Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (27. Oktober 2013)
 
Vertrauen
 

   Offenbar nehmen es amerikanische Offiziere mit der Bewachung von Atomwaffen nicht immer so genau. Die Nachrichtenagentur AP berichtete diese Woche, dass Handwerkern, die in Atombunkern zu tun hatten, schlafende Wächter aufgefallen seien. Ausserdem sollen in Militärstützpunkten in Montana und North Dakota schwere Schutztüren sperrangelweit offen gestanden haben.

   Bevor sich Weltuntergangsstimmung breit macht, erst mal tief durchatmen. Man kann es nämlich auch so sehen: Es menschelt bei der Weltmacht Amerika. Kommt in den besten Familien vor, dass der Papa vor der Glotze einschläft und die Kinder die Haustür nicht schliessen.



   Ist mir neulich auch passiert. Ich fuhr mit dem Auto zum Einkaufen, und als ich zurückkam, habe ich gemerkt, dass ich das Garagentor offen gelassen hatte. Natürlich erschrickt man im ersten Moment, schaut nach, ob noch alles da ist. Wenn man aber feststellt, dass keiner der abgefahrenen Winterreifen fehlt und die Fahrräder noch am Haken hängen, ist man wieder eins mit sich und der Welt. Man sagt sich: "Schau, die Welt ist gar nicht so schlecht, wie die in den 'Tagesthemen' immer behaupten. Selbst das Garagentor kann man ungestraft offen stehen lassen."

   So ähnlich hätten es auch die amerikanischen Militärs sehen können - anstatt gleich Offiziere in den Senkel zu stellen und ihnen zwei Monatslöhne zu streichen. "Jetzt haben die die Türe zum Atombunker sperrangelweit offen gelassen - und nix ist passiert. Gut, von den Russen haben wir nichts mehr zu befürchten, das ist klar. Aber der Taliban, der hätte sich problemlos reinschleichen können. Ist er aber nicht. Hat die Sache mit Guantanamo doch was gebracht. Unsere neue Doktrin lautet: Kontrolle ist gut, Vertrauen besser."

   Und wenn wieder mal die Bunkertür aufsteht? Dann nicht gleich in Panik ausbrechen, meine lieben amerikanischen Freunde, Sagt einfach, das sei so üblich beim Tag der offenen Tür.

 

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