Immer in der nachrichtenarmen
Zeit startet unsere Redaktion seine alte Aufklärungsdrohne "Otto
von Bismarck", um die letzten verschwiegenen Aktualitäten
zusammenzuspionieren. Sie ist mit Kamera, Richtmikrofon und
einem chinesischen Schnellzeichner ausgestattet. Die ersten
Bilder zeigen ein tolles Gewusel, ein Singen und Brabbeln in
den Städten, aus dem sich Tonfragmente wie "Hände ... verschwunden
... kleine Zappelmänner ... Arme schwingen ... Lieder singen"
lösten. Es handelte sich um Kleinstkinder in den neu geschaffenen
Betreuungseinrichtungen - wahre Kathedralen der Frühpädagogik.
Viele Eltern, die kein eigenes Krabbelkind haben, suchen bereits
hektisch auf dem Gebrauchsmarkt, um ihren Rechtsanspruch durchzusetzen.
Ein
intensives Leuchten lag über München. Die Vermutung, es handle
sich um die Hoeness-Birne am Viktualienmarkt, trog. Die ist
steuerlich abgeschrieben und wird abgeschaltet. Das Leuchten
war vielmehr genau über der Säbener Strasse zu lokalisieren,
wo der neue Ortsheilige Santo Pepe wirkt. Er wäscht Auswechselspielern
die Füsse, heilt gerissene Bänder und lenkt die eine oder andere
Überschwemmung zum Dortmunder Trainingsgelände. Seit Matthias
Sammer Schwarze Tränen weint, steigt die Zahl der Wallfahrer
auf mehr als eine Million.

Szenenwechsel:
Aus dem Schatten einer Zypresse irgendwo in Italien drangen
merkwürdige Gesprächsfetzen: "Besatzung: Ein Pilot, drei
Mechaniker! Beschleunigung: Pffft! Flugfähigkeit: Schwach! Kosten:
Uuiii!" Es war Verteidigungsminister de Mazière, der im
Urlaub mit seiner Familie das alte Jäger-90-Quartett spielte.
Die Kinder wirkten gelangweilt. Weiter im Norden, in einer Villa
in Berlin, vergnügte sich eine andere Familie beim Bushido-Spiel,
also dem Auslegen von Hass-Karten. Ein kleiner Junge buchstabierte
mühelos Wörter wie Schiessen, Schwule, Krank, Opfer und Bullen.
"Der spricht schon besser als ich", verkündete sein
Vater per Twitter. Seit Bushido von einer Jury zum Spiel des
Jahres gewählt wurde, lassen sich immer mehr junge Migranten
Hasskarten von ihrem Hauptschullehrer vorlesen. Experten sprechen
von einer Bildungsrevolution. Völlige Ruhe herrscht dagegen
im politischen Berlin. Im Kanzleramt tauschen US-Experten die
Akkus ihrer Wanzen aus, bei der SPD wird der Steinbrück-Tränenspender
nachgefüllt.
Anders in den USA. Brüllendes
Gelächter im Weissen Haus. "Wie hiess dieser Clown aus
Deutschland? Freedritsch? Fritz? Frimp? Der ist bei den Krauts
anscheinend ein Minister mit eigenem Flugzeug. Hat der eigentlich
gemerkt, dass er mit dem Chef der Putzkolonne sprach?! Aber
die Zusage, jede abgefangene Mail auszudrucken und zu zerreissen,
fand er richtig gut. Wie wär*s: Wir schicken die Fetzen nach
Berlin für eine Konfettiparade!" Die restlichen gesendeten
Bilder unserer Drohne gingen im Qualm Abertausender Kugelgrills
unter. Wir gehen demnächst näher ran um rauszufinden, wie man
Putensteaks so mariniert, dass sie aussen schwarz und innen
schön kalt sind.
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