Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (20. Oktober 2013)
 
Neidfieber
 

   Für gewöhnlich umschmeicheln wir Sie an dieser Stelle mit gedruckten Schalmeienklängen. Falls überhaupt jemals ein Hauch von Kultur- oder Gesellschaftskritik zwischen den Zeilen aufgeflackert ist, kam er leise daher, wurde mit sanftem Druck in die Tastatur des Schreibgeräts mehr einmassiert als getippt.

   Aber abgesehen von der Wurst, liebe Freunde der des schlagererprobten Humors, hat alles mal ein Ende - und so kommen wir heute nicht umhin, mal SO RICHTIG AUF DIE KACKE ZU HAUEN! BESCHWEREN SIE SICH NICHT BEI MIR! BESCHWEREN SIE SICH BEI DEN TYPEN, DIE SICH IHRE MITBÜRGER NENNEN! DIESE NACH GERECHTIGKEIT GEIFERNDEN SICH STÄNDIG BENACHTEILIGT FÜHLENDEN, NEIDFIEBERNDEN GUTMENSCHEN!

   Gut, ich beruhige mich ja wieder. Schon deshalb, damit Sie den Text besser lesen können. Was also war geschehen? "Spiegel online" hat unter der Überschrift "Die spinnen, die Finnen" eine Meldung folgenden Inhalts veröffentlicht:



   In Finnland musste der Industrielle Anders Wiklöf, einer der reichsten Männer des Landes, 95000 Euro (in Worten: fünfundneunzigtausend Euro) bezahlen, weil er statt mit der erlaubten 50 km/h mit 77 Sachen unterwegs war. Die Höhe der Summe rührt von dem Umstand her, dass in Finnland deutliche Geschwindigkeitsüberschreitungen als Straftat geahndet werden und sich die zu bezahlende Summe nach dem Einkommen des Verkehrssünder richtet. Nun, hiess es, werde die Sache in Finnland heftig diskutiert.

   Und was ist bei uns? Da wird nicht diskutiert. Da wird wutgebürgert, drauflosgepöbelt, hingerichtet. Der eigentliche Skandal sei, dass es bei uns so ein Gesetz nicht gäbe, blökte im Netz hundertfach die Herde. Hat nur noch gefehlt, dass einer auf die Idee kam, Millionären für ein Pfund Butter 500 000 Euro abzuknöpfen.

   Beweisen kann ich es nicht, aber ich krieg den Verdacht nicht los, dass so manchem der BLITZMARATHON VON NEULICH SEIN HIRN VERBRANNT HAT. Aber nein, ich rege mich nicht mehr auf.

 

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