Ich bin Wechselwähler und
kein Mensch hehrer Grundsätze. Wenn ich überhaupt einen Grundsatz
habe, dann den, dass ich weder Klamotten noch Schuhe aus dem
Internet kaufe. Nicht mal Badeschlappen, bei denen es nicht
so auf die Pasform ankommt, würde ich im Netz bestellen. Konzertkarten,
Bücher und CDs vielleicht. Schuhe nie.
Die
Vorstellung, dass ich daheim ein Paket auspacke und feststelle,
dass mir nur der Schuhkarton passt, ist mir ein Graus. Bevor
ich mit einem Paket wieder zur Post laufen muss, gehe ich lieber
in einen Schuhladen. Mein Schuhladen ist gross, Personal gibt
es kaum, aber das ist mir recht. So kann ich in aller Ruhe in
Schuhe schlüpfen, auch in solche, die ich mir nie kaufen würde.
Am liebsten schlüpfe ich in sündhaft teure Herrenschuhe und
freue mich, wenn sie mich drücken. Gern würde ich hochhackige
Damenschuhe ausprobieren, nicht weil ich ein Faible für Frauenkleider
habe. Ich würde nur gern mal testen, wie es sich damit läuft.
Dummerweise habe ich Schuhgrösse 46. Da wird es bei Damenschuhe
eng.

Ich
erzähle das mit meinen Schuhkaufgrundsätzen deshalb, weil ich
mich wundere, dass auf meinem Rechner in der Redaktion ständig
Reklame von Zalando auftaucht. Schon wenn ich Online-Schuh-Shop
lese, wird mir speiübel. Das Internet ist für mich nach wie
vor ein Buch mit sieben Siegeln, aber so viel habe ich begriffen,
dass sobald man einmal auf der Seite eines Online-Ladens war,
blinkt ständig dessen Reklame auf. Bei Zalando war ich noch
nie.
Ich weiss nicht, ob jemand von
Zalando Zeitung liest. Falls ja, verschonz mich mit eurer Reklame
- sonst laufe ich in meinen Latschen aus dem Schuhladen schreiend
davon. Beweisen kann ich es nicht, aber ich bin sicher, dass
ich mir eines meiner Hühneraugen vor der Glotze geholt habe,
bei einem eurer Kaufrausch verherrlichenden Schrei-vor-Glück-Spots.
So lang mich meine Füsse tragen, gehe ich in einen Schuhladen.
Wenn sie es nicht mehr tun, brauche ich keine Schuhe mehr.
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