Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (29. September 2013)
 
Was machen
 

   Stand am Montag am Neckarufer bei Hofen und überlegte, dass man mal was machen müsste. Irgendwas, das die Welt in Erstaunen versetzt. Etwas, das die Menschen dazu bringt, dass sie mit Respekt von einem reden. Etwas, nach sich die Kassiererin im Supermarkt fragt: "War er das, der da zwei Liter H-Milch mit der EC-Karte bezahlt hat?"



   Nur, was machen? Sämtliche Achttausender sind bestiegen. Auf dem Mond war schon einer. Der Mars ist mir zu weit. Vielleicht, überlege ich mir, als der Neckar träg vorbeifloss, sollte man was mit Wasser machen. Vielleicht in ein Ruderboot sitzen und über den Pazifik paddeln. Von Japan bis Alaska beispielsweise. Das wär' was. Blöd nur, dass das unlängst eine Britin getan hat. Sarah Outen, 28, war 150 Tage auf hoher See. Fünf Mal ist sie gekentert, zig Mal Haien und Walen begegnet. Als sie am Montag in einen Hafen auf den Aleuten in Alaska einlief, sagte sie: "Es war brilliant und brutal gleichzeitig."

    Eigentlich dämlich, dachte ich. Da riskiert man fünf Monate Kopf und Kragen, nur damit man sagen kann: "Es war brilliant und brutal gleichzeitig." Andererseits, der Satz ist nicht schlecht. Sollte man sich merken. Wer weiss, für was man ihn mal brauchen kann. Vielleicht, wenn man mal was gemacht hat, was noch keiner gemacht hat. Nur was?

   Habe diese Woche einen jungen Mann auf ein Konzert begleitet. War schon ewig nicht mehr auf einem Konzert. Fiel mir auf, als ich die Musik hörte. Und mich umsah. Ich hatte das Gefühl, ich würde den Altersdurchschnitt in der Halle dramatisch heben. Die Musik war höllisch laut. Früher war ich öfter auf Konzerten, was an meinem Gehör nicht spurlos vorbeigegangen ist. Deshalb muss ein Konzert, das ich als laut empfinde, wirklich laut gewesen sein.

   Wie gesagt, es waren noch ein paar andere Leute in der Mehrzweckhalle. So 13000. Aber ich glaube, ich war der einzige, der hinterher gedacht hat: Es war brilliant udn brutal gleichzeitig.

 

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