Die ganze Welt starrt wie
gebannt auf den Bauch von Herzogin Kate. Die ganze Welt? Na
ja, sagen wir mal die halbe Welt. Ein Teil der Weltbevölkerung
hat das Gedöns um die schwangere Gattin von Prinz William satt
und ist nach Jahren des Schlankheitswahn und der Fitness-Diarrhoe
zu sich selbst gekommen. Millionen von Männern haben diese Woche
an sich heruntergeschaut und dabei ein lang vernachlässigtes,
gutes Stück wiederentdeckt: Ihren Bauch.
Horden
deutscher Trinkhallenbesucher zogen "Mein Bauch gehört
mir" und "Schluss mit dem Kesseltreiben" skandierend
durch Fussgängerzonen und propagierenten mit freinem Oberkörper
das neue Bauchgefühl. In England erhielt die "My Bauch
is my castle"-Bewegung massenhaft Zulauf. Wie Herrenpilse
schossen Selbsthilfegruppen aus dem Boden, um gegen den Gegenentwurf
des männlichen Bauchs, den Waschbrettbauch, ins Feld zu ziehen.
"Waschbrettrücken, ja bitte!", riefen sie. Ein Mann
ohne Vorbau sei wie England ohne Thronfolger, Wie Kate ohne
William. Wie Prinz Harry ohne Ausfallerscheinigungen.

Nur
Minderjährige tragen ihren Ranzen auf dem Rücken, sagten führende
Bauchtumspfleger in einem ARD-Brennpunkt. Immer mehr Männer
schlagen aus ihrem Brauereigeschwür Kapital und eröffnen einen
Bauchladen. Selbst das politische Berlin blieb vom Aufstand
der Wampen nicht verschont. In der SPD wurde darüber diskutiert,
ob Sigmar Gabriel, die dauertwitternde Plauze aus Goslar, nicht
der bessere Wal wäre, um die Kanzlerin zu überrollen. Näheres
dazu Sonntag, 21.45 Uhr, bei Bauch, pardon Jauch - wobei die
Frage erlaubt sein muss, ob der magere Moderator in dem Fall
die richtige Besetzung ist.
Wie jeder
gesellschaftliche Wandel so produziert auch die Rückkehr des
Wanstes Verlierer. Die fettabsaugende Schönheitsindustrie kommt
inzwischen auf dem Zahnfleisch daher. Wie gross die Not ist,
mag man daran erkennen, dass Doktor Werner Mang, dem Schnitzer
vom Bodensee, bei Jauch ein Spendenspeck überreicht werden soll.
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