Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (21. Juli 2013)
 
Sommer mit Drohne
 

   Immer in der nachrichtenarmen Zeit startet unsere Redaktion seine alte Aufklärungsdrohne "Otto von Bismarck", um die letzten verschwiegenen Aktualitäten zusammenzuspionieren. Sie ist mit Kamera, Richtmikrofon und einem chinesischen Schnellzeichner ausgestattet. Die ersten Bilder zeigen ein tolles Gewusel, ein Singen und Brabbeln in den Städten, aus dem sich Tonfragmente wie "Hände ... verschwunden ... kleine Zappelmänner ... Arme schwingen ... Lieder singen" lösten. Es handelte sich um Kleinstkinder in den neu geschaffenen Betreuungseinrichtungen - wahre Kathedralen der Frühpädagogik. Viele Eltern, die kein eigenes Krabbelkind haben, suchen bereits hektisch auf dem Gebrauchsmarkt, um ihren Rechtsanspruch durchzusetzen.

   Ein intensives Leuchten lag über München. Die Vermutung, es handle sich um die Hoeness-Birne am Viktualienmarkt, trog. Die ist steuerlich abgeschrieben und wird abgeschaltet. Das Leuchten war vielmehr genau über der Säbener Strasse zu lokalisieren, wo der neue Ortsheilige Santo Pepe wirkt. Er wäscht Auswechselspielern die Füsse, heilt gerissene Bänder und lenkt die eine oder andere Überschwemmung zum Dortmunder Trainingsgelände. Seit Matthias Sammer Schwarze Tränen weint, steigt die Zahl der Wallfahrer auf mehr als eine Million.



   Szenenwechsel: Aus dem Schatten einer Zypresse irgendwo in Italien drangen merkwürdige Gesprächsfetzen: "Besatzung: Ein Pilot, drei Mechaniker! Beschleunigung: Pffft! Flugfähigkeit: Schwach! Kosten: Uuiii!" Es war Verteidigungsminister de Mazière, der im Urlaub mit seiner Familie das alte Jäger-90-Quartett spielte. Die Kinder wirkten gelangweilt. Weiter im Norden, in einer Villa in Berlin, vergnügte sich eine andere Familie beim Bushido-Spiel, also dem Auslegen von Hass-Karten. Ein kleiner Junge buchstabierte mühelos Wörter wie Schiessen, Schwule, Krank, Opfer und Bullen. "Der spricht schon besser als ich", verkündete sein Vater per Twitter. Seit Bushido von einer Jury zum Spiel des Jahres gewählt wurde, lassen sich immer mehr junge Migranten Hasskarten von ihrem Hauptschullehrer vorlesen. Experten sprechen von einer Bildungsrevolution. Völlige Ruhe herrscht dagegen im politischen Berlin. Im Kanzleramt tauschen US-Experten die Akkus ihrer Wanzen aus, bei der SPD wird der Steinbrück-Tränenspender nachgefüllt.

   Anders in den USA. Brüllendes Gelächter im Weissen Haus. "Wie hiess dieser Clown aus Deutschland? Freedritsch? Fritz? Frimp? Der ist bei den Krauts anscheinend ein Minister mit eigenem Flugzeug. Hat der eigentlich gemerkt, dass er mit dem Chef der Putzkolonne sprach?! Aber die Zusage, jede abgefangene Mail auszudrucken und zu zerreissen, fand er richtig gut. Wie wär*s: Wir schicken die Fetzen nach Berlin für eine Konfettiparade!" Die restlichen gesendeten Bilder unserer Drohne gingen im Qualm Abertausender Kugelgrills unter. Wir gehen demnächst näher ran um rauszufinden, wie man Putensteaks so mariniert, dass sie aussen schwarz und innen schön kalt sind.

 

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