Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (29. September 2013)
 
Schwarze Witwe
 

   Die Regierungsbildung nach der Bundestagswahl gestaltet sich sich schwierig. Die SPD will mit der CDU nur dann wieder anbändeln, wenn Kanzlerin Merkel den Genossen verspricht, sie nicht wieder unter die Fünfprozenthürde zu drücken. Merkel selbst schweigt dazu, vergiesst noch Krokodilstränen wegen ihres bisherigen Koalitionspartners, der FDP, die bei der Wahl unter tragischen Umständen ums parlamentarische Leben kam.



   Die Häufung der politischen Todesfälle in Merkels Umfeld hat unterdessen das Bundeskriminalamt (BKA) auf den Plan gerufen. Eine Sonderkommission "Schwarze Witwe" wurde ins Leben gerufen. Sie soll klären, ob es sich wirklich nur um eine Serie von Unfällen handelt oder ob hier vonseiten der Kanzlerin nachgeholfen wurde.

   In einer ersten Vernehmung beteuerte die Verdächtige, sie habe nichts verbrochen. Sie verbreche generell nur das, waqs sie nach der Wahl nicht halte könne. Keine Steuererhöhungen zum Beispiel.

   Die Spurensuche läuft zäh. Das jüngste mutmassliche Opfer der Kanzlerin, die FDP, hat sich bereits bis zur Unkenntlichkeit aufgelöst. Nur mit Mühe können die Ermittler Zeitzeugen auftreiben, die unmittelbar vor dem Geschehen in Berlin weilten. Diese berichteten von Wahnvorstellungen führender Parteimitglieder in den Tagen vor der Wahl. Man habe Stimmen gehört, wo keine gewesen seien, teilweise sogar Zweitstimmen. Hinweise auf eine Mitschuld der Kanzlerin wurden bislang nicht gefunden. Insgesamt sei die FDP nach vier Jahren schwarz-gelber Koalition aber ziemlich ausgemerkelt gewesen. Dies müsse nun näher untersucht werden. Dazu soll auch der designierte neue Parteichef befragt werden, der die Krankheitssymptome der Partei lindnern soll.

   Rästelhaftes spielt sich auch bei den Grünen ab. Die Partei wurde von einer gigantischen Rücktrittswelle erfasst und fragt sich nun, ob das womöglich mit der Erderwärmung zusammenhängt. Wenn die Pobacken schmelzen, hat man halt, salopp gesagt, keinen Arsch mehr in der Hose, dann läuft man bei Rückschlägen schnell mal davon.



   Während die alte Führungsriege der Grünen das Weite sucht, sucht die künftige die Nähe, und zwar zur CDU. Um ein schwarz-grünes Bündnis herbeizureden, schrecken die Neuen auch nicht vor schönfärberischen Formulierungen zurück. So behauptete der Grünen-Abgeordnete Anton Hofreiter, der Fraktionschef der Grünen werden möchte, allen Ernstes: "Auch die CDU gehört zu den demokratischen Parteien." Das ist eine These, die angesichts des alternativlos-autoritären Führungsstils von Frau Merkel nicht einmal in der CDU ungeteilte Zustimmung findet.

   Aus Merkels Umfeld verlautete, man brauche nicht unbedingt einen Koalitionspartner. Die Kanzlerin könne auch geschäftsführend im Amt bleiben. Dann führt sie die Geschäfte - oder die Geschäfte führen sie. Eine eigene Mehrheit im Parlament für Gesetzvorhaben sei nicht nötig, heisst es. Die Kanzlerin habe ohnehin nicht viel vor.

 

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