Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (21. Juli 2013)
 
162 Gründe
 

   Häme hat der CDU-Bundestagsabgeordnete Erwin Rüddel aus Rheinland-Pfalz diese Woche einstecken müssen, weil er in einer Reklame-E-Mail 162 Gründe aufgelistet hat, warum man ihn wählen soll. Eigentlich hat Erwin Rüddel die Mail verschickt, weil er von seinen Wählern wissen wollte, warum sie ihm ihre Stimme geben. Aber für den Fall, dass einem gerade nichts einfällt, lieferte er 162 Gründe frei Haus, als Anregung sozusagen.



   Oder, um mit Erwin Rüddel zu sprechen: Die 162 Gründe wollte er als "Service-Angebot" an seine Wähler verstanden wissen. Herr Rüddel, egal was die anderen schreiben, danke. Wir haben verstanden. Allenthalben hört man den Verbraucher jammern, dass er als Kunde in der deutschen Service-Wüste nicht mehr königlich behandelt werde. Jetzt kommen Sie daher, lieber Erwin Rüddel, machen ernst - und dann ist es auch nicht recht.

   Erwin Rüddel bunter Strauss an Wahlargumenten (am schönsten fanden wir "Ich wähle Erwin Rüddel, weil ich ihn mag") zeigt uns, dass er nicht nur am kurzfristigen Wählerfolg interessiert ist. Erwin Rüddel denkt über den Wahltag hinaus. Nur mal angenommen, Sie hätten Erwin Rüddel gewählt und wüssten hinterher nicht mehr, warum (sagen Sie jetzt bitte nicht, das wäre Ihnen bei Ihrem Kandidaten noch nie passiert!). Dann sind Sie froh, wenn Sie in einer alten E-Mail nachschauen können.

   Ein Kollege von mir hat sich diese Woche bei Facebook bei Erwin Rüddel auf seine Weise bedankt. Er hat für jeden Grund ein "Danke" geschrieben. Das, lieber Erwin Rüddel, können wir aus Platzgründen hier leider nicht tun. Aber wenigstens sollten Sie wissen, das wir hinter ihnen stehen. Denn wir hören sie jetzt schon, diese Aasgeier und Krähen der Konsum- und Anspruchsgesellschaft, wie sie krächzen: Warum nur 162 Gründe? Warum ist unsere Stimme dem Erwin Rüddel keine 163 Gründe wert?

 

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