe Redaktion,
schön, dass Sie nachfragen. Wir haben uns schon gewundert, dass
das niemanden zu interessieren schien. Tatsache ist, wir haben
uns weder für die Nummern noch für die Gesprächsinhalte von
Mrs. Merkel interessiert. Uns ging es, wie bei allen weltweit
von uns angezapften Staatenlenkern, einzig und allein um die
anfallenden Telefonkosten.
Fast ist
es uns peinlich, aber da sie so nett gefragt haben, können wir
nicht anders, als ehrlich zu antworten. Wir haben nicht aus
freien Stücken, sondern im Auftrag der Telefongesellschaft AT&T
aus Dallas/Texas gehandelt. AT&T war zu Ohren gekommen,
dass beim bisherigen Telefonanbieter von Mrs. Merkel sowohl
im Nahbereich, wie auch im Fernbereich enorme Kosten anfallen,
ganz zu schweigen von den Roaming-Gebühren bei den Auslandsreisen.
AT&T wollte Mrs. Merkel einen massgeschneiderten Kanzlerinnen-Tarif
mit echter, weltweit gültiger Flatrate anbieten. Beim Kanzlerinnenpaket
steht es der Nutzerin frei, ob ihre Nummer im Display des Angerufenen
erscheint oder nicht. Anders als beim gern von afrikanischen
Despoten gebuchten Diktatorentarif, bei dem bewusst auf jede
Form von Wahlfreiheit verzichtet wird.
Wir
hoffen, liebe Redaktion, wir konnten ihren Wissensdurst stillen.
Sicher haben Sie Verständniss dafür, dass wir uns zu anderen
Fragen (JFK-Attentat, Mondlandung) nicht äussern. Diese Fragen
tangieren Bereiche der nationalen Sicherheit. Wenn Sie sich
allein den Buchausstoss zu begesagten Themen in den vergangenen
Jahrzehnten vergegenwärtigen, werden Sie uns verstehen.
With
warm regards
Mary Brown, Sachbearbeiterin in Chief, NSA,
Crypto City, Fort Meade, Maryland, USA
Liebe
Leser, wir stellen Ihnen frei, was Sie mit diesen Informationen
anfangen. Sollten Sie sie auf einem sozialen Netzwerk posten,
wäre es schön, wenn Sie uns als Quelle nennen würden.
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