Dieser Tage haben Wissenschaftler
in einem afrikanischen Nationalpark rein zufällig ein Reptil
entdeckt, von dem es bisher kaum mehr als ein Gerücht gab -
die haarige Buschviper. Die Haare sind eigentlich Schuppen,
aber von weitem sieht die Schlange struppig und ungekämmt aus,
deshalb der Name. Unter Hochdruck rätseln nun die Koryphäen
der Kriechtierforschung, wozu die Viper ihre Haare eigentlich
benötigt.
Dieselbe Frage stellen sich
inzwischen auch viele Männer beim morgendlichen Blick in den
Badezimmerspiegel. Maskuline Natur, wohin man schaut. Nur: Wem
- ausser Friseuren und der krisenfesten Rasierklingenbranche
- dient noch das Gestrüpp im Gesicht, diese dampfenden Brustflechten,
das weiche Moos im Nacken? Die Ur-Männer besassen ein dichtes
Haarkleid, heisst es, das habe sie vor Kälte und Insekten geschützt.
Doch half es wenig bei Angriffen der gefährlichen Strumpfbandnattern,
Spätestens nach dem Sündenfall - der Erstausgabe von "Emma"
und der Etablierung der Frauenquote bei den Grünen - dünnte
sich der Pelz bei den meisten dermassen aus, dass aus selbstbewussten
Primaten allmählich sensible, glatt gebügelte Kriecher und lila
Pudel wurden.

Doch
es regt sich Widerstand. Die letzten der dickfelligen Art rotten
sich zusammen. Sie wollen nicht mehr ihre Nasenhaare trimmen,
Gurkenmasken auflegen, stündlich Kita-Plätze zählen und sich
von selbsternannten Kantinendiktatorinnen hilflos wie Soja-Bratlinge
bei mittlerer Temperatur anschwitzen lassen. Gerade an schwülheissen
Wochenenden werden sie sich ihrer unterdrückten Unkultur bewusst.
Die einen hinterlassen in Stadien eine Spur der Verwüstung,
andere hingegen zieht es in die Wildnis, wo sie ihre Reviere
mit Bier und Urin olfaktorisch abstecken. Trotzig wanken sie
mit Flip-Flops, Sixpacks und Kühltaschen bewaffnet in die Hinterhöfe
des Grossstadtdschungels, in die verwilderten Parkanlagen und
- werfen Fleisch auf glühende Roste. Fleisch!
Der
Grill, er ist die letzte Bastion eines zutiefst verwirrten Geschlechts.
Am Lagerfeuer des Anti-Feminismus findet immer mehr deutsche
Männer Trost. Gehörten kürzlich noch "Nido" oder "Die
Zeit" zur Bettlektüre eines Strickjacken-Quotenmannes,
so liegen heute vermehrt Kalbshirn-Rezepte aus "Beef"
oder die Gebrauchsanleitung für den neuen Smoker auf dem Nachttisch
des wiedergeborenen Leithammels. Über allem hängt medialer Rauch,
auf jeder Debatten-Wiese spritzt das Fett. Ganz Harte lassen
ihren Porsche rechts aussen in der Sonne stehen und braten Frikadellen
auf der Motorhaube. Lecker.

So
viel unkontrolliertes Männerfleisch heizt nicht nur den Klimawandel
an, sondern jagt auch den Cholesterinspiegel von Renate Künast
in ungeahnte Höhen. Wer weiss, was die Grünen noch so auf der
Pfanne haben. Ihre Rache könnte blutig enden. Am Ende kriecht
man als letzter seiner Art einsam durch irgendeinen Nationalpark
und sträubt ängstlich sein letztes Häärchen. Und keiner weiss,
warum.
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