Neulich war ich in der Stuttgarter
Wilhelma, um mir das neue Menschenaffenhaus anzuschauen. Bin
weder ein Menschenaffen- noch ein Immobilienexperte, aber ich
war beeindruckt. In dem Bau gibt es reichlich Platz zum Liegen
und zum Abhängen. Der Aussenbereich ist so weitläufig, dass
man als Besucher die Affen oft erst suchen muss. Selbst die
Bewohner von Stuttgarters Halbhöhe haben nicht so viel Grün
ums Haus.
Das Problem eines freien
Kita-Platzes scheint sich für die Menschenaffen der Wilhelma
auch nicht zu stellen. Hinter einer Glaswand lag eine Mitarbeiterin
und spielte mit jungen Gorillas. Die Äffchen durften auf der
Frau herumturnen. Ich kann mich nicht daran erinnern, ähnliches
in meiner Jugend erlebt zu haben. Ein freundlicher Mitarbeiter
des Zoos erzählte, dass die Affen (nicht die kleinen, die grossen)
manchmal Fernsehen dürften - und dies mit Begeisterung täten.
Sie dürften nicht ständig glotzen, sagte der Mann, aber hin
und wieder. Ich finde, das hört sich vernünftig an.

Ich
erwähne das alles, weil sich diese Woche eine sogenannte Tierrechtsorganisation
mit grossen Plakatwänden zu Wort gemeldet hat, auf denen sie
Freiheit für die Menschenaffen in der Wilhelma fordert. Es geht
mal wieder um das leidige Thema artgerechte Haltung. Ich will
das Problem nicht verniedlichen, vielleicht gibt es da in der
Wilhelma an der einen oder anderen Stelle noch etwas zu verbessern
- aber bei den Menschenaffen in ihrem neuen Haus wohl eher nicht.
Angenommen, man würde eine Bürgerbefragung zwischen freilebenden
und in Zoos lebenden Menschenaffen machen. Ich bin mir sicher,
dass sich das Menschenaffenhaus vor Anfragen kaum retten könnte.
Es bekäme mit Sicherheit mehr Zuspruch als ein geplanter Nationalpark
im Nordschwarzwald.
Ich sollte an diesem
Wochenende dringend meine Steuererklärung machen. Ist das vielleicht
artgerecht? Sollte im Menschenaffenhaus der Wilhelma demnächst
ein Plätzchen frei werden, ich wäre dem nicht abgeneigt.
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