Die Amis tun es, die Briten
tun es, und die Franzosen jetzt offenbar auch. Da darf man sich
schon mal die Frage stellen: Und was ist mit uns? Also ich zahl'
nicht Steuern, damit sich unsere Geheimdienstler einen flotten
Lenz machen. Die Typen sollen was schaffen! So ganz blicke ich
bei der Abhörerei und Datensammlerei nicht mehr durch, aber
ich habe das Gefühl, das läuft ein bisschen wie bei den Autobahngebühren.
Alle tun es. Nur wir diskutieren noch darüber

Andererseits,
ich kann unsere Geheimdienstler auch verstehen. Aus Milliarden
von Datenverbindungen diejenigen herausfischen, an deren Ende
mutmasslich ein Bömbchen hochgeht - einfach stell' ich mir das
nicht vor. Ich weiss, wovon ich rede. Ich höre ja auch mit,
wenn auch nich ganz freiwillig. Unglaublich, was man bei einer
Stadtbahn- oder S-Bahnfahrt so alles mitbekommt. Wenn ich mir
vorstelle, so was müsste ich mir den lieben langen Tag anhören,
ich tät durchdrehen.
Ganz zu schweigen
von irgenwelchen Scherzbolden, die in ihren E-Mails Begriffe
wie Sprengstoffgürtelrose oder Salafisten-Workshop unterbringen
- nur um die Geheimdienstler auf Trab zu halten. Und dann ständig
die Anfragen irgendwelcher Werbetreibenden. Ob man nicht mal
die Bewegungsprofile von 35-jährigen Golffahrern mit Hochschulabschluss
herausrücken könne. Selbstverständlich verschlüsselt. Man habe
da ein völlig neuartiges Auto-Shampoo entwickelt und wolle wissen,
wo sich die Zielgruppe am kommenden Samstag herumtreibt.
Ich
weiss nicht, wie es Ihnen geht. Womöglich bin ich naiv, aber
hinter der ganzen Datensammlerei einen Skandal zu erkennen,
will mir nicht gelingen. Diese Woche sass ich mit Kollegen beim
Kaffee. Ich hatte mich gerade so richtig warm geredet, als ich
mich umsah und merkte, dass kein Schwein mehr da war. Das sind
so Momente, meine lieben Leser, da wünscht man sich nichts sehnlicher,
als dass irgendwo da draussen in der grossen weiten Welt wenigstens
ein Mensch ein Ohr für einen hat.
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