Häme hat der CDU-Bundestagsabgeordnete
Erwin Rüddel aus Rheinland-Pfalz diese Woche einstecken müssen,
weil er in einer Reklame-E-Mail 162 Gründe aufgelistet hat,
warum man ihn wählen soll. Eigentlich hat Erwin Rüddel die Mail
verschickt, weil er von seinen Wählern wissen wollte, warum
sie ihm ihre Stimme geben. Aber für den Fall, dass einem gerade
nichts einfällt, lieferte er 162 Gründe frei Haus, als Anregung
sozusagen.

Oder,
um mit Erwin Rüddel zu sprechen: Die 162 Gründe wollte er als
"Service-Angebot" an seine Wähler verstanden wissen.
Herr Rüddel, egal was die anderen schreiben, danke. Wir haben
verstanden. Allenthalben hört man den Verbraucher jammern, dass
er als Kunde in der deutschen Service-Wüste nicht mehr königlich
behandelt werde. Jetzt kommen Sie daher, lieber Erwin Rüddel,
machen ernst - und dann ist es auch nicht recht.
Erwin
Rüddel bunter Strauss an Wahlargumenten (am schönsten fanden
wir "Ich wähle Erwin Rüddel, weil ich ihn mag") zeigt
uns, dass er nicht nur am kurzfristigen Wählerfolg interessiert
ist. Erwin Rüddel denkt über den Wahltag hinaus. Nur mal angenommen,
Sie hätten Erwin Rüddel gewählt und wüssten hinterher nicht
mehr, warum (sagen Sie jetzt bitte nicht, das wäre Ihnen bei
Ihrem Kandidaten noch nie passiert!). Dann sind Sie froh, wenn
Sie in einer alten E-Mail nachschauen können.
Ein
Kollege von mir hat sich diese Woche bei Facebook bei Erwin
Rüddel auf seine Weise bedankt. Er hat für jeden Grund ein "Danke"
geschrieben. Das, lieber Erwin Rüddel, können wir aus Platzgründen
hier leider nicht tun. Aber wenigstens sollten Sie wissen, das
wir hinter ihnen stehen. Denn wir hören sie jetzt schon, diese
Aasgeier und Krähen der Konsum- und Anspruchsgesellschaft, wie
sie krächzen: Warum nur 162 Gründe? Warum ist unsere Stimme
dem Erwin Rüddel keine 163 Gründe wert?
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